Ein beispielloser Aufstieg

Der Film «Play with the Devil» zeigt den Aufstieg des Basler Musikers Manuel Gagneux. Regisseur Olivier Joliat erzählt von Höhen und Tiefen des Projekts - und wie sie gemeinsam «ganz viel geblödelet» haben.

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Der Erfolg und die steigende Bekanntheit wurde ihm auch manchmal zu viel: Manuel Gagneux. (Bild: PD)

Es ist Freitagmittag, ein Tag nach der Vorpremiere von Zeal & Ardor in Basel. Der Film zeigt den Aufstieg des Basler Musikers Manuel Gagneux, der es innerhalb weniger Jahre vom Untergrund auf die Weltbühne geschafft hat. Ich bin mit dem Hauptprotagonisten Manuel Gagneux und Regisseur Olivier Joliat im Proberaum der Band verabredet. Aber von Manuel fehlt jede Spur. Auch eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit reagiert er weder auf Nachrichten noch geht er ans Telefon. Er muss verschlafen haben. Olivier schaut ebenfalls noch etwas müde aus, er hat den Absprung von der Afterparty aber doch noch rechtzeitig gepackt.

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«Play with the Devil»

Der Film «Play with the Devil» zeigt den Aufstieg des Basler Musikers Manuel Gagneux, der 2013 mehr zufällig als geplant die Band Zeal & Ardor ins Leben gerufen hat. Auf einer Internetplattform fordert er die User*innen auf, ihm zwei Musikgenres vorzuschlagen, aus denen er einen Song kreieren möchte. Black Metal und Gospel bekommt er als Antwort; es entstehen erste Songs und drei Jahre später das Debütalbum «Devil is Fine» Den Durchbruch schaffen sie aber erst 2016, als eine amerikanische Musikjournalistin auf Zeal & Ardor aufmerksam wird und einen Artikel im “Rolling Stone” veröffentlicht. Ein Jahr später geht die Band auf Europatournee, es folgen Auftritte in Amerika und der ganzen Welt. 2017 und 2020 wird Zeal & Ardor mit dem Basler Pop-Preis ausgezeichnet.

Das Foyer im kult.kino in Kleinbasel war am Vorabend eine halbe Stunde vor Filmbeginn bereits rappelvoll. Neben Freunden und Familie sass die ganze Band samt Crew im Kinosaal. Obwohl sie den Film schon kannten, war die Vorpremiere in Basel ein besonderer Moment, erzählt Olivier am nächsten Tag, während wir vor dem Proberaum warten. «Nicht nur, weil das mein erster Film ist, sondern vor allem, weil er zum ersten Mal in Basel lief.» Für die Basler Band und die Basler Crew also ein Heimspiel. Viele, die im Saal sassen, kannten die Band oder die Crew. «Das hat man teilweise an den Reaktionen gemerkt und war nochmal was ganz anderes als an den Solothurner Filmtagen, wo der Film zum ersten Mal gezeigt wurde», erzählt Olivier.

Olivier Joliat und Co-Regisseur Matthias Willi begleiteten die Band während fünf Jahren mit der Kamera. Ursprünglich war ein Kurzfilm geplant, je länger, je mehr entwickelte sich daraus aber die Idee für einen Dokfilm. «Bevor wir mit den Dreharbeiten angefangen haben, hatten wir eigentlich gar nicht wirklich einen Plan, was wir erzählen wollen. Wir sind einfach Mal mitgegangen und haben gehofft, dass schon etwas passieren wird.» Und es ist eine Menge passiert: Der Film zeigt sehr eindrücklich die Entwicklung von der Bandfindung bis zu den ersten grossen Tourneen in Europa und den USA. Auch die Entstehung des zweiten Albums kommt im Film vor sowie sehr intime Momente, wie Sitzungen mit dem Management, oder jene Phase, in welcher bei Manuel Zweifel aufkamen und er kurz davor war, alles hinzuschmeissen.

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Regisseur Olivier Joliat (links) und Co-Regisseur Matthias Willi begleiteten die Band während fünf Jahren mit der Kamera (Bild: PD)
«Wir sind einfach Mal mitgegangen und haben gehofft, dass schon etwas passieren wird.»
Olivier Joliat, Regisseur

Es ist die Kombination aus einer unglaublich spannenden Aufstiegsgeschichte einer jungen Basler Band und dem sehr intimen, teils unkonventionellen Filmmaterial, das den Film zu dem macht, was er am Ende geworden ist. Wenn die Filmcrew nicht dabei war, hat die Band selbst Handyvideos von unterwegs gemacht. «Ganz viel blödelet» hätten sie dabei, sagt Olivier und lacht. Für die Band war das der Weg, mit dem Druck umzugehen: rumalbern und Blödsinn machen. Als Zuschauer*in hat man durch die sehr privaten, teils eigens gefilmten Bilder das Gefühl, selbst mit im Tourbus zu sitzen.

Besonders die Zeit, in der Manuel am ganzen Projekt zweifelte, weil ihm der Erfolg und die steigende Bekanntheit zu viel wurden, sei für den Film eine entscheidende Zeit gewesen, erzählt Olivier, während wir immer noch warten. Das war nämlich genau auch die Phase, in der die Regisseure den Plan zum Langfilm entwickelten, erste Fördergelder zugesprochen bekamen und einen Produzenten mit ins Boot holen konnten.

Die Band hat im Februar ihr viertes Album veröffentlicht, ein zweiter Teil für einen Dokfilm ist aber nicht geplant.  Olivier ist froh, dass die klaren Rollenverteilungen von Band und Filmcrew mit der Veröffentlichung des Films aufgelöst werden konnten und  sie die Beziehung mit freundschaftlichen Plaudereien frei von Kamera und Mikros weiterführen können, «und ich endlich einfach als Fan ein Zeal & Ardor Konzert geniessen kann».

Mittlerweile sind zwei Stunden vergangen. Mit Manuel rechnen wir nicht mehr, als Oliviers Handy klingelt. Manuel ist am Apparat. «Sorry!» Er ist gerade erst aufgewacht, hat unser Treffen komplett vergessen und schafft es wohl auch nicht mehr aus dem Haus heute. Das ist dann eben die andere Seite von diesem Rockstar-Leben.

Am Donnerstag ist die offizielle Premiere von «PLAY WITH THE DEVIL - Becoming Zeal & Ardor» im kult.kino Basel.

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