Kompostieren in Basel: so ein Chrüsimüsi

In Basel herrscht Wildwuchs bei den Kompostier-Arten: Da gibt es private Haufen, Quartierkomposte und Bio-Klappen. Was nicht kompostiert wird, das landet im Bebbi-Sagg. Und das ist mehr, als man denkt.

Küchenabfälle
Chrüsimüsi!

Vor ein paar Tagen hat uns Bajour-Leserin Antonia eine E-Mail geschrieben. Sie nervt sich über eine fehlende Bioabfuhr in Basel. Das kleine Angebot an Möglichkeiten in der Stadt verunmöglichen ihr das Kompostieren, bedauert sie. Ihre Küchenabfälle landen im normalen Kehricht. Das führe dazu, dass es in ihrem Bebbi-Sagg anfängt zu stinken – und gar zu kriechen 😳.

Für die Kompostierung in Basel ist primär die Stadtgärtnerei zuständig. Die haben eine Kompostberatung, welche wir kontaktiert haben. Monika Rytz hat uns unsere Fragen zum Basler Kompostiersystem beantwortet.

Also, wie geht Kompostieren in Basel?

Statt einer Bioabfuhr hat Basel 26 Quartierkomposte, organisiert von privaten Vereinen. Der Haken: Die meisten haben nur eine Stunde am Samstagmorgen geöffnet.

Warum ist das so? «Die beschränkten Öffnungszeiten liegen daran, dass das Material nach der Annahme auch verarbeitet werden muss. Daher ist die Anwesenheit einer fachkundigen Person zwingend», so Rytz. Das sei Freiwilligenarbeit und deshalb nur eine Stunde in der Woche möglich.

Öffnungszeiten Kompostplatz
Offen am Samstag von 10 bis 11 Uhr – dass die Freiwilligen so früh aufstehen müssen... (Bild: Ina Bullwinkel)

Zu den Küchenabfällen müsse noch die gleiche Menge Häcksel hinzugegeben werden und man müsse schauen, dass der Kompost immer feucht bleibt. «Wenn man das nicht tut, fängt der er an zu stinken. Das würde zu Konflikten mit Anwohner*innen und Passant*innen führen.» Dabei will man sich nicht auf die Eigenverantwortung der Basler*innen verlassen.

Zu den kurzen Öffnungszeiten kommt hinzu, dass die meisten Quartierkomposte überlastet sind, es gibt sogar Wartelisten.

Stinkende Küchenabfälle sind auch für Antonia ein Problem, denn die kurzen Öffnungszeiten verunmöglichen ihr das Kompostieren. Was kann sie sonst machen?

Dir stinkts?

Eine weitere Möglichkeit sind die sieben Bio-Klappen. Nur: Die sind sehr sporadisch in Basel verteilt und vor allem in den äusseren Quartieren vertreten. Was sollen die Basler*innen in der Innenstadt machen?

Der Vorschlag von Monika Rytz: Wenn weder ein Quartierkompost noch eine Bio-Klappe zur Verfügung steht, empfiehlt sie, selbst zu kompostieren. «Falls Sie den Kompost nicht selber gebrauchen können, können Sie ihn in unsere Kompostsäcke abfüllen und im Frühling (wenn die Gartensaison losgeht) mit einem Schild ‹zum Mitnehmen› vor die Türe stellen. Meistens wird er innerhalb weniger Tagen abgeholt, irgendwer kann den schon brauchen.»

«Das heutige Kompostiersystem in Basel ist ausbaufähig.»
Matthias Nabholz, Leiter Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt

In Zürich gibt es seit 2013 eine Lösung für das Kompost-Chaos. Für 180 Franken im Jahr werden sämtliche Küchenreste abgeholt. Jede oder alle zwei Wochen kommt eine Bioabfuhr und holt die Küchenreste aus einem im Preis inbegriffenen Container vor der Haustüre ab.

Das funktioniert aber nicht nur weit weg in Zürich so, sondern auch ganz nah: in Allschwil. Wieso setzt Basel auf Eigenverantwortung, während andere Städte die Kompostierung einheitlich organisieren?

Wie wäre es stattdessen mit einer Bioabfuhr?

«Basel-Stadt hat eine sehr beschränkte Fläche», sagt Rytz. Deshalb gäbe es keine Bioabfuhr. Ausserdem sei es eine Frage der Logistik, der Politik und der Ressourcen. «Vor 30 Jahren hat man daher als erste Stadt als Pionierin angefangen, die baselstädtische Bevölkerung zum Kompostieren zu motivieren: im Hinterhof oder in den Quartierkomposten.»

Während die Kompostberatung die Möglichkeit einer Bioabfuhr als unwahrscheinlich und schwierig abtut, sieht das das Basler Amt für Umwelt und Energie anders. Amtsleiter Matthias Nabholz hält es gar für die bessere Lösung. «Das heutige Kompostiersystem ist ausbaufähig, denn noch immer landen rund 30 Prozent der Bioabfälle, die eigentlich in den Kompost oder in eine Biogas-Anlage gehören, im gebührenpflichtigen Bebbi-Sagg.» Leider sei ein System wie in Zürich aber nicht möglich, wegen des Vorgartenschutzgesetzes (ja, in Basel gibt es ein Gesetz, das es den Bürger*innen verbietet, Container im Vorgarten stehen zu haben).

«Noch immer landen rund 30% Bioabfälle im Bebbi-Sagg.»
Matthias Nabholz, Leiter Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt

«Deshalb ist im Bachlettenquartier ein Pilotversuch mit Unterflurcontainern geplant». Im Moment gäbe es noch viele Einsprüche, aber sollte der Pilotversuch positiv ausfallen, müsse man dem Grossen Rat «einen neuen Ratschlag mit einer flächendeckenden Bioabfallsammlung für Basel» vorlegen. Das wäre dann eine Bioabfuhr auf die Basler Art, also ohne Container im Vorgarten.

Für Bajour-Leserin Antonia wäre das die bessere Lösung als das heutige Kompostiersystem. Wenn sie Glück hat, fällt der Pilotversuch im Bachletten trotz aller Beschwerden positiv aus und sie kann sich bald über eine Bioabfuhr in Basel freuen. Bis dahin wird es wohl bei den 30 Prozent Bioabfall im Bebbi-Sagg bleiben.

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