«Hans hat sieben Leben»
Hans Stelzer geriet letzte Woche bei einem Rheinschwumm in Seegras und musste aus dem Wasser gerettet werden. Damit anderen nicht das gleiche Schicksal widerfährt, wandte er sich an die Behörden. Jetzt wurde Seegras gemäht.
«Wer erhängt werden soll, wird nicht ertrinken», scherzt Hans Stelzer an der Dreirosen-Buvette. Er zitiert das englische Sprichwort «if you're born to be hanged, then you'll never be drowned».
Hans Stelzer und seine Frau Adeline schwimmen seit 25 Jahren im Rhein. Letzten Montag begaben sie sich auf ihren ersten Rheinschwumm in diesem Jahr. Dabei verfing sich Hans kurz vor der Ueli-Fähre Höhe Dreirosen-Buvette in einem «Dschungel» aus Seegras, das ihn unter Wasser riss. «Ich schluckte Wasser, mir wurde schwarz vor Augen und ich dachte: ‹Das war es also.›» Seine Frau war schon weiter vorne, weil sie um den Fährsteg herum schwamm, er war auf dem Weg unter diesem durch.
Ein anonymer Retter sprang in Kleidern ins Wasser und zog Stelzer raus, der Fährimaa eilte hinzu. Als der 81-Jährige wieder zu Bewusstsein kam, war der Retter bereits weg. «Ich konnte mich bei ihm nicht mehr bedanken», erzählt Stelzer, «dafür habe ich in der Elisabethenkirche eine Kerze für ihn angezündet». Gesundheitliche Schäden hat er davon keine genommen.
Von Amts wegen
Damit andere Schwimmer*innen nicht in die gleiche oder sogar eine schlimmere Situation geraten, informierte Hans Stelzer die Behörden. Er meldete sich bei der Stadtgärtnerei, diese leitete die Nachricht an das Tiefbauamt weiter, welches für alles unter der Oberfläche zuständig ist. Also auch für Pflanzen unter dem Wasserspiegel.
Sowohl die Stadtgärtnerei als auch das Tiefbauamt sind Teil des Bau- und Verkehrsdepartements (BVD). Dessen Co-Leiterin im Bereich Kommunikation Nicole Ryf bestätigt: «Dieses Jahr scheint mehr Seegras vorhanden zu sein als üblich.» Das liege vermutlich an den warmen Wassertemperaturen und der starken Sonneneinstrahlung in Kombination mit der schwächeren Strömung. Das BVD wurde auch von Bootsführer*innen auf das Seegras aufmerksam gemacht.
Drei Tage nach dem Vorfall von Hans Stelzer waren bereits die ersten Taucher im Einsatz, um das Seegras zu mähen, diese Woche werden die nächsten unterwegs sein. So einfach sei der Prozess jedoch nicht. Denn es handle sich um eine «ökologisch wertvolle Struktur im Gewässer», so Nicole Ryf. Der Naturschutz müsse also miteinbezogen werden.
«Wenn man im Rhein schwimmt und unerwartet ins Seegras gerät, dann kann das sehr beängstigend sein», hält Ryf fest. «Umso wichtiger ist es daher, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass man sich im Rhein in einem lebenden Gewässer aufhält – das ist nicht vergleichbar mit dem Schwimmen in einem Schwimmbad.»
Die Stelzers – er Rentner, sie «zukünftige Rentnerin» – sind sehr erfreut, dass sich bereits etwas getan hat. «Ich danke meinem Retter und der Stadt Basel», sagt Hans Stelzer. Trotz des Vorfalls von letzter Woche ging es diesen Dienstag wieder den Bach ab. «Vor dem Wasser habe ich keine Angst», sagt Stelzer, «dieses Mal sind wir aber an der Klingentalfähre raus». Hans habe schon einen Blitzschlag auf dem Kilimanjaro überlebt, erzählt er selbst. Adeline ergänzt schnell, der gemeinsame Sohn meint: «Hans hat sieben Leben.»
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