Bajourleserin Miriam: «Das Musical Theater hat den Charme eines Bunkers»

Dieser Titel ist pure Provokation. Die meisten Bajour-Leser*innen haben gute Erinnerungen an das Musical Theater – aber nicht alle.

CATS 2022
Sind diese Katzen wasserscheu? (Bild: Alessandro Pinna)

Basel-Briefing-Leserin Annemarie war erst vor zwei Wochen in «Mummenschanz», hat das «Pfyfferli» besucht und war früher in zahlreichen Musicals. «Leider» wohne sie in Aesch, schreibt sie und sei eine Wasserratte. Aber: «Ich wünsche mir, dass das Musical Theater bleibt.»

«Wenig Ausstrahlungskraft»

Selten wurde so liebevoll über das Musical Theater gesprochen wie zur Zeit. Seit die Regierung mit der Idee kam, den Veranstaltungsort zu einem 50-Meter Hallenbad umzubauen, werfen sich Politiker*innen von FDP, EVP und GLP vor die Kulturinstitution. Es gibt Vorstösse, Petitionen und sogar eine Initiative zum Erhalt der musikalischen Hallen.

Eines der Argumente: Das Musical Theater sei beliebt, sagte beispielsweise FDP-Präsident Johannes Barth auf diversen Kanälen. SP-Grossrat Thomas Gander dagegen findet gegenüber SRF, das Musical Theater habe weniger Ausstrahlungskraft als beispielsweise das Theater Basel.

Was sagen unsere Basel-Briefing-Leser*innen dazu? Wir haben gefragt und 30 Antworten per Mail bekommen.

«Emotionale Erinnerungen»

Bajour-Leser Philip hat mehrmals die «Rocky Horror Picture Show» besucht und zwar, wie es sich gehört, verkleidet und mit Reis und Wasserpistole ausgerüstet. Auch «Phantom of The Opera» und «Rod Stewart» hat er gesehen. Das sind «emotionale Erinnerungen», schreibt Philip. Und bietet an, Unterschriften für die Volksinitiative von Toni Kleimann zu sammeln. Kleimann engagiert sich als Privatperson für das Musical Theater, Telebasel hat die Facts dazu (Herr Kleimann, wenn Sie das lesen, melden Sie sich unter [email protected], wir geben Ihnen gerne Philips Kontakt).

Briefing-Leser Christophe erinnert sich mit Freude an «Cats» und die «Schöne und das Biest» und möchte das Musical Theater erhalten. Auch Tobias hat mehrere Shows besucht: «Die waren alle gut».

Die Musicalfans unter den Bajour-Leser*innen sind sich eigentlich einig: Es braucht beides, Musical Theater UND Hallenbad. Letzteres aber an einem anderen Standort – beispielsweise auf der Erlenmatt oder im Stücki. Besonders gross denkt Heinz. Er schreibt: «Von mir aus könnte das Bad als grosse Kiste über den Geleisen des Basler Bahnhofs schweben». Dort würde es sich mit den anderen Bauten vertragen. Heinz' Ideen dürften dem FDP-Präsidenten Johannes Barth gefallen, dessen Partei nach eigenen Angaben im SRF «kreativ» sei im Suchen nach alternativen Standorten für das Bad. (Lieber Heinz, lieber Herr Barth, auch Sie können sich gerne melden, Bajour vernetzt gerne, weil: Medium).

Aber: Es gibt auch Leser*innen, für die es kein Musical Theater braucht. Miriam liebt zwar Musicals, findet das Basler Theater habe «den Charme eines Bunkers». Katharina geht noch weiter und nennt das Theater «eine Leiche» nebst anderen leeren Bauten: «Es wird endlich Zeit, dass wir diesen Teil der Stadt wieder beleben.»

Sophie schreibt kurz und knapp: «Yes zum Schwimmbad» und Wahlbaslerin Sibylle etwas ausführlicher: «Ich finde das Hallenbad im Musical Theater eine super Idee. Als ich nach Basel kam hat mir ein tolles Hallenbad sehr gefehlt und ich habe mich echt gefragt, wie eine Stadt mit so vielen Einwohnern nur mit dem Rialto auskommen soll?»

«Traurige Bilanz»

Das fragt sich auch Muriel, die ihre Mail mit einem Badehosen-Emoji schmückt, wie wir das mögen bei Bajour: «Unbedingt ein 50m Schwimmbad!!🩱 Orte der Kultur haben wir viele in Basel, aber Schwimmbäder? Für die Grösse dieser Stadt? Traurige Bilanz!»

Einen interessanten Wunsch hat Isabel, die Unterwasserrugby spielt. Die Länge des Bads scheint für sie zweitrangig: «Wir hätten gern ein 3-4 Meter TIEFES Becken.»

Fühlt man der Bajour-Community den Puls, spürt man: Die meisten hätten gerne den 5er und das Weggli. Beziehungsweise: Das Musical Theater und das Bad. Vielleicht ist es beim Musical Theater wie mit vielem anderen: Man weiss es besonders dann zu schätzen, wenn man es zu verlieren droht.

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Das ist Ernst (er/ihm):

Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Junior-Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

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