«Endlich können wir unsere Bahnen wieder aufbauen»

Am Samstag ist endlich wieder Mäss! Wie geht es den Schausteller*innen nach der langen Corona-Pause? Der etwas andere Mässbummel.

Noch zweimal schlafen und dann ist es endlich soweit: die 550. Herbstmäss wird in der Martinskirche eingeläutet und die Kinder stürmen die Bahnen. Momentan werkeln die Schausteller*innen an ihren Buden und Bahnen. Wie geht es ihnen, nachdem sie wegen Corona an zig Messen und Märkten nicht teilnehmen konnten? Wir haben vorbeigeschaut und bei den Aufbauer*innen nachgefragt.

Das Aufbauerteam des Duftschloss
Das Aufbauerteam vom Duftschloss am Petersplatz (Bild: Valerie Zeiser)

Petersplatz

Der Petersplatz ist der Ort der Messe, wo’s alles Gschmeus gibt. Kleine Geschenke, viel Maagebrot, Rahmdääfeli und Geschirr. Aber, was ist dieser Duft? Das schmeckt irgendwie nach … Parfüm?

Auf dem Petersplatz treffen wir Christian Keller, oder «Chrigel», wie ihn seine Kolleg*innen nennen. Er hilft bereits zum fünften mal, das Duftschloss aufzubauen. Der Stand, der Duftöl und ähnliches verkauft. Aus dem Inneren ertönt leise Rapmusik. «Ein alter Schulkollege von mir ist der Betreiber des Standes», erklärt er, während er noch den Hammer in der linken Hand hält. Jedes Jahr sei es eine Art Klassenzusammenkunft beim Aufbau. 

«Die Herbstmesse ist für diesen Stand klar das Highlight», denn am Weihnachtsmarkt sei das Schloss viel kleiner, erzählt Christian Keller. Dementsprechend lange dauert auch der Aufbau. «Insgesamt sind wir eigentlich fast zwei Wochen am Aufbauen.»

Das Duftschloss ist beliebt bei den Mässbesucher*innen. Das zeigt sich auch, als ein Passant, der zufällig vorbeikommt, fragt, ob es dieses Jahr wieder die Elfen gäbe, die er zuletzt 2019 gesehen hat. «Natürlich», antwortet Lukas Zeller, der beim Aufbau mithilft. «Aber Zwölfe gibts keine?», fragt der Passant und lacht. 

Wir fragen noch für ein Gruppenfoto. Irgendwo in den Tiefen des Schlosses ruft jemand feierlich: «De Chrigel isch de Mediesprächer» und wir ziehen weiter, Richtung Hääfelimäärt.

Hääfelimäärt
Hier wird aufgebaut: der erste Stand beim Eingang des Häfelimäärts. (Bild: Valerie Zeiser)

Häfelimäärt

Am Hääfelimäärt treffen wir Maurus Wenger. Zögernd schaut er auf die Baustelle, «okay, ganz kurz habe ich Zeit». Seine Familie steht seit Generationen mit einem Geschirrstand am Hääfelimäärt. «Wir waren bestimmt schon hundert mal an der Herbtsmäss», erzählt er. «Schon meine Grossmutter hat hier verkauft, damals hiess unser Stand einfach Hääfelimäärt.» Heute ist das Unternehmen ausgebaut und heisst «Tischkultur Wenger». Verkauft wird aber immer noch dasselbe: Geschirr und Keramikwaren. 

Das Riesenrad und das Basler Muenster fotografiert am Sonntag, 28. Oktober 2012, anlaesslich der 542. Basler Herbstmesse von der Wettsteinbruecke in Basel.
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Insgesamt helfen sieben Menschen beim Aufbau. Überall wird geschraubt und gehämmert, jede*r weiss genau, was er*sie zu tun hat, denn es muss vorwärts gehen. «Nächste Woche kommt die Ware, dann muss alles parat stehen», erklärt Wenger. Er wird auch während der Herbstmesse am Stand anzutreffen sein. «Ich verkaufe während der Herbstmesse auch.» 

Die gemütliche Musik, die über die Boxen tönt, täuscht nicht über das geschäftige Treiben hinweg. Die Aufregung ist überall zu spüren. Kaum ist die letzte Frage beantwortet, wendet sich Maurus Wenger wieder seiner Aufgabe zu. Wir überlassen den Aufbauer*innen das Feld und ziehen weiter – Richtung Kaserne. 

Crazy Clown
Andreas Bauer und sein Team vor dem Achterbähnli «Crazy Clown». (Bild: Valerie zeiser)

Kaserne

Auf dem Kasernenareal werden die grossen Gefährte aufgebaut. Kräne stehen bereit und riesige Lastwagen fahren täglich auf dem Areal ein und aus. Mitten im Getümmel treffen wir Andreas Bauer bei seiner Mini-Achterbahn Crazy Clown. Er ist gerade in eine Besprechung vertieft, nimmt sich danach aber gerne Zeit für uns. Crazy Clown ist eine der ersten Bahnen, die auf der Kaserne aufgebaut werden. «Das geschieht alles gestaffelt. Zu einem späteren Zeitpunkt würden andere Bahnen uns und unseren Kränen beim Aufbau im Weg stehen.» 

Bei der Kaserne und generell in Basel sei das mit der Anfahrt etwas kompliziert, erklärt Andreas Bauer mit einem Grinsen: «Wir müssen sehr vorsichtig sein, gerade auch mit der ‹heiligen› Wiese unterhalb des Holzbodens, da darf nichts zerdrückt werden.» Aber es lohne sich. «Wir sind richtig happy, dass die Herbstmäss wieder stattfindet. Endlich können wir unsere Bahnen aufbauen.» 

Das «Achterbähnli» Crazy Clown hatte wegen Corona Zwangspause. Jetzt wird es erstmals wieder aufgebaut. Es ist nicht die einzige Bahn, die Andreas Bauer an der Herbstmäss in Basel präsentiert. Auch «Der Burner» auf dem Messeplatz gehört ihm. «Diese Bahn ist ganz klar das Highlight der Messe», sagt er stolz. 

Insgesamt besitzt die Familie Bauer acht Bahnen. Während Corona mussten sie aber allesamt im Lager bleiben. Also nicht ganz. Zusammen mit seinem Sohn Mike haben sie die Bahnen einfach bei sich zu Hause aufgestellt. «Statt sie einfach rumstehen zu lassen, haben wir bei uns einen kleinen Freizeitpark aufgebaut.» Ein wirklicher Ersatz sei das aber nicht gewesen.

Umso schöner deshalb, dass die Bahn wieder bei der Kaserne steht. Noch glänzt sie im Sonnenlicht, bald leuchten die tausenden Lämpchen im Dunkeln. Wir ziehen weiter – Richtung Münsterplatz.  

Wacker und Schwoob
Tim Zeiser vor dem werdenden Kässkiechli-Stand. (Bild: Valerie Zeiser)

Münsterplatz

Der Münsterplatz ist während der Herbstmesse vor allem wegen des Riesenrads beliebt. Unter den Bäumen beim Münsterplatz entdecken wir aber einen Stand, den wahrscheinlich jede*r Basler*in kennt: Wacker und Schwoob. Mitten im Treiben, zwischen Schüler*innen in der Mittagspause und Tourist*innen auf der Pfalz. Noch gibt’s aber keine Kääskiechli zu kaufen, denn der Stand steht noch nicht ganz. Zwar sind die Aufbauer*innen in einem ziemlichen Stress, erklärt uns Tim Zeiser, aber er nimmt sich trotzdem zwei Minuten Zeit für uns. «Das Dach muss dringend noch drauf. Wenn es in der Nacht regnet wäre das ziemlich blöd», sagt er und lacht. 

Es sieht aber zum Glück für die Standbetreiber*innen nicht nach Regen aus. «Wir hatten echt Glück mit dem Wetter bis jetzt», sagt Tim Zeiser, der im T-Shirt arbeitet. Das Highlight der Aufbauer*innen sei aber das Mittagessen, erklärt Tim Zeiser. Denn das komme vom Basler Fyynkoscht Lädeli. «Der Laden gehört ebenfalls zu Wacker und Schwoob, gestern gab’s feine Kürbissuppe.»

Bis Feierabend sollte der Stand fertig sein. «Für die Deko sind nicht mehr wir zuständig.» Tim Zeiser hilft dann beim Abbau wieder. In gut zwei Wochen, wenn die Herbstmäss wieder ein Jahr lang Pause macht. 

Fast so gut wie Beggeschmütz ...

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Das ist Zeisi (sie/ihr)

Valerie aka «Zeisi» hat als Praktikantin bei Bajour gestartet, dann ein Studium begonnen und arbeitet nun nebenbei als freie Journalistin bei der bz sowie bei Bajour als Briefing-Schreiberin. Sie ist während der Vorfasnachtszeit – laut ihr das ganze Jahr – schlecht erreichbar, ist aber ständig unterwegs.

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