Stifte, Etui, Finken, Schulsack: Sollte Schulmaterial gratis sein?

Am Montag heisst's für die Kinder wieder: Back to school. Laut Gesetz ist die Volksschule für alle kostenfrei. Nicht einheitlich ist aber, was die Eltern zusätzlich für benötigtes Material zahlen müssen: Schreibutensilien wie Farb- und Bleistifte gehören nämlich nicht zum Verbrauchsmaterial, das alle Basler Schulen zur Verfügung stellen. Wie eine Bajour-Recherche zeigt, bezahlen an manchen  Schulen die Lehrer*innen Buntstifte aus eigenem Sack, weil das Schulbudget dafür nicht reicht. Andere geben diese Kosten an die Eltern weiter. Das wirft Fragen zur Chancengerechtigkeit auf. Aber auch ganz allgemein stellt sich die Frage: Ist es fair, dass Eltern die Kosten für Stifte, Zirkel, Etuis, Finken, Schulsack, Turnsachen selber tragen müssen? Oder sollte all das den Schüler*innen zur Verfügung gestellt werden?

1065 Stimmen
David Rutschmann
David Rutschmann
Moderation
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Sam Ott
08. August 2024 um 05:55

Kantönligeist

Mindestens das absolute Minimum, um den Unterricht umsetzen zu können, wäre angebracht. So unterschiedlich Kinder sind, so zuverlässig haben sie ihr Material dabei. Ein Stock an Stiften und Gummis muss jedes Klassenzimmer haben. Dazu ein Fonds für Bedürftige, wie schon vermerkt wurde, für weitere Chancengleichheit. Mich wundert, dass es im Baselbiet so anders ist. In der angrenzenden Gemeinde, in der ich arbeite, sind die Kästen voll mit Stiften, Neocolor, Heften und Ginggernillis. Das Budget pro Kind für die Lehrpersonen lässt alles zu, darüber hinaus kann über das Schulhausbudget grosszügig eingekauft werden. Die Hierarchie ist flach und auch grössere Anschaffungen gehen rasch.

Melanie Nussbaumer
Melanie Nussbaumer
Grossrätin SP BS

Eigentlich ja - das Minimum wäre eine einfach zugängliche Unterstützung bei Engpässen

Eigentlich ja. Der Grundschulunterricht an der öffentlichen Schule muss unentgeltlich sein. Das Minimum wäre eine einfach zugängliche finanzielle Unterstützung bei Engpässen. Für Familien in engen finanziellen Verhältnissen sind solche Zusatzkosten problematisch, v.a. wenn sie nicht planbar sind. Die Schule sollte keinen finanziellen Stress auslösen. Um zu erfahren, wie der aktuelle Stand beim Kanton ist, habe ich eine schriftliche Anfrage eingereicht. Die Antworten sind leider nicht befriedigend. Deshalb werde ich mich politisch weiter für Lösungen einsetzen, um finanziell schwächer gestellte Familien zu unterstützen.

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Patrick Vögelin
Vorstand BastA

Ja

Das Risiko wäre, dass nicht alle gleich am Unterricht teilnehmen können weil sie keine Schreibuntensilien haben weil man es sich nicht leisten kann.

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Michela Seggiani
Grossrätin SP

Material, das in der Schule benötigt wird, sollte kostenlos sein

Der Gleichstellung wegen wäre ich dafür, dass das notwendige Verbrauchsmaterial in der Schule kostenlos angeboten wird. Dazu sollten auch Stifte, Turnsachen oder Etuis gehören. Zum einen können sich nicht alle Familien das Schulmaterial leisten, zum anderen wird durch den individuellen Kauf das Material auch zum Statusobjekt und setzt Kinder, deren Eltern sich das "Hippste" nicht leisten können, unnötig unter Druck. Wenn das Schulmaterial kostenlos angeboten wird, haben diesbezüglich alle Kinder die gleichen Voraussetzungen. Ich denke, die Diskussion geht in eine ähnliche Richtung wie bei der Schuluniform: es gibt viele Vorteile, aber auch Nachteile. Für mich obsiegen die Vorteile.

Sandu
07. August 2024 um 14:57

Ja, damit die Schüler:innen das Material auch wirklich alle dabei haben!

Wir Lehrpersonen müssen einen grossen Aufwand betreiben, um dafür zu sorgen, dass alle Schüler:innen das nötige Material (und wir reden hier über Basics wie Stifte, Radiergummi, Spitzer, etc.) dabei haben. Sie bekommen nämlich nur einen Teil des Materials von der Schule (Ordner, Hefte, Zirkel, Taschenrechner, Bücher), für den Rest müssen (oder müssten) die Eltern sorgen. Ich möchte nicht aufzählen, in wie vielen Fällen wir im letzten Schuljahr Eltern Woche für Woche darauf hinweisen mussten, dass ihrem Kind Material fehlte und sie dieses besorgen müssten. Diesen Aufwand könnten wir uns sparen, wenn wir das ganze Material von der Schule aus zur Verfügung stellen würden. Ausserdem ist es für mich nicht verständlich, wieso wir zur Zeit nur einen Teil des Materials zur Verfügung stellen. Wenn damit die Chancengleichheit angestrebt werden soll, dann müsste konsequenterweise alles benötigte Material gratis sein.

Elisha Schneider
08. August 2024 um 06:29

Mich wundert, dass dieses Thema überhaupt diskutiert werden muss. Um guten Unterricht zu gewährleisten, ja um überhaupt Unterricht durchführen zu können, ist geeignetes Schreib- und Zeichenmaterial eine Grundvoraussetzung. Zum Recht auf Bildung gehört, dass solches Material den Schüler:innen selbstverständlich umsonst zur Verfügung steht. Es zu besorgen, darf nicht Aufgabe der Eltern sein. Und es geht auch gar nicht, dass Lehrpersonen Schülermaterial aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.

Ueli Keller
08. August 2024 um 05:11

Wer ist da verhaltensgestört?

So wie der Staat die Bildung organisiert, ist einiges fragwürdig. So basiert Schule auf einem Anwesenheitszwang. Kinder, denen diese Unfreiwilligkeit nicht entspricht, werden als verhaltensgestört und als therapiebedürftig diagnostiziert. Dem Vernehmen nach sollen es immer mehr werden. Und es sind nicht nur Blei- und Farbstifte, deretwegen das System aus dem Ruder läuft. Die Frage sei erlaubt, wer da eigentlich verhaltensgestört ist?

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