Genuss für Augen und Ohren

Podcasts, Serien und Filme, die uns 2025 begeistert haben

Was macht die Bajour-Redaktion, wenn sie gerade nicht die nächste Story recherchiert, Artikel schreibt oder Leute interviewt? Die Redaktor*innen lassen sich in ihrer Freizeit gern unterhalten. Die Highlights teilen wir hier.

🍿 Beste Serie

David: «Pose» (Disney+) hat mich voll reingezogen in die Ballroom-Szene des New Yorks der 80er. Aus der Drag-Kultur hat sich dort eine eigene Subkultur von Queers mit afro- und lateinamerikanischem Hintergrund entwickelt, die opulente Wettbewerbe in verschiedenen Kategorien austrägt und den Tanzstil Vogueing entwickelt. So dramatisch die 80er in der queeren Kultur wegen Aids waren, so dramatisch ist natürlich auch diese Serie. Doch «Pose» ist kein Downer, die Serie ist auch sehr lustig und locker. Schon am Ende der ersten Folge hat man die Charaktere lieb gewonnen.

Michelle: Die preisgekrönte Serie «Somebody Somewhere» (2022-2024) zeichnet das Leben einer Frau in den 40ern, die für ihre kranke Schwester in ihre Heimatstadt zurückzieht. Die erste Folge beginnt nach dem Tod der Schwester und ist das Gegenteil aller Hochglanz-Hollywood-Serien: unaufgeregter Plot, unglamouröser Cast, ungezwungen menschlich.

Samuel Hufschmid
«The White Lotus» hat auch in Season 3 vollkommen überzeugt.
Samuel Hufschmid

Franziska: Die Antwort darauf ist eigentlich immer: «Etwas Nordisches». Dieses Mal «Dept. Q» auf Netflix, das zwar eine britische Produktion ist (meistens auch sehr gut), aber auf einer dänischen Romanreihe basiert. Liebevoll entwickelte Charaktere, die zu Beginn noch schräg wirken, aber man von Episode zu Episode mehr mag und eine nervenaufreibende Geschichte. Was will man mehr?

Samuel: «The White Lotus» hat auch in Season 3 vollkommen überzeugt. Staffel 4 soll übrigens auch kommen!

Helena: Ich mag historische Dramen mit viel Kostüm und Glanz einfach gerne. All das erfüllt die Serie «Die Kaiserin» über Sisi und Franz bestens – wenn auch historisch nicht ganz akkurat, dafür aber mit vielen Emotionen.

Ina Bullwinkel Porträt
«‹3 Body Problem› hat mich gepackt wie keine andere Serie dieses Jahr.»
Ina Bullwinkel

Vali: Eigentlich schaue ich nur selten Serien, weil ich dann nicht mehr aufhören kann und kaum noch zum Lesen komme. Nachdem mir aber meine Kollegin Lisa «Your friends and neighbours» empfohlen hat, bleibe ich Jon Hamm treu und bin bei Folge 5 (von 92!) von «Mad Men». Ich denke, mit diesem Serien-Klassiker komme ich bestens durch den Winter. 

Ina: Es ist schwer zu beschreiben, um was es in «3 Body Problem» geht, ohne zu spoilern. Kurz gesagt, drohen Aliens, die den Menschen um Jahrhunderte in ihrer Entwicklung und Intelligenz voraus sind, die Erde zu zerstören und die Menschen zu ihren Sklaven zu machen. Die Serie ist Science-Fiction auf höchstem Niveau. Erzählt aus der Perspektive sehr talentierter Wissenschaftler*innen fühlt sich die Handlung sehr real an und hat mich gepackt wie keine andere Serie dieses Jahr. «3 Body Problem» basiert übrigens auf der Trisolaris-Trilogie des chinesischen Schriftstellers Liu Cixin.

🎥 Bester Film

Jan Soder Autorenbild
«Mein Liebling dieses Jahr ist echt alt: «The Last Waltz» von 1978 – ein Konzertfilm der Abschiedsgala von The Band.»
Jan Soder

Franziska: Ich hab mir dieses Jahr endlich mal «La La Land» gegeben und finde ihn zwar nur solala, jedoch ist es endlich mal wieder eine ruhige Geschichte, ohne Action, ohne zu viel Drama, zwar mit ziemlich viel Kitsch, aber einem schmerzhaften, jedoch sehr versöhnlichen Schluss.

Jan: Im Kino sind sie einfach besser als zu Hause. Auch wenn sie schon älter sind. Und mein Liebling dieses Jahr ist echt alt: «The Last Waltz» von 1978 – ein Konzertfilm der Abschiedsgala von The Band. Auf der grossen Leinwand mit der fetten Soundanlage im Stadtkino fühlte es sich an wie im Konzertsaal. Zehn von zehn. Regie führte übrigens ein damals noch knackiger Martin Scorsese.

Vali: «Stiller», weil der Film zeigt, warum es sich auch heute lohnt, den Roman von Max Frisch zu lesen, der schon in den 1950er-Jahren relevante Themen von heute behandelte.

Helena: Ich habe dieses Jahr «Astrid» über das Leben der Schriftstellerin Astrid Lindgren gesehen und durchgehend geheult. Er ist herzzerreissend und wunderschön.

Michelle Isler
«Mit «I love you, I leave you»gelingt den Machern die Öffnung eines empathischen Diskussionsraums über ein tabuisiertes Thema.»
Michelle Isler

Annalou: «The Outrun» mit Saoirse Ronan in der Hauptrolle war einer meiner Lieblingsfilme – er ist sehr schön gefilmt und gespielt. Darin wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die alkoholabhängig ist und zur Kurierung auf eine schottische Insel geht.

David: Kneecap haben dieses Jahr für ordentlich Wellen gesorgt. Das gleichnamige Auto-Biopic, in dem die nordirische Rapcrew sich selbst spielt, ist ein mindestens genauso wilder Ritt. Wer ein stümperhaftes Flexen von ein paar Laien-Schauspieler*innen erwartet, wird von einer Sozialstudie der Post-Troubles-Jugend in Belfast überrumpelt – das klingt jetzt auch wieder zu borniert, denn der Film macht vor allem sehr viel Spass (nicht nur wegen des Banger-Soundtracks). Ein biederer Irischlehrer wird darin zum Produzenten für zwei stürmische Outlaw-Rapper, die gemeinsam die irische Sprache wieder cool machen.

Michelle: Der Dokumentarfilm «I love you, I leave you» hat mich unglaublich berührt. Der Musiker Dino Brandāo liess sich von seinem Freund und Filmemacher Moris Freiburghaus während einer manischen Depression begleiten. Was ihnen mit dem Film gelingt, ist nicht nur ein Einblick in ihre Freundschaft im Ausnahmezustand, sondern auch die Öffnung eines empathischen Diskussionsraums über ein tabuisiertes Thema.

Ernst Field Autorenbild
«‹Konklave› fand ich so gut, dass ich später mehrere Stunden einen Schornstein auf meinem Bildschirm angestarrt habe.»
Ernst Field

Valerie: Für den Film «Pumuckl und das grosse Missverständnis» habe ich es endlich mal wieder ins Kino geschafft, es war gleichzeitig der erste Kinobesuch mit meiner Tochter und ein voller Erfolg. Der Film ist witzig und hat mich zurück in meine Kindheit versetzt.

Ernst: «Konklave» kam zwar 2024 raus, ich habe ihn aber erst kurz vor Franziskus Tod gesehen und fühlte mich hochaktuell. Den Film fand ich so gut, dass ich später mehrere Stunden einen Schornstein auf meinem Bildschirm angestarrt habe. Im Allianz Cinema habe ich noch den neuen Bridget Jones-Film gesehen – auch ein Banger. Und of course der Minecraft Movie.

Ina: Ich muss selbst lachen, während ich diesen Tipp formuliere, aber für mich war – ganz ehrlich – «Frozen II» einer der besten Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe. Bei Fortsetzungen bin ich meistens zu Recht skeptisch, aber dieses Sequel der Eiskönigin hat mich voll abgeholt. Mir gefällt, wie die Schwestern Elsa und Anna zusammenhalten und gemeinsam die Geschichte von Arendelle, dem verzauberten Wald und ihrer Familie aufrollen. Meine Lieblingsszene ist die, in der Schneemann Olaf den ersten Frozen-Teil in Kurzform nachspielt. Diese Selbstironie bringt mich jedes Mal zum Lachen.

Samuel: Babo – Die Haftbefehl-Story (Netflix). Erschreckend ehrlich.

🎧 Bester Podcast

Helena: Wenn ich mich den ganzen Tag mit News und Recherchen beschäftigt habe, höre ich beim Kochen und Aufräumen gerne Podcasts, die nichts damit zu tun haben. Dieses Jahr habe ich den Podcast «Dreissig» entdeckt. Drei Frauen Anfang Dreissig sprechen dort über Dating, Kinderwunsch, Freundschaft und Finanzen. 

Annalou: Da ich ab und zu Instagram lösche, bleibe ich gerne mit dem Podcast «Feuer und Brot» auf dem neuesten Stand zu Popkultur und Social-Media-Trends. Die kritische Einordnung kriege ich da gleich mitgeliefert.

Annalou Baumann
«Mit dem Podcast ‹Feuer und Brot› bleibe ich auf dem neuesten Stand zu Popkultur und Social-Media-Trends.»
Annalou Baumann

Franziska: Per Zufall entdeckt und dann durchgesuchtet: «Sherlock & Co.», der die Sir-Arthur-Conan-Doyle-Bücher in die Gegenwart verfrachtet. Während die BBC-Serie aus Doctor Watson einen Blogger macht, verwandelt der Podcast ihn in einen – logisch – Podcaster. Und das passiert auf so humorvolle Art, dass du eine Folge nach der anderen hören möchtest – versprochen. Und Folgen gibt es zum Glück viele.

Samuel: Ich durfte für Bajour an den Deep Dive des Media Forward Funds und habe dort den Podcast-Verantwortlichen von Stern kennengelernt. Er hat aus dem Nähkästchen geplaudert und erzählt, wie viele Neu-Leser*innen der Verlag mit «Wer tötete Frauke Liebs?» gewonnen hat. Viele, und nachdem ich den Podcast (von 2022) nachgehört habe, verstehe ich auch, weshalb. Sauspannend. 

Valerie: «Beziehungskosmos», weil er immer wieder aktuelle Themen aufgreift, wie zum Beispiel die KI als Beziehungscoach. Auch in meinem Freundeskreis suchen immer mehr Menschen Hilfe bei Chat GPT, wenn es um Tipps für die Beziehung geht. Zu meinem Erschrecken.

Vali: «Zwei mit Buch» (SRF) und «Dichtung und Wahrheit» (Suhrkamp).

David Rutschmann
«Informativ und Beklemmend: ‹Projekt 1933› erzählt, was in Deutschland kurz nach der Machtergreifung Hitlers passierte.»
David Rutschmann

David: «Project 1933» ist eine informative, aber dadurch auch beklemmende Serie im Podcast «In Bed with the Right», die mein 2025 begleitete. Jeden Monat wurde eine Folge veröffentlicht, in der die Hosts Moira Donegan (US-Journalistin) und Adrian Daub (deutscher Kulturwissenschaftler) erzählen, was in jenem Monat im Deutschland kurz nach der Machtergreifung Hitlers 1933 passierte – und zwar vor allem mittels Tagebucheinträgen von Zeitzeug*innen. Beklemmend ist das auch deshalb, weil man in jedem Monat klare Parallelen zu den Entwicklungen und Diskursen in Trump's USA ziehen kann.

Ina: Dieses Jahr neu entdeckt habe ich «Speaking of Psychology», ein englischsprachiger Podcast aus den USA, in dem mit Forscher*innen über psychologische Phänomene gesprochen wird. Eine spannende Folge fand ich zum Beispiel «How to be an inspiring leader». Guter Podcast, um so manche küchenpsychologische Hypothese wissenschaftlich einzuordnen.

Michelle: Alpha Boys ist ein aufwändig recherchierter Einblick in die Manosphere. Das Thema ist harte Kost, die in diesem SRF-Podcast von News Plus Hintergründe aber wirklich spannend aufbereitet ist.

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