Luigi, bewahre uns vor dem Bösen!

Wie viele Hiobsbotschaften muss der FCB-Fan noch ertragen? Statt zu fluchen, schickt Didi-Offensiv-Kolumnist Beni Pfister ein Stossgebet an den Schutzpatron der Fussballer*innen.

Der heilige Luigi

Hiob ist gerade ein vielbeschäftigter Mann. Seine Botschaften sind überall gefragt. Nur schon der FC Basel füllt regelmässig seine Auftragsbücher. Es vergeht gefühlt kaum eine Woche ohne neue Hiobsbotschaft aus dem Turm zu St. Jakob.

Nachdem es einige Zeit ruhiger war, wurde anfangs Woche bekannt, dass Ruedi Zbinden als Sportchef zurücktritt, Marcel Kollers Vertrag nicht verlängert wird, dafür Corona neu dazu gestossen ist.

Als FCB-Fan denke ich nach jeder Hiobsbotschaft: «So, jetzt ist dann mal gut, schlimmer geht es nicht.» Und dann überrascht mich der FCB immer wieder aufs Neue. Hoffentlich kommt Hiob bald zur Ruhe.

«Als FCB-Fan denke ich nach jeder Hiobsbotschaft: ‹So, jetzt ist dann mal gut, schlimmer geht es nicht.›»

Kennst du Hiobs Geschichte aus der Bibel? Er wurde zum Opfer eines Disputs zwischen Gott und dem Teufel. Der Teufel unterstellte Gott, dass die Menschen nur solange an ihn glaubten, solange es ihnen gut ginge. Sobald Katastrophen und Leid die Menschen träfen, würden sie von Gott abfallen.

Gott bot dem Teufel den Gegenbeweis an. Und nun kam der arme Hiob ins Spiel. Mit Gottes Erlaubnis prüfte der Teufel die Gottestreue von Hiob. Er verlor durch Naturkatastrophen seine Rinder und Schafe; sein Haus, in dem sich seine Kinder befanden, brannte nieder. Doch der Teufel scheiterte. Hiob blieb in seinem Glauben an Gott standhaft.

Testet der Teufel die Treue der Fans?

Deshalb bezeichnen wir Unglücksnachrichten als Hiobsbotschaften. Was heissen also solche Botschaften im Zusammenhang mit dem FCB? Testet der Teufel die Treue der FCB-Fans zum Club? Wer ist dann dieser gefallene Engel, der die Geduld der FCB-Fans so dermassen strapaziert?

Was praktisch niemand weiss: Es gibt einen Gegenspieler zum Bösen in der Fussballwelt. Der Heilige Aloisius Luigi Scrosoppi ist offizieller Schutzpatron der Fussballer*innen und der Fans. Vor genau zehn Jahren, am 22. August 2010, erhielt Scrosoppi mit offizieller Genehmigung des Vatikans die neue Schutzfunktion zugesprochen.

Die Initiative zu seiner Ernennung stammt aus Österreich. Im Vorfeld der WM 2010, die ohne Österreich stattfand, machte sich ein Österreicher auf die Suche nach einem möglichen Schutzpatron. Und tatsächlich: Ein Jahr nach der Ernennung des Heiligen Scrosoppi wurde Marcel Koller zum österreichischen Nationaltrainer und schaffte das Wunder einer sportlichen Qualifikation für ein Endrunden-Turnier (EURO 2016).

«Was praktisch niemand weiss: Es gibt einen Gegenspieler zum Bösen in der Fussballwelt. Der Heilige Aloisius Luigi Scrosoppi.»

Wer aber ist dieser Scrosoppi? Er wurde 1804 geboren, stammt aus Udine und wurde mit 23 Jahren Priester. Es schloss sich dem Orden der Franziskaner an und gründete während seines Lebens ein Waisenhaus und ein Heim für gehörlose Mädchen. Das Volk verehrte Scrosoppi als Freund der Kinder, Armen und Kranken. Mit 80 Jahren verstarb er. Scrosoppi wurde im Juni 2001 heilig gesprochen.

Und weshalb wurde nun ein Freund der Kinder, Armen und Kranken Schutzpatron für die Fussballer*innen und Fans? Ganz einfach, die Initianten aus Österreich sahen bei Scrosoppi die für den Fussball wichtigen Tugenden Teamgeist, Fairness und Ausdauer vereint.

Wenn fluchen nichts mehr hilft

Seit 2010 nimmt der neue Schutzpatron gerne Stossgebete Richtung Himmel in Empfang. Für die Leid geprüften Fans gibt es also neben dem Fluchen die Möglichkeit, Wünsche bei ihm zu deponieren.

Aber statt Ausrufen wie «Hey Scrosoppi, bitte sorg für billigeres Bier im Joggeli» oder «Aloisius, bitte, lass Cabral nicht nach England ziehen» belasse ich es zur Zeit beim einfachen: «Lieber Luigi, bewahre uns vor weiteren Hiobsbotschaften.»

Und, Luigi, falls Du es nicht alleine schaffst, melde dich doch mal beim Heiligen Sankt Jakob. Der hat den Beinamen Donnersohn und wurde früher als Helfer in Schlachten angerufen.

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