Hotelier: «Wir sind für den Erhalt des Musical Theaters»

Die Regierung möchte lieber ein 50-Meter-Becken als ein Musical Theater. Beizer*innen fürchten um ihre Gäste, aber nicht alle.

Raphael Wyniger
Raphael Wyniger betrieb früher das Restaurant 800 Grad beim Musical Theater – und spürte jeweils, wenn eine Produktion Publikum anzog. (Bild: Marc Gilgen)

Raphael Wyniger hat keine Freude am Musicalbad. «Wir sind ganz klar für den Erhalt des Musical Theaters», sagt der Präsident von Hotellerie-Suisse Basel und Region. «Es bringt eindeutig Frequenzen fürs Gewerbe und generiert eine spürbare Wertschöpfung in den Hotels und den Beizen. Gerade für die Restaurants um den Messeplatz ist das Publikum wichtig, das durch die Produktionen im Musical Theater angezogen wird.»

Die Regierung hat kürzlich Pläne für ein neues 50-Meter-Becken in den Räumlichkeiten des Musical Theaters präsentiert. Auf Ende 2024 hat der Kanton den Vertrag mit dem Musical-Theater aufgelöst. Doch es gibt Gegenwind. Gleich zwei Grossräte haben deswegen Interpellationen eingereicht, Johannes Sieber von der GLP und Christoph Hochuli von der EVP, und die FDP Basel-Stadt hat eine Petition «Für den Erhalt des Musical Theater Basel» lanciert.

Musicalbad
Auf einen Sprung ins Musicalbad? (Bild: Kanton Basel-Stadt)

Es geht dem Freisinn auch ums Gewerbe und die Hotels, erklärt der Basler FDP-Präsident Johannes Barth gegenüber Telebasel. Teilweise kämen Gäste von weit her, und würden, hier übernachten und essen. «Diese Wertschöpfung kann man nicht einfach so vernichten», so Barth weiter.

Auf einen Znacht vor dem Musical

Das sieht auch Wyniger so. Hotelier-Vereins  erkenne zwar die Notwendigkeit einer Schwimmhalle  an, doch:. «Ich bin dezidiert der Meinung, dass man einen alternativen Standort für eine Schwimmhalle finden soll.» Früher betrieb Wyniger das Restaurant 800 Grad direkt beim Musical Theater. Die Wichtigkeit der Kulturlocation kennt er deshalb auch aus persönlicher Gewerbesicht. «Wenn dort eine Produktion lief, dann haben wir das im Restaurant immer gespürt», erzählt er. 

«Nehmen wir an, eine Vorstellung beginnt um 20 Uhr, dann kann es sein, dass wir das Restaurant innert 20 Minuten voll haben mit Gästen.»
Alessandra Ribeiro-Manzi, Pizzeria Angolo Italiano

Noch deutlicher sagt es Alessandra Ribeiro-Manzi von der Pizzeria Angolo Italiano. Auch für sie sei das Musical Theater sehr wichtig. «Nehmen wir an, eine Vorstellung beginnt um 20 Uhr, dann kann es sein, dass wir das Restaurant innert 20 Minuten voll haben mit Gästen, die von auswärts kommen und uns zum Beispiel über Rezensionen finden.» Dass Gäste ihren Musical-Besuch mit einem italienischen Znacht verbinden, ist auch in den Google-Bewertung des Angolo Italiano sichtbar, zumindest exemplarisch: «Das Essen war super lecker und die Lage perfekt für ein Essen vor dem Besuch im Musical Theater», schreibt eine Rezensentin.

Musicalgrill
Gleich gegenüber vom Theatergebäude am Riehenring gibt's Pommes und Döner. (Bild: Michelle Isler)

Für manche wäre ein Schwimmbad wohl besser

Etwas anders klingt es beim Musical Grill. Der Imbiss befindet sich gleich gegenüber vom Theatergebäude am Riehenring. Drinnen sitzt an diesem Nachmittag ein Grüppchen junger Männer. Es gibt Pommes und Döner. Auf die Verbindung von Theater und Imbiss angesprochen, sagt Mitarbeiter Inak: «Oje, da läuft ja seit Jahren nicht mehr so viel, nicht nur wegen Corona. Also sagen wirs so: Wenn dort etwas läuft, läuft auch bei uns was, vor allem wenn es jüngere Leute anzieht.» Es sei aber bei jedem Programm anders und sehr unregelmässig: «Manchmal kommen dann 100 Leute, manchmal 30, manchmal null. Für uns wäre ein Schwimmbad wahrscheinlich sogar besser.»

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Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Junior-Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und Reportagen – vorzugsweise von Demos und aus den Quartieren. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen. 


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