Der Live-Bericht vom Schwingfest. Das war Tag 1.

Potz Zwilch und Schnupf: Der streng sachliche Ticker von der grössten Show der Schweiz.

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Zuschauer Alphons sagt: «Für mich passts.»

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert. Die neusten Einträge erscheinen jeweils zuoberst. Für einen chronologischen Ablauf bitte von unten nach oben lesen.

Du hast unsere Warm-Up verpasst? Hier liest du eine Reportage über Pratteln, den urschweizerischen Austragungsort des Alpenfests. Da haben wir eine historische Einordnung: Ist Schwingen eine Erfindung aus der Stadt? Wird bei der Einteilung der Schwingduelle gemischelt? Unsere grosse Recherche in Kooperation mit SRF zeigt: Ja. 

17:15 Uhr – Die Lage spitzt sich zu

Dieser Ticker muss sich einen neuen Namen geben – live-Bericht ist fast nicht möglich. Schnell updaten auch nicht. Das Internet ist kurz vor Kollaps. Draussen geht ein wildes Gewitter nieder, überall Sturzbäche von Zeltdächern und Bühnen. In den Zeltern ist es sehr eng und das fortgeschrittene Ausmass der Alkoholisierung zeigt Wirkung. Es ist sehr laut. Es ist auch sehr lustig, aber nicht für alle gleich lustig. Der Berichterstatter schwenkt die weisse Fahne. Das wars vom Samstag am Eidgenössischen Schwing und Älplerfest.

Für alles aktuelle in den sportlichen Belangen verlinken wir gerne auf die Kolleg*innen von SRF Sport. Zur grossen Übersicht. 


Bajour hat den zweiten Tag des grössten Events der Schweiz auf Instagram dokumentiert. Hier kannst du die Stories mit einem Klick auf das Profil nachschauen. Bis morgen.

Schwingfest
Alle Versuche, im Festzelt des Südwestschweizer Schwingerverbands zu arbeiten, sind gescheitert. Bei nächster Gelegenheit wäre ein Platz auf der Pressetribüne doch keine so schlechte Idee.

16:15 Uhr – Kontakt in die Szene

Haben im Tumult unter den Zuschauer*innen zwei Schwinger zu fassen gekriegt. Roman Sommer aus Sumiswil und Sinisha Lüscher vom Nordwestschweizer Verband. Beide fanden, es sei schon toll vor so vielen Leuten zu schwingen, auch wenn sie die meisten ihrer Kämpfe verloren haben. Da sassen sie jetzt. Sägemehl klebte in jeder Pore. Und man hätte so gern mit ihnen darüber geredet, was sie da eigentlich machen. Schwitzen, ächzen, was ist das für ein Leben, das die führen?

Aber das hat keinen Platz, nicht heute. Sinisha will schnell aus der Arena raus und rüber in die Schutzzone, wo nur die Schwinger hindürfen. Du kannst das Video hier anschauen.

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15:30 Uhr – Stadion

Unter Umständen, die niemals öffentlich werden dürfen, sind wir jetzt doch ins Stadionsinnere gelangt. Rechts neben uns schwingt der Fanclub von Gnägi Damian eine sehr grosse Fahne mit seinem Gesicht drauf. Gibts sowas wie Schwing Ultras? Hier sind sie. Die Arena ist, man hat das ja oft lesen können aber es ist wirklich so, wirklich gigantisch. Schwinger treten vor ihren Wettkämpfen an die Brunnen und peitschen sich das Wasser ins Gesicht und schlagen sich mit den Fäusten auf die Brust.

Dann wird geschwungen. Und wer gewinnt, geht zur Tribüne «seines» Teilverbands und lässt sich vom Publikum feiern.

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15:00 Uhr – Kappelle

Hinter der Arena, am Rand des Festgeländes haben die fünf Teilvebände ihre Festzelter aufgestellt. Dort drin wird Wurst serviert und Bier, wirklich viel Bier. Dazu spielen Ländlerkapellen, junge, alte, manche singen und manche nicht. Im Zelt des Nordwestschweizer Verbands sitzen drei Jungs, zwei mit Handorgel und einer am Bass. Sie schwanken auf ihren Hockern von links nach rechts und sind offenbar einigermassen angeschickert. Aber die Finger fliegen über die Tasten als wär nix, es kommt auch keiner aus dem Rhythmus. Wie machen die das?

Die Leute klatschen ein bisschen mit und Schunkeln. War war es. So wirds immer sein.

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(Bild: Daniel Faulhaber)

14:22 Uhr – Blick durch den Spion

Bajour wäre nicht Bajour wenn es nicht Mittel und Wege fände, einen Blick in die streng abgeschirmte Arena zu werfen. Mittels findiger Kontakte zur lokalen Polit-Prominenz aka Grünen-Grossrat Jerome Thiriet haben wir ein Bild von drinnen ergattert. Hier ist es. Wahnsinn.

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(Bild: Jerome Thiriet)

14:15 Uhr – Technische Pannen II

Klassische Übertragungsprobleme, die man auch aus der Nischensportart Fussball kennt: Es fällt ein Tor, die Nachbarschaft jubelt, aber dein Stream hinkt hinterher. So ist das hier auch. Aus der Arena schwappt regelmässig der Powerapplaus aus 50'000 kräftigen Handpaaren hinaus aufs Festlgelände. Aber draussen, vor der Leinwand fürs Volk, ist der Schwung noch voll im Gang. «Verreckt», schimpft einer, «Schyyssdräckch».

13:00 Uhr – Sagen was ist

Das Trend- und Trachtenmedium Bajour hat aus unerfindlichen Gründen keinen Platz auf der Pressetribüne in der Arena ergattern können. Aber mit Blick aufs Festgelände (zur Mittagszeit ordentlich ausgelastet) lässt sich erahnen: Auch hier gibts was zu erleben. Zwei kleine Buben, klassische Hustlerpreneurs, schleppen eine Kiste leere Bierflaschen übers Feld. 

Ein Franken Depot pro Flasche. Wirtschaftsmotor Esaf.

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Gute Dienste. (Bild: Daniel Faulhaber)

12:30 Uhr – Der Adler ist gelandet

Gute Nachrichten, wir sind drin. Ohne Tracht. Die Ländlerkapelle Wartebärg posiert vor einem Brunnen fürs Teambild. Dann gehts ab ind Möscht. «Heimspiel», jubelt die Klarinettistin. Der Wartebärg ist direkt neben dem Gelände. Eine spontane Laola Welle begleitet die Kapelle beim Gang ins NWSV Verbandszelt.

Mann ist das heiss hier.

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Die Ländlerkapelle Wartebärg. (Bild: Daniel Faulhaber)

11:15 Uhr – Die Trachtenfrage

Auf Instagram sehen wir, dass die versammelte Basler Politik offenbar eine Schweizertracht im Schrank hängen hat. Jetzt stehen sie am ESAF auf der Tribüne und ballern Swissness. Eigentümlich, aber wahrscheinlich steht das so in der Knigge für die Offiziellen.

Wir haben andererseits keine Tracht dabei und mit zunehmender Trachten-Dichte in unserem Instagram-Feed stellt sich die nagende Frage: Kommen wir in diesen Club überhaupt rein, unbetrachtet wie wir sind? Müssen wir uns auf eine Auseinandersetzung mit dem Türsteher einstellen?

Diese Reise dauert einfach viel zu lange. Zeit, dass wir da sind.

11:00 Uhr – Der Favorit schon angeschlagen

Bei SRF Sport zeigen sie jetzt eine Porträt von Samuel Giger, 194 Zentimeter gross, 122 Kilo schwer. Giger ist Königsanwärter auf den Titel, hat aber im ersten Gang nur «gestellt». Das ist unentschieden und wird mit der Note 8,75 oder 9.00 (bei offensiver Schwingweise) bewertet. Den zweiten Gang hat Giger dann gewonnen. 

In seinem normalen Leben ist Giger Lastwagenfahrer. Er hat kürzlich das Arbeitspensum von 100 auf 80 Prozent reduziert, damit er mehr trainieren kann. And it shows: 

Schwingen
(Bild: Daniel Faulhaber )

10:30 Uhr – Technische Störung

Man wäre gerne langsam da, wo heute die grösste Show der Schweiz steigt. Aber die SBB meldet: Technische Störung, Zug hält. Wir tun, was in solchen Fällen schon immer geholfen hat: Einen ätzenden Tweet @sbb absetzen. Leise aber für alle übrigen Reisenden deutlich hörbar über «diesen Saftladen» schimpfen.

Eine Sitzreihe weiter hinten zieht sich jemand etwas Schnupf durch die Nase. Priis.

Wiedermal die tolle Erfahrung: In öffentlichen Verkehrsmitteln will niemand jemals interagieren. Ausser es ist Panne. Dann sind die Schweizerlis plötzlich ein einig Volk von Mechaniker*innen und es wird im Rudel über mögliche Ursachen gerätselt. Starke Gemeinschaftsgefühle wehen durchs Abteil.

«Geschätzte Fahrgäste unser Zug verkehrt mit verminderter Geschwindigkeit.»

7:30 Uhr – Es geht los

Einmarsch der Schwinger. 50’000 in der Arena. Morgenrot daher, Alphörner, Gänsehaut. Als Reporter aus städtischem Gebiet sind wir um diese Zeit noch im Bett, alles andere wäre Aneignung ortsfremder Sitten.

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Themeninputs und Hinweise gerne an [email protected] . Twitter: @dan_faulhaber


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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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