«Ich bin grad schockiert! Mir ist das zu teuer!»

Inflation? Teuerung? Bier wird teurer, Pasta ist es schon. Merken das die Basler*innen beim Einkaufen? Bajour hat nachgefragt, ob es schon schmerzt.

Inflation-Strassenumfrage
Milan, Tatiana Silva Arakaki und Christoph Studer sind auf Einkaufstour. (Bild: Michelle Isler)

Tanken kostet viel, fast jede*r Autofahrer*in weiss den aktuellen Benzinpreis auswendig. Trotzdem gehen sie mit dem Auto einkaufen. Und auch da ist manches teurer, zum Beispiel das Bier, schrieb kürzlich die SonntagsZeitung und zitierte Adrian Baumgartner, den Chef der Brauerei Fischerstube (Uelibier). Ihre Stromkosten seien um 700 Prozent gestiegen. Und das hat Folgen für die Produktion: Sinke der Strompreis in den nächsten Monaten nicht «massiv», müssten die Bierpreise für das nächste Jahr «signifikant» angehoben werden, so Baumgartner weiter. Bereits eingetreten ist die Teuerung etwa auch bei pflanzlichen Speiseölen, Milch oder Teigwaren. Gemäss der NZZ kosteten Letztere im Mai rund 9 Prozent mehr als Anfang 2022. 

Wie empfinden das die Basler*innen auf Einkaufstour? Und sorgen sie sich deswegen?

Christoph Studer
Sparfuchs Christoph Studer ist mit dem E-Bike unterwegs. (Bild: Michelle Isler)

Christoph Studer (67)

geht mit dem E-Bike einkaufen.

«Mich betrifft die Teuerung jetzt nicht wahnsinnig. Ich war früher Lehrer, bin jetzt pensioniert und habe eine gute Rente. Ich schaue schon, wenn ich einkaufe. Da bin ich ein Sparfuchs. Aber es fällt mir jetzt nicht auf, wenn ein Preis gestiegen ist, zum Beispiel bei Milch oder so. Bei Strom und Benzin, da merkt man es. Gewissen Leuten kann das empfindlich weh tun, das sehe ich auch bei Bekannten oder Freunden, die nicht den gleichen Lohn oder die gleiche Rente haben, wie ich. Abgesehen davon, finde ich persönlich aber Autofahren immer noch zu billig, die Leute fahren noch zu viel Auto.»

Susanna Medi (47)

arbeitet im Verkauf.

«Ich bin grad schockiert. Ich wollte Nüsse kaufen. Die kosteten bis jetzt 2.59, aber jetzt sind sie 3.79 – und das in Aktion! Das ist mir zu teuer. Allgemein sind die Preise überall gestiegen. Ich habe das auch in den Ferien gemerkt. Da hat eine Frau zu ihrem Kind gesagt: Nein, heute gibt’s kein Glace mehr. Weils zu teuer war. Ich verstehe das. Ich bin so eine, die immer die Preise vergleicht, aber ehrlich gesagt hat mich die Teuerung bis jetzt nicht so gestresst. Wenns aber so weitergeht, dann sieht das anders aus. Weil der Lohn geht ja nicht gross rauf, oder?»

Tatiana Silva Arakaki
Tatiana Silva Arakaki nickt mit Nachdruck: «Oh ja, ich spüre die Teuerung.» (Bild: Michelle Isler)

Tatiana Silva Arakaki (41)

lebt seit acht Jahren in der Schweiz und kauft oft in Deutschland ein.

«Oh ja, ich spüre die Teuerung. Ich komme aus Brasilien und da ist die Inflation sehr schlimm. Hier gehe ich oft in Deutschland einkaufen, dort sind die Preise ebenfalls gestiegen. Eine Packung Frischkäse hat vor ein paar Monaten zum Beispiel noch 90 Cents gekostet – jetzt: 1.20 Euro. Und auch in der Schweiz merke ich es jetzt. Wenn das so weitergeht, dann macht mir das Sorgen.»

Mauricia Liniger (64)

kauft auch für zwei Vierbeiner ein.

«Früher kaufte ich im Lidl drei Kilo Kartoffeln für fünf Franken, heute kosten sie fast sieben Franken! Vorallem beim Gemüse merke ich, dass es teurer ist. Ich kaufe halt in Aktion. Vor einem Jahr habe ich noch für 100 Franken für mich, meinen Mann und unsere zwei kleinen Hunde eingekauft – und das hat uns drei Wochen lang gereicht. Jetzt reichen die 100 Franken noch für eine Woche. Aber naja, wirklich grosse Sorgen macht mir das nicht.»

Milan
Student Milan: «Ich muss das einfach hinnehmen.» (Bild: Michelle Isler)

Milan (27)

ist Student und sorgt sich nicht.

«Mir ist die Teuerung bis jetzt nicht gross aufgefallen. Beim Wasser merke ich es vielleicht ein bisschen, heute kriegt man kaum mehr Mineralwasser unter einem Franken. Und ganz früher konnte man sich am Kiosk natürlich mit fünf Rappen noch etwas kaufen, aber das ist ja schon länger nicht mehr so. Ob mir die Inflation Sorgen macht? Ich muss das einfach hinnehmen, da kann ich ja nicht gross was machen.» 

Eine 25-jährige Frau

die gerade ein Studium abgeschlossen hat, ist besorgt.

«Hier im Lidl merke ich es weniger. Aber ich sehe, dass die Preise steigen, zum Beispiel bei Lebensmitteln und sonstigen Sachen, die man zum Leben braucht. Und auch auf dem Wohnungsmarkt. Das macht mir schon Sorgen. Bei Kleidern spüre ich es auch, aber da finde ich es nicht so schlimm. Was ich weniger verstehe, sind die Preisaufschläge bei grossen Fast-Food-Konzernen. Die sind doch weniger aufs Geld angewiesen, als eine Bäckerei hier.»

Sylvia Martino (60)

kommt von einem kleinen Einkauf.

«Viel ist teurer geworden als früher, ja. Aber es macht mir nicht gross Sorgen, ich kaufe die Sachen sowieso in Aktion – weil ich es muss.»

Wie war das nochmal mit der Inflation?

Seit den Sanktionen und dem fortschreitenden Ukraine-Krieg warnen alle Wirtschaftsexpert*innen vor einer drohenden Inflation. Bisher trifft uns diese in der Schweiz nicht so hart wie unsere Nachbar*innen in Deutschland. Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise in Deutschland waren im Juni 2022 um 7.6% höher als im Vorjahresmonat. In der Schweiz betrug der Anstieg 3.4%.  Brot ist manchmal teurer, manchmal günstiger. Das alleine macht noch keine Inflation. Wenn jedoch das Preisniveau von Waren und Dienstleistungen allgemein steigt, spricht man von Inflation. Das bedeutet auch, dass wir länger arbeiten müssen, um uns die gleichen Ausgaben leisten zu können – denn der Lohn wird normalerweise nicht unmittelbar der Teuerung angepasst.

Und wie geht es dir?

Spürst du die Teuerung? Wie reagierst du darauf? Wir freuen uns über Kommentare unter diesem Artikel.

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Michelle Isler

Das ist Michelle (sie/ihr):

Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Junior-Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und Reportagen – vorzugsweise von Demos und aus den Quartieren. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen. 


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