Die katholische Kirche steht unter Druck, seit eine Studie der Universität Zürich über tausend Missbrauchsfälle gesichtet hat. Es besteht der Verdacht, dass viele Missbrauchsvorwürfe innerhalb der Kirche vertuscht worden sind. Als Reaktion darauf kündigte die Schweizer Bischofskonferenz an, aufräumen zu wollen. Dazu gehöre auch das Hinterfragen der vorherrschenden Zustände, findet Präsident Felix Gmür, der auch Bischof von Basel ist. Er spricht sich im Interview mit der NZZ am Sonntag gegen den Zölibat und für Priesterinnen aus. So einfach ist es aber nicht. Die Regeln werden im Vatikan gemacht. Gmür setzt sich dafür ein, dass die Regionen stärker eigene Regeln einführen dürfen.
Priesteramt: Soll die katholische Kirche auch Frauen zulassen?
Die katholische Kirche steht unter Druck, seit eine Studie der Universität Zürich über tausend Missbrauchsfälle gesichtet hat. Es besteht der Verdacht, dass viele Missbrauchsvorwürfe innerhalb der Kirche vertuscht worden sind. Als Reaktion darauf kündigte die Schweizer Bischofskonferenz an, aufräumen zu wollen. Dazu gehöre auch das Hinterfragen der vorherrschenden Zustände, findet Präsident Felix Gmür, der auch Bischof von Basel ist. Er spricht sich im Interview mit der NZZ am Sonntag gegen den Zölibat und für Priesterinnen aus. So einfach ist es aber nicht. Die Regeln werden im Vatikan gemacht. Gmür setzt sich dafür ein, dass die Regionen stärker eigene Regeln einführen dürfen.
Beauftragungen nach Fähigkeit und Kompetenz
Im Grossen und Ganzen schliesse ich mich den Meinungen von Abt Peter von Sury und Monika Hungerbühler an. Die rk. Kirche muss ihre imperiale und kolonisierende Struktur ablegen. Papst Paul VI. Und Franziskus haben da einiges bereits getan. Paul VI. wollte beispielsweise das Gebäude der Glaubenskongregation, früher Inquisition, abreissen. Der Apparat hat es verhindert. Franziskus hat den Sommerpalast in Castel Gandolfo geschlossen, für immer. Jetzt entsteht dort ein ökologisches Forschungszentrum. Wir brauchen eine Kirche, die prophetisch messianisch unterwegs ist. Die klerikale Struktur muss aufgelöst werden. Neu sollen Menschen Aufgaben übernehmen nach Begabung und Kompetenz. Dazu könnten sie beauftragt werden. Vieles von dem lebt in den Basisgemeinschaft und Basisgemeinden in Lateinamerika und Afrika. Basis ist die Befreiungstheologie.
Soll diese Frage ein Witz sein?
👀 #Schimpfis. Die Frage müsste lauten: Warum hat die Katholische Kirche noch keine Frauen zugelassen und sollten wir sie verbieten, wenn sie es nicht bis übermorgen um 13 Uhr tut?
Diese Zeiten sollten endlich vorbei sein
Ich freue mich, dass Bischof Felix Gmür nicht nur anregt, den Pflichtzölibat aufzuheben, sondern auch, Frauen zum Priesteramt zuzulassen. Unsere Schwesterkirche wird schon lange von Frauen mitgetragen. Es ist m.E. theologisch nicht haltbar (und war es noch nie), sie vom Amt der Verkündigung und der Sakramentsverwaltung auszuschliessen. Es war einfach immer den Umständen der Zeit geschuldet. Die Zeiten, in denen Frauen nicht in gleicher Weise wie Männer als der Nähe zu Gott würdig angesehen wurden, sollten endlich vorbei sein. Leider wird es aber noch eine oder zwei Generationen dauern, bis sich diese Haltung auch in den tieferen Schichten unseres Empfindens durchsetzt. Für den hierarchischen Apparat der römisch-katholischen Kirche wäre es ausserdem ein gutes Zeichen, wenn er einzelnen Regionen der Weltkirche erlaubte, hier richtungsweisende Schritte zu tun. Die Einheit der Kirche wird, so Gott will, darüber nicht zerbrechen. Jedenfalls entspricht es nicht dem Evangelium, davor Angst zu haben. Natürlich habe ich da als reformierte Pfarrerin gut Reden. Aber die Angst vor möglichen Verlusten beschränkt auch in unserer Konfession gelegentlich den freien Diskurs. Ist es nicht so, dass die Studie, die die römisch-katholische Kirche jetzt anklagt, von ihr selber in Auftrag gegeben wurde. Mindestens das muss man ihr zugute halten.
Gesamtes Amtsverständnis muss sich ändern
Selbstverständlich müssen Frauen zur Priesterweihe zugelassen werden, aber einfach Frauen in das jetzige röm.-kath. System aufzunehmen, bringt nichts. Das gesamte Amtsverständnis muss sich ändern. Wenn man die biblischen Quellen anschaut gibt es keine Priester und keine Priesterinnen, sondern Jünger und Jüngerinnen, die sich von Jesus und der Hoffnung, die er verkörperte, begeistern liessen. Also müsste man streng genommen das Priestertum abschaffen. Ich habe mich wie viele andere mein ganzes Leben lang für Reformen der röm.-kath. Kirche eingesetzt, aber strukturell hat sich nichts verändert. Ich bin müde und frustriert und daher Ende 2022 aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten. Jetzt bin ich christkatholisch. Diese Landeskirche ist auch katholisch aber die Entscheidungen laufen synodal, man könnte sagen demokratisch und gemeinschaftlich und nicht hierarchisch. Das überzeugt mich.
Eine Frage der Gleichberechtigung
Die katholische Kirche sollte Frauen zu den Weiheämtern zulassen, weil es eine Frage der Gleichberechtigung ist. Dass die Berufung von Frauen nicht geprüft wird, ist eine strukturelle Diskriminierung. Bischöfe, Kardinäle und Papst haben beim Zweiten Vatikanischen Konzil festgeschrieben, dass die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts dem «Heilsplan Gottes» widerspricht. Und: Schon Jesus hat Frauen gleichberechtigt behandelt und das in einer Zeit, die streng patriarchal geprägt war. Daher ist es wenig nachvollziehbar, warum Frauen noch immer die gleichen Rechte verwehrt bleiben – obwohl sie aufgrund der Taufe die gleiche Würde erhalten haben.
Wozu katholische Frauen. Lieber Reformation.2
Warum sollen Frauen sich eigentlich die Mühe machen, diese verklemmte Männerbastion zu schleifen? Um dauernd mit dem Kopf gegen die Wand von Unlustmolchen rennen zu müssen? Lieber gleich die Zweite Reformation: Frauenkirche! Frauen, tretet aus allen Männerkirchen aus! Aus allen! Glaubt nicht den Narrativen von Männern, die als Follower gerade mal zwölf andere Männer hatten! Glaubt an die befleckte Empfängnis! Glaubt an fröhliche Geister! Glaubt an die Geburt von Töchtern von göttlichen Menschen. Glaubt auch an Söhne, die nicht nur vom Erbe ihrer Väter profitieren wollen, und sich dafür ans Kreuz hängen lassen! Oder sich fürs Paradies in die Luft sprengen. Glaubt an eine Gebenedeitheit der Frauen! Glaubt an ein Paradies vor dem Tod! Besetzt das Fraumünster! Es wartet darauf! Von Zürich aus soll die Reformation.2 gehen!
Dann macht in Davos Fraukirch weiter.
Den Päpsten von Davos tut, glaube ich, eine Reformation auch gut.
Wenn ich eine Frau wäre, ich würde noch heute beitreten.
Es braucht Veränderungen
Ich bin für die Frauenordination, sie wird auch Thema an der Synode sein, die demnächst in Rom stattfindet. Die Unterordnung der Frauen in der katholischen Kirche ist für mich unverständlich. Da braucht es Veränderungen.
(Quelle: NZZ am Sonntag)
Sanierung muss tiefer ansetzen
«Ich bin überzeugt, dass die Zulassung der Frauen zum Priesteramt, d.h. zum Empfang des Weihesakraments (Diakon, Priester, Bischof), keines der vielen Probleme lösen wird, mit denen sich die römisch-katholische Kirche seit Jahrzehnten konfrontiert sieht. Der Wunsch ist verständlich, aber unrealistisch.
Die Sanierung muss tiefer ansetzen. Im Weihesakrament hat sich eine Unmenge «warme Luft» angesammelt. Diese muss rausgelassen, das heisst das Weihesakrament muss entschlackt und die Verquickung von Weihesakrament und Entscheidungsmacht und Mannsein (die sog. «Sacra potestas», «die heilige Vollmacht») aufgelöst werden. Das Verständnis davon, was ein Sakrament sei, wartet auf die Befreiung aus einer jahrhundertelangen konfessionellen Engführung.
Ich würde davon abraten, Frauen mit der jetzigen Theorie und Praxis des Weihesakramentes zu belasten. Wie problematisch diese Theorie und Praxis sind, zeigt ja die Krise überdeutlich. Die Frauen sind ohne Weihe viel freier. Diese Freiheit des Denkens und Redens und Handelns braucht die Kirche am allerdringendsten.»
Duales System
In der Schweiz gibt es das duale System. In Ergänzung zur katholischen Hierarchie gibt es in jedem Kanton Kantonalkirchen, die öffentlich-rechtlich verankert sind. In der Verfassung der RKK BS (Römisch Katholische Kirche Kanton Basel-Stadt) haben die Basler Katholiken bereits seit 2014 als Anliegen festgehalten: «...dass Veränderungen insbesondere in Bezug auf die gleichberechtigte Zulassung zum Priesteramt, unabhängig von Zivilstand und Geschlecht ermöglicht werden». Der Satz steht deswegen seit 2014 so in der Verfassung, weil er damals in einer Abstimmung der Basler Katholiken von der Mehrheit befürwortet wurde.
Die katholische Kirche sollte vor allem schnellstmöglich das Zölibat abschaffen. Es würden sich viele Probleme von selbst erledigen
Beteiligung der Frauen
Der Ausschluss der Frauen vom Weihesakrament in der katholischen Kirche wird in unseren Breitengraden nicht mehr verstanden. Dies zu ändern, was sehr zu begrüssen ist, braucht jedoch noch viel Zeit. Es gibt glücklicherweise andere Möglichkeiten, Frauen an Leitungsaufgaben in der Kirche zu beteiligen, was im Bistum Basel übrigens seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit ist.
Ich glaube nicht an eine schnelle Veränderung in der Kirche.
Ich glaube nicht an eine schnelle Veränderung in der Kirche. Es hat vieles, was geändert wurde, einen langen Weg zurück legen müssen und nicht immer muss was geändert wird der bessere Weg sein. Wie soll die Abschaffung des Zölibats und die Einführung der Priesterweihe für Frauen vor denen schützen, die sich an Jungen vergreifen? Wenn nur diese beiden Punkte ausschlaggebend für eine endgültige Lösung dieses Problems sind, würden diese Übergriffe ausserhalb der Kirche nicht vorkommen, es gibt sie aber. Ich glaube, diese beiden Punkte müssen in ein Reformprogramm einfliessen, es müssen aber weitere Prüfungsmechanismen mit eingebaut werden.