Warum Sforza weiss, wie man Siege holt

Wie das wohl wird mit dem neuen FCB-Trainer Ciriaco Sforza? Man darf zuversichtlich sein! Ein Blick in die Vergangenheit hilft beim Blick in die Zukunft.

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(Bild: ZVG)

«Jo, eh nit» war meine erste Reaktion, als der «Blick» Ciriaco Sforza als neuen FCB-Trainer angekündigt hatte. Es war einerseits eine Reaktion auf den bisher wenig als Trainer in Erscheinung getretenen Sforza, andererseits ein Reflex aus Heusler-/Heitz-Zeiten: Damals war es der FCB, der kommunizierte, wenn neue Spieler oder Trainer verpflichtet wurden. Dem «Blick» blieb die Rolle als Gerüchte-Erzähler, dessen Geschichten sich in der Regel in Luft auflösten. 

Nun heisst der neue Mann an der Seitenlinie beim FCB aber tatsächlich Ciriaco Sforza. Und in Fankreisen machte der Witz die Runde, dass man die vom FCB mitgeteilte Vertragsverlängerung von Valentin Stocker erst glaube, wenn der «Blick» sie bestätige.

Ich bin in erster Linie FCB-Fan und nicht Fan von Personen. (...) Alle haben das Recht auf eine faire Chance.

Ich hoffe, Sforza macht einen guten Job. Ich bin in erster Linie FCB-Fan und nicht Fan von Personen. Verpflichtungen von Spielern und Trainern nehme ich in Regel mehr oder weniger emotionslos zur Kenntnis. Alle haben das Recht auf eine faire Chance.

Sforza weiss, wie man Titel gewinnt

Zuversichtlich stimmt mich, dass Sforza weiss, wie man als junger Spieler Titel gewinnt. 1988 holte er mit 18 Jahren den Cup. Dass er dies mit GC tat, ist für mich kein Problem. Denn als Sforza von 1986 bis 1988 und von 1990 bis 1993 für die Heugümper spielte, waren GC und der FCB nicht auf Augenhöhe und somit nicht wirklich Rivalen.

Im Gegenteil: Der FCB schlingerte in jenen Jahren in die tiefste Krise seiner Vereinsgeschichte. Im Cup der Saison 1987/88, den Sforza mit GC holte, scheiterte der FCB bereits in den 1/32-Finals mit 1:2 an den Old Boys. In die Meisterschaft starteten die Basler mit fünf Niederlagen in Folge, darunter einer 1:9-Klatsche gegen den späteren Meister Xamax.

Was war das damals für ein bitterer Start für Rotblau. Der neue FCB-Trainer Urs Siegenthaler konnte einem Leid tun. Er hatte das Team auf die neue Saison hin von Helmut Benthaus übernommen. Aus finanziellen Gründen musste der Club auf Junge setzen, denen in ihren Leistungen offensichtlich die Konstanz fehlte. 

Als Siegenthaler deutliche Worte fand

In der 14. Runde empfing der FCB mit acht Niederlagen auf dem Buckel bei nur zwei Siegen Xamax im Joggeli. Vor dem Spiel wählte Siegenthaler am 10. Oktober 1987 in der «Basler Zeitung» deshalb deutliche Worte: «Auf gewissen Positionen fehlen mir die Winnertypen, die ihr Letztes geben, die bedingungslos zur Sache gehen. […] Für einige ist es fünf vor zwölf. Wenn sie die wenigen Chancen nicht nutzen, sehe ich mich gezwungen, ihre Position neu zu überdenken». Vor allem der Torwart und der erfolglose Sturm sahen sich der Kritik ausgesetzt. 

Siegenthaler drohte damit, der Verein würde auf dem Transfermarkt aktiv, wenn die geforderte Leistungssteigerung ausbliebe. Trotz angedrohter Konsequenzen verlor der FCB das Heimspiel 1:2, zeigte aber eine gute Leistung. Die angekündigten Transfers gab es danach deshalb nicht. Siegenthaler bedauerte aber in der Basler Zeitung die «in den entscheidenden Momenten fehlende Kaltblütigkeit».

Immer wieder ein Treffer.
Goal!

Nur wenige Tage nach der Standpauke von Urs Siegenthaler und der erneuten Niederlage reiste der FCB im Bus nach Zürich an ein Auswärtsspiel. Und wie der Zufall wollte, ging vergessen, dass Trainer Urs Siegenthaler in Sissach aufgegabelt werden sollte. Ein Schelm, wer dahinter mehr als nur ein «Missverständnis» vermutete. Der Mannschaftsbus musste umkehren und den Trainer abholen. Erst 45 Minuten vor Spielbeginn trafen die Basler deshalb im Hardturm ein.

1987 ballerte Sforza mit GC den FCB mit einem 5:1 tiefer ins Elend des Tabellen-Endes.

Im Vorfeld auf das Spiel vom 13. Oktober 1987 ärgerte sich Josef Zindel in der «Basler Zeitung» über den Tabellenführer GC, der sich mit Tore schiessen bisher zurückgehalten hatte. «Und GC darf in dieser Meisterschaft mit 14 erzielten Toren in 14 Spielen an der Spitze liegen, darf sich Leader rühmen, obwohl solche Teams die Zuschauer aus den Stadien vertreiben», enervierte sich Zindel. 

GC-Trainer Kurt Jara und die GC-Spieler um Martin Brunner, Martin Andermatt, Andy Egli, Marcel Koller, Raimondo Ponte und Ciriaco Sforza straften Zindel Lügen und ballerten den FCB mit einem 5:1 tiefer ins Elend des Tabellen-Endes. 2‘100 Zuschauer*innen sahen das Spiel im Stadion und jubelten in der 60. Minute über ein Tor von Ciriaco Sforza, der zum 4:0 traf.

Sforza arbeitete an seiner Karriere

Die selbst für GC tiefe Zuschauer*innenzahl war Folge des «äusserst unattraktiven Fussballs», wie selbst die GC-Fanseite gc-zone.ch über jene GC-Saison schreibt. Der Fussballgott übernahm den Fall und sorgte dafür, dass mit dem von Gilbert Gress trainierten Xamax jenes Team Meister wurde, das den Schweizer Fussball auf dem internationalen Parkett bestens vertreten und im Achtelfinal des Europacups der Landesmeister Bayern München an den Rand einer Niederlage gebracht hatte.

Und der FCB? Der stieg am Ende der Saison in die Nationalliga B ab. Ciriaco Sforza hingegen begann an seiner Karriere zu arbeiten. Verärgert darüber, dass der neue GC-Trainer Ottmar Hitzfeld ihn vom Mittelfeldspieler zum Verteidiger umfunktionierten wollte, verliess er die Hoppers vorübergehend für zwei Jahre Richtung Aarau.

Ciriaco Sforza entwickelte sich – vor allem dank Titeln mit deutschen Teams – zu einem der wichtigsten Schweizer Fussballer überhaupt.

Der Rest ist Geschichte. Ciriaco Sforza wurde 1990 Schweizer Bürger und entwickelte sich – vor allem dank Titeln mit deutschen Teams – zu einem der wichtigsten Schweizer Fussballer überhaupt. Auch Urs Siegenthaler machte in Deutschland eine beachtliche Karriere und wurde als DFB-Chefscout 2014 Weltmeister. 

Aber Achtung! Es soll hier nicht darum gehen, künstliche Gemeinsamkeiten zwischen Sforza und Siegenthaler herzustellen. Die Behauptung sei gewagt, dass der FCB unter Sforza nicht mit fünf Niederlagen in die neue Saison starten wird. Und wenn der «Blick» einst titeln wird «Sensation: Sforza holt mit dem FCB die Europa League!», dann glaube ich das sofort.

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