Kopflos ins Wochenende? Mach's nicht wie Trump!
Die Kunsttage besorgen dir eine Überdosis Kultur. Wir verraten dir, wie du da nüchtern durchkommst – und wo du in Basel sonst noch hin kannst.
Hallo, Kulturfreund*innen! Dieses Wochenende habt ihr, ich kann's nicht anders sagen, die Qual der Wahl. Denn nicht nur praktisch jedes Kunstmuseum und jede Galerie buhlt um eure Gunst, nein, es ist auch sonst einiges los.
Wo soll's also hingehen?
Ich habe mich durchs Kulturprogramm gewühlt und verrate euch, worauf ich mich am meisten freue:
Kunsttage mit Trump und anderen Provokationen 🔪
Niederschwellige und entspannte Kunst-Erlebnisse: Das verspricht die zweite Ausgabe der Kunsttage Basel, die von Donnerstag bis Sonntag stattfindet. Insgesamt 55 Museen, Galerien und Kunsträume locken mit freien Eintritten, von der Fondation Beyeler in Riehen bis zum Kunsthaus Baselland auf dem Dreispitz und alles dazwischen.
Weil man sich in diesem grossen Angebot, das vor allem das regionale Kunstschaffen in der Vordergrund stellen will, auch schnell einmal verlieren kann, haben sich die Initiant*innen etwas Smartes einfallen lassen: Auf digitalen Enteckungs-Parcours führen dich verschiedene Persönlichkeiten aus der Basler Kulturszene durch ihre persönlichen Highlights, unter ihnen etwa Elena Filipovic von der Kunsthalle, Samuel Leuenberger vom Art Basel Parcours und Roland Wetzel vom Museum Tinguely. Eine vollständige Übersicht findest du hier.
Mein Tipp: Kurz reinschauen, und dann selber auf Entdeckungstour gehen!
Die Kunsttage sind auch eine gute Gelegenheit, die grosse Kara-Walker-Ausstellung («A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be») zu besuchen, die am Samstag im Kunstmuseum losgeht. Die Künstlerin aus Kalifornien ist für aufsehenerregende Scherenschnitte zu Themen wie Rassismus, Sexualität und Gewalt bekannt.
In Basel präsentiert sie nun erstmals über 600 Zeichnungen, die sie 28 Jahre lang in ihrem Atelier unter Verschluss gehalten hatte. Darunter auch das provokative Bild (Ausschnitt oben) von Barack Obama mit dem abgetrennten Kopf von Donald Trump.
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3. bis 6. Juni, diverse Museen
Kara Walker: «A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be»
ab Samstag, 5. Juni im Kunstmuseum Basel.
Gedenkanlass für eine Grosse 🖋️
Die grosse Basler Schriftstellerin Adelheid Duvanel würdigte die Mittellosen und Verschrobenen und schrieb vom Recht, lebensuntüchtig zu sein. Ihre Sprache war so dicht, dass ihre literarischen Erzählungen meist nur zwei bis drei Seiten umfassten.
Dieses Jahr wäre Duvanel, die in Liestal aufwuchs, 80 geworden. Ihr Todestag liegt 25 Jahre zurück. Quasi zu diesem doppelten Jubiläum ist nun im Limmat Verlag erstmals ein Sammelband mit all ihren 251 Erzählungen erschienen.
Mit einem Gedenkanlass im Dichtermuseum Liestal soll Duvanel diesen Freitag umfassend gewürdigt werden. Während Friederike Kretzen und Elsbeth Dangel-Pelloquin die von ihnen betreute Gesamtausgabe von Duvanels Werken vorstellen, berichtet die Literaturvermittlerin Martina Kuoni aus Duvanels schwierigen Leben. Und der Basler Germanist Albert M. Debrunner erzählt von seinem Bestreben, die Erinnerung an diese bedeutende Autorin in Basel aufrechtzuerhalten.
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Ein hellhöriges Werk am Abgrund. Zum 25. Todestag von Adelheid Duvanel
Freitag, 4. Juni, 19 Uhr, Dichter- und Stadtmuseum Liestal.
Adelheid Duvanel: «Fern von hier. Sämmtliche Erzählungen»
Limmat Verlag, 792 Seiten.
Herrlich böser Kino-Spass 💉
«Die Herbstzeitlosen» ist bis heute (hinter «Die Schweizermacher») der zweiterfolgreichste Schweizer Kinofilm aller Zeiten. Die Komödie über eine Grossmutter, die Dessous verkauft, lockte 2006 fast 600'000 Menschen ins Kino. Nun legt die Regisseurin Bettina Oberli mit einer neuen Komödie nach: mit «Wanda, Mein Wunder».
Der Film handelt von einer polnischen Pflegerin (gespielt von Agnieszka Grochowska), die den Haushalt einer verklemmten Zürcher Goldküstenfamilie schmeisst und sich um den bettlägerigen Patron (André Jung) kümmert. Wanda wäscht ihn, hilft ihm in seine Kleider, und ist auch zur Stelle, wenn der knurrige alte Mann Sex von ihr will – für ein Tausendernötli. Das Geld schickt sie nach Polen zu ihrer Familie.
Wer jetzt ein Feuerwerk an Klischees und Schenkelklopfer-Humor befürchtet, wird positiv überrascht. Denn als Wanda ungewollt schwanger wird, dreht sie den Spiess um. Bald weiss man als Zuschauer*in gar nicht mehr, wer hier von wem abhängig ist.
«Wanda, Mein Wunder» entpuppt sich als eine bitterböse, subtile Satire voller herrlich böser Szenen. Das ist kein sorgenfreier Gassenhauer wie damals «Die Herbstzeitlosen» – und hätte genau darum mindestens so viele Zuschauer*innen verdient.
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«Wanda, Mein Wunder» (Schweiz, 2020), 110 Minuten. Regie: Bettina Oberli.
ab Donnerstag, 4. Juni in den Kinos Capitol, Küchlin und Atelier.
Gemütlicher Rheinspaziergang mit Haydn 🎻
Pop-Up Klassik – so heisst eine neue Konzertreihe, die das Kammerorchester Basel aufführt, und zwar draussen, unter freiem Himmel.
Heisst konkret: Wer kommenden Montag ab 17 Uhr am Rheinufer spazieren geht, kann das zu den Klängen von Haydns «Lerchen-Quartett» (Streichquartett Nr. 5 D-Dur, op. 64) und Boccherinis Cello-Quintett (Nr. 4 C-Dur, op.10 und Nr. 3 c-Moll, op.10) tun. Für einen optimalen Klanggenuss empfiehlt das Kammerorchester Interessierten, vor dem Haus «Zum rothen Schneck» (Ecke Reverenzgässlein und Oberer Rheinweg) zu verweilen.
Bei schlechtem Wetter würde das Konzert um einen Tag auf Dienstag, 18.30 Uhr, verschoben. Der Eintritt ist gratis.
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Pop-Up Klassik: «Musik am Hof»
Montag, 7. Juni, 17 Uhr, Rheinufer.