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Gärngschee

Viele Basler*innen haben nicht mal Geld für Gemüse: Hilf mit bei der Lebensmittelabgabe!

Corona trifft viele Familienbudgets mit Wucht. Die Basler Politik hat eine mögliche Härtefallunterstützung verschoben. Jetzt reagiert Gärngschee – und braucht dich.

04/27/21, 10:19 AM

Aktualisiert 04/28/21, 02:49 PM

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Ein Gabenzaun im St. Johann in Basel am Samstag, 4. April 2020. Die Initianten wollen damit in der Coronakrise Beduerftigen helfen.

Solidarität während der ersten Welle: Ein Gabenzaun im St. Johann im April 2020. (Foto: Keystone / Georgios Kefalas)

Corona macht ärmer. Wer vor Corona kein Geld hatte, hat jetzt noch weniger. Das merken wir in der Gärngschee-Gruppe. In den letzten Monaten haben immer wieder Menschen um Lebensmittel gebeten. Gärngschee-Chefin Sandie Collins sagt: «Vielen Menschen in Basel fehlt das Geld für das Wichtigste.»

Wie helfen?

Die Politik ist sich uneins. Für Pascal Pfister (SP) ist klar: Diese Menschen brauchen Soforthilfe. Deshalb reichte er einen Vorstoss ein. Die Idee: Corona-Härtefall-Unterstützung für alle Personen und Haushalte, die zwischen 2019 und 2020 aufgrund der Corona-Pandemie eine Einkommenseinbusse von mindestens 5 Prozent nachweisen können und unter die Kriterien der Prämienverbilligung fallen. Der Unterstützungsbeitrag soll einer doppelten Prämienverbilligung entsprechen. Und weil es aus Pfisters Sicht pressiert, wollte er die Motion für dringlich erklären, damit die Betroffenen so schnell wie möglich Hilfe erhalten. 

Doch: Die Bürgerlichen stimmten dagegen. Pascal Pfister war enttäuscht: «Basel ist so reich. Da ist es einfach beschämend und traurig, die Ärmsten nicht unterstützen zu wollen.»

«Die LDP ist keine asoziale Partei»

Anders sieht das Annina von Falkenstein von der LDP. Sie hat gegen die Motion gestimmt, betont aber: «Die LDP ist keine asoziale Partei.» Gezielte Massnahmen würde sie an vorderster Front unterstützen. Die Motion und die Kriterien, nach denen Pfister Geld verteilen wolle, seien ihr aber zu undifferenziert und würden zu wenig Prioritäten setzen. «Es geht nach dem Giesskannenprinzip.» 

Und der Freisinnige Luca Urgese störte sich im Motionstext vor allem daran, dass «verschiedene Personengruppen gegeneinander ausgespielt werden», wie er sagt. «Es läuft auf eine Klassenkampf-Rhetorik raus. Es wird behauptet: Die mit den hohen Einkommen profitieren und die Anderen leiden.» Doch hohe Einkommen würden stark besteuert werden, und so wiederum dann Unterstützungsleistungen gezahlt.

Trotzdem könnte die Härtefallunterstützung doch noch kommen. Im Juni stimmt der Grosse Rat endgültig darüber ab. Nebst SP, Grünen und BastA! wollen auch EVP und GLP dafür stimmen, das könnte reichen.

Ein Sack Gemüse. Gärngschee.

Ein Sack Gemüse. Gärngschee.

Gärngschee macht's selber

So lange will Sandie Collins aber nicht warten. Die Tätschmeisterin der Gärngschee-Gruppe hat kurzfristig reagiert und stellt eine Lebensmittelabgabe auf die Beine. In den nächsten drei Monaten will sie regelmässig Lebensmittel organisieren und an diejenigen verteilen, die sie nötig haben.

Am 8. Mai soll's losgehen.

Doch Sandie braucht Hilfe! Bislang haben 168 Menschen die Aktion unterstützt: Jetzt braucht Sandie noch mindestens 132 Unterstützer*innen. Mach mit: Hier kannst du Gärngschee-Gönner*in werden. Und hier einmalig spenden. Mit deiner Hilfe schaffen wir das!

So uneinig die Politiker*innen punkto Härtefallunterstützung, so einig sind sie sich bei der Lebensmittelabgabe. Sandra Bothe von den Grünliberalen etwa findet sie eine gute Sache: «Solche privaten Aktionen sind sehr begrüssenswert.» Die Krise treffe vor allem arme Familien und Haushalte. Solidarität sei ein wichtiger Schritt, für einander, miteinander: «Man wächst ja auch zusammen in der Krise.» Es komme zu einer grossen Kreativität aus der Zivilbevölkerung und das inspiriere wiederum Andere. 

Und auch der Freisinnige Luca Urgese begrüsst die Gärngschee-Lebensmittelabgaben: «In solchen Ausnahmesituationen wie der Pandemie braucht es ein Zusammenspiel von Staat und Privaten.» 

Das sieht Pascal Pfister ein bisschen anders. Zwar unterstützt er «jede private Initiative», wie er sagt – aber: «Es kann doch nicht sein, dass Private ein Staatsversagen auffangen müssen.» Anfangs habe man Unternehmen gestärkt, was wegen der Arbeitsplätze auch sinnvoll gewesen sei, nun müsse man aber einzelne Personen und Familien unterstützen. 

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