Im vergangenen Jahr haben Arbeitnehmer*innen im Durchschnitt 9,3 Tage wegen Krankheit oder Unfall gefehlt - so viel wie noch nie. Das zeigen Daten des Bundesamts für Statistik, wie Blick und Sonntagszeitung berichten. Versicherungen gehen davon aus, dass Corona die Einstellung zum Kranksein generell verändert habe. Dem Arbeitgeberverband bereitet die Entwicklung Sorgen und appelliert an die Eigenverantwortung der Arbeitnehmer*innen.

2023-08-07 Frage des Tages-1

Schweizer*innen melden sich so oft krank wie noch nie. Ist das gut oder schlecht?

Im vergangenen Jahr haben Arbeitnehmer*innen im Durchschnitt 9,3 Tage wegen Krankheit oder Unfall gefehlt - so viel wie noch nie. Das zeigen Daten des Bundesamts für Statistik, wie Blick und Sonntagszeitung berichten. Versicherungen gehen davon aus, dass Corona die Einstellung zum Kranksein generell verändert habe. Dem Arbeitgeberverband bereitet die Entwicklung Sorgen und appelliert an die Eigenverantwortung der Arbeitnehmer*innen.

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Samuel Hufschmid
Samuel Hufschmid
Moderation
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Daniel Hug
07. August 2023 um 07:10

Corona ist ja nicht vorbei

Was seltsamerweise konsequent ausgeblendet wird (zumindest von den Arbeitgeberverbänden aber auch von den Medien): Corona ist ja nicht einfach weg sondern addiert sich zu den bestehenden möglichen Krankheitsursachen dazu. Die Wellen sind kleiner (resp. werden nicht mehr erfasst) und nicht mehr bedrohlich, aber sie sind da. Dies neben den zusätzlichen Fällen durch Longcovid, Sekundärinfektionen, psychische Belastung, etc.

Was kurzfristig für den Arbeitgeber schlecht ist, kann langfristig für ihn gut sein.

Ob das gut oder schlecht ist, könnte man wohl erst nach einigen Jahren und mit einer Langzeitstudie feststellen. Denn: wer eine ansteckende Krankheit hat und zu Hause bleibt, steckt weniger andere an. Wer bei Krankheit zu Hause bleibt wird vermutlich besser/ vollständiger gesund und dümpelt dann nicht noch Wochenlang halbkrank/ erschöpft dahin. Wer auf seinen Körper hört der oder die wird vielleicht länger bei guter Gesundheit arbeitsfähig sein. Wer sich früh genug 1,2 Tage Erholung gönnt, rutscht vielleicht weniger schnell in ein Burn Out…Was also kurzfristig für den Arbeitgeber schlecht ist, kann langfristig für ihn gut sein.

Thomas Steffen
Thomas Steffen
Arzt

Sonntagszeitungsente?

Naja, wir hatten im Jahre 2022 auch die weit aus höchsten Neuinfektionsraten mit dem Coronavirus inkl. Quarantänepflicht anfangs Jahr. Alles scheint schon vergessen. Damit sei nicht gesagt, dass sich nach solchen Krisen nicht der (Gesundheits)kompass verschieben kann. Was aber in dieser pauschalen Form so nicht nachgewiesen werden kann.

Sprecherin Krankenversicherung Axa
auf Blick.ch

Corona hat Bewusstsein geschärft

Möglicherweise wurde durch die Pandemie das Bewusstsein für Ansteckungen geschärft, sodass Angestellte bei Krankheiten schneller zu Hause bleiben.

Blick.ch

mrrobbi
07. August 2023 um 06:58

Wer isses denn?

Ansteckende Leiden sind das Eine - hier gibt es vielleicht mehr Verantwortungsbewusstsein. Eine gute Einteilung macht die Analysenergebnisse wertvoller. Z. B. ansteckend (Grippe & Co.)<->nicht (der Rest). Und dann weiter: körperlich <-> seelisch, Bewegungsapparat <-> Innere Medizin <-> Immunsystem <--> .... Dasselbe für seelische Erkrankungen. Die Studie ist zu klein, um diese Komplexität zu erfassen, da die Kohortengrössen nicht stimmen. Das Resultat ist ein nutzloser Aufreger statt hilfreicher Ergebnisse. Ein bisschen schade um den Aufwad, der getrieben wurde.

Ueli Keller
07. August 2023 um 07:07

Wie 2030 alles besser wurde

Als 2030 das garantierte Grundeinkommen mittels hohen Steuern für Superreiche eingeführt worden war, ging es allen auch gesundheitlich besser.

Nana
07. August 2023 um 06:36

Mentale Gesundheit?

Mir fehlt aktuell noch der Aspekt der psychischen Erkrankungen. Gibt es dazu verlässliche Zahlen? "Krank" kann bekanntlich vieles bedeuten. Corona und die daraus entstandene Verunsicherung/Mehrbelastung ist an unserer Psyche bestimmt nicht spurlos vorbeigegangen.

Ariane
07. August 2023 um 06:11

Geschwächtes Immunsystem u.a.

Man darf nicht vergessen, dass wir während der Pandemie praktisch steril gelebt haben wodurch unser Immunsystem geschwächt ist. Dies wird sich bald selbst regulieren.

Durch HomeOffice und die Ruhe während den Lockdowns hatten die Menschen mehr Zeit ihren Körper zu spüren, wodurch sie vielleicht schon lange bestehende Beschwerden endlich ernst nehmen und behandeln lassen.

Und wie war das für all die Menschen, die plötzlich von Kurzarbeit betroffen waren und nicht wussten, ob sie morgen noch einen Job haben oder die diesen tatsächlich verloren haben? Und dazu die anderen, die überrannt wurden von Arbeit und zwar nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch z.B. die Hersteller von Plexiglas Wänden, Desinfektionsmittel? Stress und Existenzängste können auch krank machen! Und all die Isolation und Einsamkeit bei jungen, wie auch älteren Menschen.

Und schliesslich all die LongCovid Patienten.

Diese Liste ist noch lange nicht abschliessend.

Wen wundert es, dass mehr Menschen krank sind?

Eveline Siegenthaler
06. August 2023 um 18:51

Andere Anstecken? - Nur keine Hemmungen!

Ganz klar! Wer krank ist, sollte sich nicht so anstellen. Solange er/sie sich auf den Beinen halten kann, ist der Gang zur Arbeit ein Muss. Auf diese Weise wird es inskünftig garantiert weniger Ausfälle geben.

Und ausserdem wissen wir seit dem Ende der Pandemie, dass es gesund ist für das Immunsystem, möglichst oft krank zu sein.

[Ironie off]

Andrea Schwarzenbach
Stv. Ressortleiterin Arbeitsmarkt Schweizerischer Arbeitgeberverband bei Blick.ch

Mehr Eigenverantwortung

Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmenden haben für Arbeitgebende höchste Priorität, die Zunahme beobachten wir mit Besorgnis. Die Gründe für krankheits- und unfallbedingte Absenzen müssen nicht zwingend auf die Tätigkeit am Arbeitsplatz zurückzuführen sein: Die Gefahren eines Unfalls oder einer Krankheit sind im privaten Umfeld mindestens genauso hoch. Es braucht mehr Eigenverantwortung der Arbeitnehmenden.

Blick.ch

Reichtum allein macht nicht glücklich

Welcher Wohlstand wird gefördert? Vielleicht eher der der Arbeitgeber/innen? Es ist wenig überraschend, dass die Arbeitsmoral aufgrund verschiedener Faktoren abnimmt. Ist das wirklich verwunderlich? Ich persönlich finde es eine positive Entwicklung, langsam den Einfluss des Calvinismus in der Schweiz zu überwinden. Schließlich macht Reichtum allein bekanntlich nicht glücklich. Ein bisschen mehr Zufriedenheit für unsere Bevölkerung wäre wünschenswert.

Lukas Romer
wiss. Assistenz, Korrektor

Fragealternative

Warum lautet die Frage nicht: «Schweizer:innen sind so oft krank wie noch nie. Ist das gut oder schlecht?»

Und wenn ich noch kurz auf die bestehenden Antwortmöglichkeiten eingehen darf: Über das «wehleidig» erübrigt sich wohl jede Diskussion. Gesundheit aber ist wohl eine prioritäre Grundlage für Wohlstand. Der Wohlstand von Menschen, die von Krankheit betroffen sind, ist mit dem Kranksein gefährdet und nicht mit dem Sich-krank-Melden. Was interessiert da mein bzw. «unser» Wohlstand?

Ich frage mich bezüglich zweiter Antwortmöglichkeit, ob mit der Statistik des Bundesamts tatsächlich der Mut, sich krank zu melden und zu Hause zu bleiben, ausgewertet wurde und nicht doch Krankheitstage, also eben Kranksein.

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