Büsi Lady hat genug vom Geböllere

Nicht nur Menschen diskutieren über Sinn und Unsinn von Feuerwerk am Nationalfeiertag. Ein frei erfundener Besuch am Runden Tisch der Tiere beider Basel.

Konferenz der Tiere August
Mitglieder des Runden Tischs der Tiere beider Basel. (Bild: Unsplash / Pixabay, Collage: Michelle Isler )

Vier Mal jährlich trifft sich der Runde Tisch der Tiere beider Basel zu Austausch und Plauderei. Ende Juli ist es wieder so weit. Treffpunkt: Das Amphitheater im Kannenfeldpark. Seit langer Zeit ist das wichtigste Traktandum der Juli-Sitzung klar: Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertags. In den letzten zwei Jahren fiel das Traktandum – auch vor der Neujahrssitzung – coronabedingt aus. Nun gilts wieder ernst.

Die Krähe Karla ergreift als Erste das Wort. «Liebe Mittiere», krächzt sie, «als Leiterin des Runden Tischs heisse ich euch Willkommen zu dieser Sitzung. Wie gehabt bitte ich im Vorfeld um ein friedliches Miteinander.» Sie blickt bestimmt in die Runde.

«Ich habe eine Abmeldung erhalten. Die Fische, vertreten durch den Wels Urban, sind aufgrund des heutigen Sitzungsortes entschuldigt. Wie wir alle wissen, beeinträchtigt sie das Feuerwerk nicht allzusehr, sie möchten euch allerdings informieren, dass sie froh sind über das Badeverbot in Birs und Wiese und insbesondere die Hunde bitten, ihre Menschen nicht unnötig in die Nähe des Wassers zu locken.» Sepp, der Pudel, nickt, leicht genervt. Für Fische hatte er noch nie viel übrig. Und er ist hässig, dass das Badeverbot in der Birs auch für ihn gilt.

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«Dann lasst uns nun gleich zum Feuerwerk kommen. Weil wir nun mehr als zwei Jahre nicht mehr darüber gesprochen haben, bitte ich euch um einen aktuellen Stand aus euren Interessensgruppen.» Nacheinander erzählen die Maus Frederick, der Igel Tristan, das Eichhörnchen Wanda und die anderen Tiere, wie es ihren Artgenoss*innen im Hinblick auf das bevorstehende Geballere an der Bundesfeier geht.

Tenor: Der Lärm ist unnötig – aber er geht vorbei. Der Rehbock Coco erinnert zwar daran, dass ihm der Schock jeweils noch für einige Zeit nach dem Feuerwerk in den Knochen sitzt und man sich deswegen vehementer wehren müsste. Ihm schweben Protestaktionen vor, vielleicht auch mit drastischen Mitteln wie nächtliches Schrecken-Einjagen oder ein gezielter Dreck-Abschuss aufs Feuerwerkspublikum durch die Stadttauben oder die Krähen. Diese lassen sich aber nicht zu solchen nächtlichen Aktionen hinreissen. Und auch die anderen finden den Aufwand dafür zu anstrengend, gerade bei der aktuellen Hitze. Sie opfern lieber eine Nacht ihren Schlaf oder verzichten für kurze Zeit auf die nächtliche Jagd – dafür ist nachher wieder Ruhe.

Die Katze Lady sieht das anders. Als sie die Pfote für eine Wortmeldung hebt, verdrehen einige die Augen. Sie wissen, was kommt. «Ich verstehe nicht, wie ihr diese nächtliche Störung einfach so hinnehmen könnt. Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass dieser Unsinn endlich ein Ende hat.» Ihre Stimme ist mit zunehmendem Alter rau geworden, aber ihre Worte sind klar. «Wir erwarten erneut Fälle von Angstzuständen und temporärer Flucht aus den heimischen Stuben. Und wir sind nicht die Einzigen. Oder? Sepp?» 

Bis anhin hat der Pudel geschwiegen. Man sieht ihm sein schlechtes Gewissen an. Seit sechs Jahren fahren seine Menschen ihn vor einschlägigen Feuerwerk-Feierlichkeiten auf einen abgelegenen Hof ins Elsass. Ein Luxus, den er nicht missen möchte. Und bei den spaziergänglichen Treffen mit anderen Hunden lieber verschweigt, wenn diese jeweils zum Jetzt-ist-also-bald-wieder-dieser-1.August-Small-Talk ansetzen. Aber klar, müsste er in Basel bleiben, er würde zittern vor Angst.

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Die Fledermaus Elsa, die zwischendurch mit leisem Gepiepse über den Köpfen der anderen ein paar Nachtfalter gejagt hat und jetzt wieder am Maulbeerbaum hängt, flattert mit den Flügeln. «Auch für uns ist der Schall nicht angenehm. Ich sorge mich vor allem um unseren Nachwuchs. Der hat sich noch nicht mittels Presslufthammern und sonstigen Maschinen an solchen Lärm gewöhnt.»

«Dann kommt doch in den nächsten Tagen zum Spielen in den Allschwiler Wald.» Es ist die Füchsin Trixie. «Die Menschen entfernen gerade noch die abgerissenen Äste des letzten Unwetters, da könnt ihr euch langsam an die Geräusche rantasten. Plus: Während des Feuerwerks seid ihr in relativer Sicherheit, vor allem jetzt, mit dem Feuerwerksverbot in Waldnähe.» 

Der Marder Bruno, er hatte die Neuigkeit über das Verbot bisher nicht mitgeschnitten, ist erzürnt: «So, so! Dann haben wir sie also alle in der Stadt mit ihren Böllern? Na, vielen Dank.» – «Reg dich ab, Bruno.» Karla krächzt ihn laut an. «Du bist ja meist auf dem Bruderholz, da ist lautes Feuerwerk seit 2019 ja sowieso Geschichte.» 

Auf dem Bruderholz wird heute mit Lichtshow gefeiert. Wegen der Klimakatastrophe. Lichtemissionen finden die Tiere zwar auch mühselig, insbesondere die Fledermäuse. Aber die Lichtshow dauert ja nicht Stunden. Da gibt es weitaus grössere Probleme, die am Runden Tisch jeweils vorgebracht werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Der Runde Tisch der Tiere ist frei erfunden. Wir haben im Vorfeld allerdings Recherchegespräche geführt und danken:

  • Mirica Scarselli, Leiterin Fachstelle Oberflächengewässer, WSU und
  • Holger Stockhaus, Jagd- und Fischereiverwalter BL, Amt für Wald beider Basel

Die beiden haben uns über das Wohlbefinden der Tiere beider Basel punkto Feuerwerk aufgeklärt.

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Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Junior-Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und Reportagen – vorzugsweise von Demos und aus den Quartieren. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen. 


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