Stürmisch, stürmischer, Herbstmesse

Wie geht es den Verkäufer*innen mit dem regnerischen Wetter auf dem Petersplatz? Die meisten wollen sich nicht beklagen, auch wenn sie zwischenzeitlich sogar ohne Dach dastanden. Eine Zwischenbilanz.

Keramik
Keramikerin Gaby Schneider: «Wir hatten grosse Probleme mit dem Sturm, da sich das Dach abgelöst hat.» (Bild: Ladina Tschurr/Betty Achterberg)

Die vergangenen Tage waren regnerisch und kühl. Trotz des ungemütlichen Wetters stehen unzählige Händler*innen teilweise den ganzen Tag an ihrem Stand an der Herbstmesse. Wie es ihnen damit geht und was sie dieses Jahr rund um die Herbstmesse bewegt, wollten wir von ihnen wissen und haben den Petersplatz während der Mittagszeit aufgesucht. Uns fällt gleich auf: Deutlich weniger Menschen als sonst sind zugegen – und das, obwohl das Wetter gerade gar nicht schlecht ist. Als Erstes besuchen wir Gaby Schneider an ihrem Keramikstand. Sie berichtet uns, wie es momentan bei ihr läuft.

Wie ist die Stimmung? 

Die Stimmung ist von den Leuten her gut. Es hat immer wieder viele Menschen, das Wetter macht uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Das ganze Wochenende war so viel los wie an einem normalen Wochentag, normalerweise ist am Wochenende sehr viel los.

Hatten Sie Probleme mit dem Sturm?

Wir hatten grosse Probleme mit dem Sturm, da sich das Dach abgelöst hat. Wir haben ein leichtes Plexiglas-Dach und als dann eine Böe kam, wurde das Dach nach hinten gestossen. Darum hatten wir um unseren Stand herum eine kleine Baustelle.

Ohje, ist etwas kaputt gegangen?

Nein, zum Glück nicht, es ist nur der Schrecken. Mit so viel Porzellan am Stand ist es einfach heikel, wenn das Wetter nicht mitmacht. Ich war auf jeden Fall sehr angespannt gestern und konnte dadurch leider auch nicht so richtig auf die Leute eingehen. Heute ist es aber wieder gut.

Um Stimmen von verschiedenen Ständen mit unterschiedlichem Angebot zu hören, spazieren wir als Nächstes zur berühmten Resslirytti in der Mitte des Petersplatzes. Wir sprechen mit Bettina Roie, die im Karussell arbeitet und freundlicherweise für uns einen Moment den Verkaufsfluss unterbricht.

Karru
Bettina Roie arbeitet beim Karussell und sagt: «Die Leute haben weiterhin Spass, es ist ja auch alles wunderschön und es passt alles wunderbar.» (Bild: Ladina Tschurr/Betty Achterberg)

Wie läuft’s bei Ihnen momentan?

Das ist wetterbedingt. Momentan haben wir ganz schlechtes Wetter, das habe ich noch nie erlebt.

Wie läuft der Verkauf im Vergleich zu den Vorjahren?

Wir haben jetzt sehr, sehr schlechtes Wetter, es ist also schon weniger als im Vorjahr, das merkt man.

Wie ist die Stimmung generell?

Sehr schön, die Leute haben weiterhin Spass, es ist ja auch alles wunderschön und es passt alles wunderbar. Dieses Jahr sind viele neue Marktstände hier, um das Karussell herum, das hebt ebenfalls die Stimmung, da man Neues entdecken kann. Ja, also das passt.

Sind Sie auch noch an anderen Messen aktiv?

Nein, wir kommen immer nur an die Basler Herbstmesse und fahren danach wieder zurück nach Deutschland. 

Wir schlendern weiter über das Areal und folgen schliesslich einem süsslichen Duft, der uns an den Verkaufsstand von Ruth Walliser führt. Ruth Walliser von der «Confiserie Walliser», verkauft ihre Köstlichkeiten bereits seit zwanzig Jahren an der Basler Herbstmesse und erzählt uns, während sie sich um ihre «brennti Mandle» kümmert, wie es bei ihr läuft.

Confiserie
Ruth Walliser von der «Confiserie Walliser» meint: «Ich habe das Gefühl, es ist immer gleich. Die Leute haben Freude hier in Basel.» (Bild: Ladina Tschurr/Betty Achterberg)

Wie geht es Ihnen?

Ich muss sagen, die Menschen sind immer da. Mehr oder weniger, meistens mehr. Wir sind sehr zufrieden. 

Wie war ihr Jahr im Vergleich zu den Vorjahren?

Es ist eigentlich wie immer. Die Menschen haben immer noch ein Bedürfnis, an Messen und Märkte zu gehen.

Wie lange kommen Sie denn schon an die Herbstmesse in Basel?

Seit 20 Jahren.

Haben Sie Veränderungen im Publikum oder an der Art, wie die Menschen bei Ihnen einkaufen, bemerkt?

Ich habe das Gefühl, es ist immer gleich. Die Leute haben Freude hier in Basel. Sie kommen und kaufen und sie schätzen es.

Wie haben Sie die Situation während Covid erlebt?

Also während Corona haben die Menschen sehr viel gekauft. Und jetzt würde ich sagen, dass es wieder so ist wie vor der Pandemie. 

Welches Produkt verkaufen Sie am meisten?

Gebrannte Mandeln, viel türkischer Honig und «St. Galler Möggli». 

Zurück inmitten des Geschehens fällt uns ein Zelt auf, auf dem der Schriftzug «Theater Hände hoch» zu sehen ist. Wir gehen hin und lernen Regula Engist kennen. Bescheiden erklärt sie, dass Sie «nur» an der Kasse arbeite, uns aber trotzdem gerne Auskunft gebe, worüber wir uns natürlich sehr freuen. 

Theater
Regula Engist vom «Theater Hände hoch»: «Wir profitieren aufgrund des schlechten Wetters natürlich ein wenig von unserem Zelt.» (Bild: Ladina Tschurr/Betty Achterberg)

Wie läuft es dieses Jahr an der Messe?

Bis jetzt gut. Wir profitieren aufgrund des schlechten Wetters natürlich ein wenig von unserem Zelt, aber wir nehmen das gerne an. Es gab bis jetzt wenige Nachmittage, die harzig waren. Da profitieren wir von den «Tagis» und «Kitas», die oft und gerne am Nachmittag kommen. Die Morgen-Vorstellungen für die Schulen sind alle ausverkauft. Und jetzt, während des Wochenendes, war auch viel los. Wir können nicht klagen. 

Wie erleben Sie die Stimmung auf der Messe dieses Jahr?

Also der Petersplatz ist natürlich immer ein wenig speziell. Es ist sehr ruhig. Wir sind jetzt das fünfte Jahr vor Ort und hier sind mehr Familien mit Kindern, viele ältere Personen oder Menschen mit einer Beeinträchtigung. Es ist sehr angenehm, es gibt keine Rangeleien oder Schlägereien wie auf dem Kasernenareal. 

Und wie nehmen Sie die Messe im Vergleich zu den vergangenen Jahren wahr?

Ich habe das Gefühl, dass es dieses Jahr weniger Menschen hat. Was wir auch feststellen ist, dass den Menschen das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzt. Sie überlegen sich länger, für was sie Geld ausgeben möchten, was natürlich total legitim ist. Es hat aber trotzdem seine Auswirkungen. Wir verlangen zum Beispiel zehn Franken pro Person und da ist es dieses Jahr schon oft vorgekommen, dass die Leute nach Rabatt gefragt haben, das müssen wir dann leider verneinen. Die Menschen sind verhaltener als vor oder während Covid.

Unser Fazit vom Besuch der Basler Herbstmesse: Trotz des schlechten Wetters sind die meisten Verkäufer*innen und Händler*innen zuversichtlich und zufrieden. Viele haben jedoch auch eine deutliche Veränderung im Kaufverhalten der Menschen festgestellt. Dies vor allem im Vergleich zu den von Covid geprägten Jahren 2021/22. Dass vielen Menschen das Portemonnaie nicht mehr so locker in der Tasche sitzt, kann vor allem für die kleinen Stände ein harter Schlag sein, die sich einen vernünftigen Jahresumsatz von der Messe erhoffen.

Der Petersplatz ist noch bis kommenden Dienstag geöffnet.

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Wir sind süss wie türkischer Honig

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