Verteidigungsministerin Viola Amherd hat es sich zum Ziel gemacht, mehr Frauen fürs Militär zu gewinnen: bis 2030 soll es 10 Prozent Frauen in der Armee haben – aktuell sind es 1,4 Prozent. Dafür möchte sie den Orientierungstag für Frauen obligatorisch machen, wie sie im «Eco Talk» von SRF sagte. Dafür bräuchte es aber eine Verfassungsänderung. Die Kantone sind für den Orientierungstag zuständig. Auf freiwilliger Ebene können sie solche auch für Frauen anbieten. In beiden Basel organisiert eine bikantonale Projektgruppe regelmässig Orientierungstage für Frauen. Wir gehen bei unserer Frage des Tages noch einen Schritt weiter und fragen:

Militärpflicht für Frauen?

2378 Stimmen
Franziska Zambach
Franziska Zambach
Moderation
Top antworten
Stephan Buchmann
Antwort auf Basel Briefing

Meiner Meinung nach sollte jede junge Frau und jeder junge Mann einen obligatorischen Dienst für die Gesellschaft leisten. Und zwar sollte die Wahl möglich sein zwischen entweder Militärdienst oder Sozialdienst. Die Dauer der Dienstleistung sowie die Vergütung dafür sollte ebenfalls für alle gleich sein. Zudem sollten sie für diese Zeitdauer von der Steuerpflicht befreit sein, da ja eine Art Frondienst für den Staat geleistet wird.

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Johannes Sieber
Grossrat GLP

Ein Problem der gesetzlichen Gleichstellung

Vor dem Gesetz sind alle gleich – unabhängig von ihrem Geschlecht. Die Militärpflicht für nur ein Geschlecht ist nichts anderes als ein Problem der gesetzlichen Gleichstellung. Ein Missstand, der behoben werden muss: Millitär für allle freiwillig oder für alle Pflicht.

Noémie Roten
Kampagnenleiterin der Service Citoyen-Initiative

Eine richtige Reform des Dienstpflichtsystems

Ja, endlich! … oder endlich mal was anderes: eine richtige Reform des Dienstpflichtsystems wie dies die eidgenössische Volksinitiative «für eine engagierte Schweiz» es fordert: Den zeitgemässen Einsatz aller für alle zugunsten der Allgemeinheit und der Umwelt, sei es als Rettungssanitäterin in der Armee, beim Pflegen von sturmgeschädigten Wäldern im Zivilschutz oder bei der Arbeit mit suchtgefährdeten Jugendlichen im Zivildienst.

Nola Bally
Architektur

Zivildienst für alle UND Elternzeit für alle

Eine Zivildienst-Pflicht für alle jungen Menschen fände ich sinnvoll. Der Einsatz beim Militär könnte eine möglicher Dienst sein. Aber vorallem kämen alle dazu einen Einsatz für Bergwald oder in einer Sozialeinrichtung etc. zu leisten, und nicht nur die, die selber die Ressourcen haben ein Zwischenjahr nach der Schule einzulegen. Ich kenne etliche junge Männer, deren Zivildienst-Erfahrungen wegweisend waren für ihre Berufsfindung und finde, diese Chance müssen auch junge Frauen bekommen. Denn bei selbstorganisierten Praktikas- oder Volunteer-Einsätzen legt man finanziell meist selber drauf und so steht dieser Weg etwas beizutragen (was bei mir nach der langen Schulzeit ein tiefes Bedürfnis war) und sich auszuprobieren (essentiell um einen passenden Beruf zu finden) auch wieder nur bestimmten Bevölkerungsgruppen offen...

Die konsequente Weiterführung einer Zivildienst-Pflicht ist aber auch eine gleichberechtigte Elternzeit für alle neuen Eltern. Denn natürlich stellt es für Arbeitgeber eine Herausforderung dar wenn ihre jungen Arbeitnehmer*innen für Zivildienst (nicht in allen Lebenssituationen wird ein Zwischenjahr sinnvoll sein) ausfallen und so lange es nur den Mutterschaftsurlaub gibt, wären junge Frauen bei einer Zivildienst-Pflicht aus Arbeitgebersicht ein "mehrfaches Risiko". Wenn die Elternzeit jedoch gleichberechtigt ausgestaltet ist muss jeder Arbeitgeber auch bei einem jungen Mann mit einer Pause wegen Vaterschaft rechnen, was das "Spielfeld" ebnen würde...

Mahir Kabakci
Mahir Kabakci
Grossrat SP, angefragt von Bajour

Soziales Pflichtjahr für alle

Ich bin dafür, dass die obligatorische Wehrpflicht abgeschafft wird, da die Praxis nicht mehr zeitgemäss ist. Aus meiner Sicht sollte anstelle der heutigen Militärpraxis die Professionalisierung der Armee vorangetrieben werden, wie auch bei anderen modernen Armeen, welche die Wehrpflicht abgeschafft haben. Interessant fände ich es, dass anstatt der Wehrpflicht nur für Männer ein soziales Pflichtjahr für alle entstehen soll, mit dieser Änderung könnte auch dem Personalmangel in vielen sozialen Berufen entgegengewirkt werden

Barbara Heer
Barbara Heer
Grossrätin SP, angefragt von Bajour

Die Wehrpflicht gehört generell abgeschafft

Was auf den ersten Blick wie Gleichbehandlung aussieht, wäre in Realität ein grosser Rückschritt in der Gleichstellung. Wenn für Frauen genau gleich wie für Männer die Wehrpflicht gelten würden, würde dies die Ungleichheit für Frauen massivst verschärfen. Die konservative Kultur der Schweiz und die Strukturen bewirken für Frauen faktisch eine "Care-Pflicht". Frauen leisten heute schon den Grossteil der unbezahlten Arbeit, und leisten damit ihr Leben lang so etwas wie "Dienst an der Gesellschaft". Sie bezahlen dafür eine hohe Strafe mit enormen Lücken in der Altersvorsorge. Um Gleichstellung zu erreichen, müssen wir unbezahlte Care-Arbeit besser anerkennen und endlich gerecht zwischen den Geschlechtern verteilen, aber sicher nicht noch eine Wehrpflicht den Frauen aufbürden. Die Wehrpflicht gehört generell abgeschafft.

Edibe Gölgeli
Edibe Gölgeli
Grossrätin SP, angefragt von Bajour

Frauen tun genug für die Gesellschaft

Die Wehrpflicht ist ungerecht, solange die Gleichstellung in anderen Bereichen nicht erreicht wurde. Das Bundesgericht erklärte 1991, dass das Gleichstellungsgesetz primär dafür geschaffen wurde, die Situation der Frauen zu verbessern und nicht um ihnen weitere Verpflichtungen aufzuerlegen. Der Grundsatz hierbei ist, dass Gleichstellung als Anpassung nach unten vollzogen werden soll. Das bedeutet im Zweifel mehr Privilegien für alle anstatt mehr Pflichten für einige.

Isabelle Bellakovics-Aebin
24. Mai 2023 um 05:46

Zivildienst ja, Militärdienst nein

Wäre ich nochmals jung würde ich mir wünschen, dass Alle einen Zivildiensteinsatz leisten für die Gesellschaft und dies vielleicht 2 Mal im Leben: einmal im jugendlichen Alter und einmal nach der Pensionierung, idealerweise auf Freiwilligkeit ausgerichtet aber so etabliert, dass es eine Selbtsverständlichkeit ist, mitzumachen. Trotz oder grad auch wegen dem Ukrainakrieg bleibt meine Gesinnung mit Überzeugung pazifistisch und ich würde mich mit Vehemenz wehren, in den Militärdienst eingezogen zu werden, obwohl ich anerkenne, dass das Militär heutzutage speziell im Katastropheneinsatz durchaus eine Berechtigung hat. Aber eben... hier hinterfrage ich die Stellung des Wortes Militär in unserem "neutralen" Land und vermisse den Ausbau des Zivildienstes, welcher die Solidarität und Selbstwirksamkeit und somit den Zusammenhalt der Gesellschaft nur fördern könnte.

Ueli
24. Mai 2023 um 07:07

Gefragt ist Gemeinschaft

Eine Gemeinschaft der Herzen ist in. Militärköpfe sind out.

Saskia Schenker
Saskia Schenker
Direktorin Arbeitgeberverband Basel, angefragt von Bajour

Arbeitgeber unterstützen Milizsystem

Von Arbeitgeber-Seite aus unterstützen wir das Milizsystem in der Schweiz stark, auch wenn es den Arbeitgebern ein grosses Commitment abverlangt. Ich selbst habe mich lange bei Jugend & Sport (J+S) engagiert, auch das ist ja ähnlich wie das Militär eine Form von Engagement für die Gemeinschaft. Heute bin ich im Milizsystem der Politik engagiert.

Im Moment reden wir erstmal über einen obligatorischen Informationstag für Frauen, was aber nicht bedeutet, dass die Wehrpflicht für Frauen als logischer Schritt folgt. Vielmehr geht es beim Informationstag um Chancengleichheit, dass Frauen die gleichen Informationen und den selben Zugang zum Militär erhalten wie Männer.

Aebi
24. Mai 2023 um 07:53

Let's be honest...

Die Militärzeit besteht mehrheitlich aus warten. Dann wird man aufgefordert, irgendwo hinzugehen, nur um dort zu warten. Dann gibt es ein paar Drills, wo mein einfach stumpf gehorchen muss. Dann wird wieder gewartet

Sorry, aber jede noch so halb-reflektierte Person muss sagen, dass das Militär eine riesige Geldschleuder ist, die junge Menschen daran hindert, etwas wirklich Wichtiges oder Spannendes zu tun. Militärpflicht abschaffen, Berufsmilitär aufbauen, that's it.

Und für alle, die immer mit dem "Aber was wenn Krieg in der Schweiz"-Argument: Niemand kann in Zentral/Westeuropa einfach so angegriffen werden, ohne dass Nachbarsstaaten und die Nato eingreiffen würde. Und wenn dieser Verbund tatsächlich im Krieg sein sollte, dann bringt uns die mickrige Schweizer-Armee auch rein gar nichts mehr.

Aber ja, Facts zählen halt immer weniger als impulsive, unreflektierte Bauchgefühle...

Joris Fricker
Joris Fricker
Sekretariat GSoA, angefragt von Bajour

Obligatorium vs. Freiwilligkeit

Armee-Obligatorium für Frauen, aber bei gleichen Löhnen für gleiche Arbeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie setzt man seit Jahren auf Freiwilligkeit. Militarisierung geschieht immer auf Kosten von sozialer Sicherheit.

Anne-Cathérine Vaudaux
Antwort auf Basel Briefing

Für Alle die gleichen Rechte&Pflichten?

JA

Und was ist mit Kinder grossziehen?

Sozialkontakte pflegen im Haushalt

Eltern Pflegen, Freiwilligen Arbeit-

Wie werden diese Arbeiten vergütet- abgegolten? ( Milliarden die Benevol geleistet werden oft von Frauen, die kaum pensionskassen haben JA Alles muss auf den Tisch und dann die Abrechnung!

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