Tod von Mike Ben Peter – «Dieser Prozess ist ein Paradebeispiel für Cop Culture»

Mike Ben Peter starb im Februar 2018, als Lausanner Polizisten ihn zu Boden drückten und minutenlang auf ihm knieten. Am 22. Juni wurden sie vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Carlos Hanimann ist Journalist bei der Republik und berichtet BabaNews von einem skandalösen Prozess.

Babanews baba news Peering

Das ist ein Beitrag von BabaNews, dem Online-Magazin für Šhvicer*innen mit Wurzeln von überall. Baba news macht unabhängigen Journalismus mit freshem Blick. Hier kannst du sie unterstützen.

Bildschirmfoto 2023-07-06 um 14
(Bild: baba news)

Es war ein Prozess, der wegweisend hätte sein können. Stattdessen wurden die vier Lausanner Polizisten, die den 39-jährigen Nigerianer Mike Ben Peter bei der Festnahme mutmasslich töteten, freigesprochen.

Es war im Februar 2018, als Mike Ben Peter während einer «Dealerjagd» der Lausanner Polizei am Bahnhof angehalten wurde. Als er sich der Polizeikontrolle entziehen wollte, brachte ihn ein Polizist mit mehreren Tritten in die Genitalien sowie Pfefferspray zu Boden – obwohl sich Mike Ben Peter in keiner Weise aggressiv verhalten hatte. Es kam Verstärkung, bald darauf knieten sechs Polizisten auf dem Mann am Boden. Dann starb Mike Ben Peter. Die Polizisten mussten sich wegen mutmasslicher Tötung vor Gericht verantworten – und wurden freigesprochen.

Carlos Hanimann hat den Prozess gegen die sechs Polizisten für die Republik verfolgt und erzählt nun im Interview mit baba news von seinen Beobachtungen. Im ersten Teil der Serie: Wieso es sich bei der Festnahme von Mike Ben Peter seiner Meinung nach um einen Überfall handelte. Und weshalb der Prozess ein «Paradebeispiel für Cop Culture» ist.

«Es war eigentlich keine Festnahme, sondern ein Überfall auf Mike Ben Peter.»
Carlos Hanimann

Derweil löst in Frankreich die Tötung des 17-jährigen Nahel M., der am 27. Juni während einer Polizeikontrolle erschossen wurde, Proteste und Krawallen gegen rassistische Polizeigewalt aus. Die gegenwärtigen Krawallen in Lausanne seien gemäss Medienberichten aus Frankreich «in die Schweiz übergeschwappt». Dass es sich dabei lediglich um Proteste «verwöhnter Kinder» handelt, bezweifelt Carlos Hanimann. «In der Waadt starben in den letzten viereinhalb Jahren vier Schwarze Menschen in den Händen der Polizei. Es ist wohl kein Zufall, dass nach dem Tod von Nahel in Nanterre ausgerechnet in Lausanne am Wochenende gegen Polizeigewalt demonstriert wurde.»

(loz)

Das könnte dich auch interessieren

Praktikum Bewerbung

Bajour am 18. Dezember 2024

Wir suchen Dich!

Lust, als Journalist*in durch die Stadt zu rennen und Geschichten zurückzubringen? Dann bewirb dich als Praktikant*in bei Bajour. Hier entlang!

Weiterlesen
Investment

Balz Oertli, WAV Recherchekollektiv,Sven Niederhäuser, CORRECTIV Schweiz,Olivier Christe, WAV Recherchekollektiv am 18. Dezember 2024

«Wir investieren mit unserem Ansatz in Firmen, über die sich diskutieren lässt»

Pensionskassen stehen vor einem Dilemma: Sie sollen gewinnbringend investieren, aber angesichts der Klimakrise auf Nachhaltigkeit achten. Die Basellandschaftliche Pensionskasse macht als erste öffentlich-rechtliche Pensionskasse der Schweiz ihre Investitionen frei zugänglich auf ihrer Webseite publik.

Weiterlesen
2024-12-18 Frage des Tages Alkoholkonsum-1

Michelle Isler am 18. Dezember 2024

Weihnachtszeit: Wird Alkoholkonsum verharmlost?

Weiterlesen
Matthias Geering

Valerie Wendenburg am 18. Dezember 2024

«Politik kann Position beziehen. Wir möchten das explizit nicht»

Es war ein bewegtes Jahr an der Uni Basel: Im Mai wurden mehrere Gebäude besetzt und auch heute beschäftigt die Debatte über den Nahostkonflikt die Institution. Zudem wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigungen laut, die mehrere Jahre zurückliegen. Mediensprecher Matthias Geering blickt im Interview auf die Geschehnisse zurück.

Weiterlesen
BabaNews

baba news ist ein Online-Magazin für Šhvicer*innen mit Wurzeln von überall. baba news berichtet aus einer bunten Community heraus und möchte kreativen Köpfen ein Sprachrohr geben.


Kommentare