Die Schweiz hilft der Ukraine – gemessen an der Wirtschaftskraft – deutlich weniger hilft als die meisten anderen europäischen Länder, das zeigen neueste Daten des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel. Mit 0,03 Prozent des Bruttoinlandprodukts liegt die Schweiz in dieser Liste weit hinten. In den Daten werden aber zum Beispiel keine Hilfsprogramme von Privaten und von Gliedstaaten berücksichtigt und sie enthalten nicht die Hilfen für Geflüchtete. Zwar hat die Schweiz viele Ukrainer*innen aufgenommen, aber auch wenn diese Kosten berücksichtigt werden, liegt die Schweiz im europäischen Vergleich der Gesamthilfen auf einem der hinteren Ränge.

Ein weiterer Faktor für die Höhe der Hilfe: Aus Neutralitätsgründen liefert die Schweiz keine Waffen an die Ukraine und erlaubt anderen Ländern auch nicht, gekaufte Schweizer Waffen in die Ukraine zu exportieren.

Müsste die Schweiz mehr tun für die Ukraine?

836 Stimmen
David Rutschmann
David Rutschmann
Moderation
Top antworten
Cédric Wermuth Twitter
Cedric Wermuth
Co-Präsident SP Schweiz, angefragt von Bajour

Sanktionen konsequent umsetzen

Ja, die Schweiz müsste mehr tun. Sie sollte die Sanktionen endlich konsequent umsetzen, den russischen Rohstoffhandel über die Schweiz stoppen, die Übergewinne der Rohstoffkonzerne abschöpfen, mehr humanitäre Hilfe leisten und sich für einen Schuldenschnitt für die Ukraine einsetzen.

Franziska-Roth-1_highres
Franziska Roth
Nationalrätin SP Solothurn, Sicherheitspolitische Kommission, angefragt von Bajour

Neutralität bedeutet nicht Passivität

Die Schweiz darf sich nicht desolidarisieren. Neutralität bedeutet nicht Passivität. Im Aggressionskrieg von Russland gegen die Ukraine dürfen wir nicht zuschauen, bis die humanitäre Katastrophe total ist. Die Schweiz ist drittgrösster Investor in der Ukraine, ist aber laut dem Kieler Ukraine Support Monitor in Europa das Schlusslicht aller Länder darstellt, das der Ukraine Hilfe leistet. Selbst kleine Länder wie Malta und Zypern leisten pro Kopf mehr als die Schweiz - eine moralische Schande!

Thierry Burkart
Thierry Burkart
Präsident FDP Schweiz, Mitglied Sicherheitspolitische Kommission NR, angefragt von Bajour

Weitergabe von Kriegsmaterial muss möglich werden

Die Schweiz ist bereits aktiv vor allem bei der Aufnahme von Flüchtlingen und auf diplomatischer Ebene (Lugano-Konferenz). Hinzu kommt die humanitäre Hilfe. Die Schweiz muss sich gegenüber ihren Partnern und der Ukraine solidarisch zeigen – die FDP fordert, dass die Weitergabe von Kriegsmaterial möglich gemacht wird. Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats hat heute einen Schritt in diese Richtung gemacht.

Glückskette Fabian Emmenegger
Fabian Emmenegger
Kommunikation Glückskette, angefragt von Bajour

Zweithöchste Spendensumme in Geschichte der Glückskette

Aus der Sicht der Glückskette kann ich sagen, dass wir von den Schweizer*innen enorm viel Solidarität mit Ukrainer*innen erlebt haben. Unsere Stiftung hat 130 Millionen Schweizer Franken an Spenden erhalten – die zweithöchste Spendensumme in der 76-jährigen Geschichte der Glückskette – was ein Anzeichen der grossen Anteilnahme der Bevölkerung gegenüber den Betroffenen zeigt. Die grosse Welle an Solidarität zeigte sich auch bei der Aufnahme von Geflüchteten in der Schweiz.

Maria Todaro myfive
Maria Todaro
Projektleiterin myfive, angefragt von Bajour

Die Aufgabe aller

Ja, ich denke, die Schweiz kann mehr tun, und das ist die Aufgabe aller. Die Geflüchteten bemühen sich, Deutsch zu lernen. Aber wenn sie keine Möglichkeit haben, es zu üben, scheitern wir mit ihrer Integration. Es gibt verschiedene Projekte, wo man sie unterstützen kann, z. B. myfive app 😉

Ueli Seelhofer
22. Februar 2023 um 08:10

Teilung-Kultur

Für die Ukrainische Bevölkerung ist diese Frage relevant. Für unsere Gesellschaft weniger.

Die Mehrheit der Weltbevölkerung leidet, führt einen täglichen Überlebenskampf, wird von Katastrophen, Hunger und Kriegen durchgeschüttelt.

Bei uns wird Besitz als zentraler Lebensinhalt definiert; Besitz, welcher meist keine Steigerung der Lebensqualität bedeutet.

Ob wir mit alleinerziehenden Müttern, hungernden Afrikanern, organhandelnden Südostasiaten, kriegstraumatisierten Flüchtlingen, von Naturkatastrophen geschüttelten Menschen oder Verfolgten unseren «sinnlosen» Besitz teilen, scheint mir für unsere Kultur unwichtig und ist eine individuelle Entscheidung.

Dass wir dies aber tun, das Privileg es tun zu können, schätzen, scheint mir erstrebsam.

Ueli
22. Februar 2023 um 07:48

Alles für den Frieden geben

Krieg ist ein Feuer von kranken Mächtigen. Sie zerstören unsere Lebensgrundlagen. Einerseits immer noch mehr Menschen, die leiden. Und anderseits rücksichtslos Herrschsüchtige, die immer noch mehr wollen. - Für vom Feuer nicht direkt Betroffene ist eine passive oder eine aktive Neutralität möglich. Passive Neutralität bedeutet: zuschauen, wie es brennt. Aktive Neutralität heisst: das Feuer löschen helfen. Waffen oder Munition liefern bedeutet: würdelos Öl ins Feuer des Krieges giessen. Aktive Neutralität kann auch noch heissen: sich mit Herz, Kopf, Hand und Fuss und gemeinsam mit andern auf der Erde auf den Weg für einen globalen Frieden machen, der auch dem Krieg in der Ukraine eine Ende setzt.

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