2025-01-17 Frage des Tages Mindestlohn-1

War der Mindestlohn ein Fehler?

Basel-Stadt hat im Juli 2022 einen Mindestlohn von 21 Franken eingeführt (mittlerweile sind es wegen Teuerung 22 CHF). Nun liegt erstmals eine Auswertung von möglichen volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Mindestlohns vor. Eine Umfrage der Universität Basel hat anonymisiert 866 Unternehmen aus der gesamten Schweiz befragt. 23 Unternehmen aus Basel geben in der nicht repräsentativen Studie unter anderem an, zum Teil wegen des Mindestlohns Mitarbeiter*innen entlassen zu haben (14,3 Prozent) oder es zumindest zu planen (9,5 Prozent). 33,3 Prozent planen zudem, die Automatisierung der Arbeit voranzutreiben, und 21,7 Prozent haben ihre Preise erhöht. Brisant sind die Ergebnisse auch für die Kantone Baselland und Solothurn, wo am 9. Februar über die Einführung eines kantonalen Mindestlohns (22 Franken in BL, 23 in SO) abgestimmt wird. Die befragten Firmen vor Ort sagen, dass sie mit Entlassungen auf den Mindestlohn reagieren würden. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, da es sich um Selbstauskünfte der Unternehmen handelt. Dennoch liest die für die Umfrage verantwortliche Arbeitsökonomin Conny Wunsch laut BaZ daraus eine gestiegene Bereitschaft der Unternehmen ab, auf Entlassungen zurückzugreifen. Die Befürwörter*innen argumentieren, dass der Mindestlohn ein wirkungsvolles Mittel gegen Armut trotz Erwerbstätigkeit sei und dass die Steuerzahler*innen profitieren, weil weniger Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen und Prämienverbilligungen in Anspruch genommen werden müssten. Eine repräsentative Auswertung aus Basel-Stadt liegt dazu allerdings noch nicht vor.

936 Stimmen
Valerie Wendenburg
Valerie Wendenburg
Moderation
Top antworten
Margarethe Denk
16. Januar 2025 um 18:27

Hohes Niveau

Wenn in der Schweiz über einen Mindestlohn diskutiert werden muss, dann läuft irgend etwas falsch... Ich frage mich, ob die, die am Lautesten dagegen sind, dann weniger in die eigene Tasche bekommen? Oder wenn mit Entlassungen und Automatisierungen gedroht wird, die Gewinnmarge wichtiger ist als die Qualität? (Weniger Personal und mehr Automatisierung sind ja dafür bekannt, dass die Qualität leidet) Wenn jemand mit dem Mindestlohn Vollzeit arbeitet, hat er/sie rund 3'500 CHF pro Monat. Bei CHF 17.50/h sind es 2'800 CHF. Allen denen, die sich gegen den Mindestlohn aufregen, empfehle ich, sich nur mal einen Moment vorzustellen wie es ist, mit CHF 2'800 CHF im städtischen Umfeld zu leben. Könnten Sie das??? Auf was würden Sie verzichten? Und umgekehrt: wenn die Mindestlohn-Jobs wegfallen/wegautomatisiert werden, wer bedient Sie noch im Restaurant oder an der Bar, wer füllt die Regale im Laden auf, etc....

Alfons Amgwerd
17. Januar 2025 um 04:54

automatisierung

ganz schwaches Argument. wer auf automatisierte Produktion umstellen kann und sich gedanklich bereits damit beschäftigt, wird diesen Schritt früher oder später gehen. Mit oder ohne Mindestlohn.

3T2A1556
Patrick Vögelin
Behindertenrechtaktivist

zu tief

Eigentlich sollte der Lohn der Teuerung angepasst wäre d.h. es müsste schon auf 24.- CHF erhöht werden um nicht in den Schuldenstrudel geraten.

Ueli Keller
17. Januar 2025 um 05:54

Sowohl richtig als auch falsch

So wie auch viele andere Symptombekämpfungen, kann ein Mindestlohn individuell und subjektiv für Menschen mit zu wenig Einkommen als richtig und als ein Fortschritt gesehen werden. Objektiv und generell aber auch als ein Fehler, weil er indirekt ein grundsätzlich falsches Lohngefüge und Wirtschaftssystem erhalten hilft.

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