Zwei Mädchen und ihre Liebe zum FCB

Didi-Kolumnist Beni liebt historische Objekte zum FC Basel. Vor Kurzem gelangte ein Fanalbum mit Zeitungsartikeln aus den Jahren 1969 bis 1971 ins Didi Offensiv. Solche Gegenstände erzählen wunderbare Geschichten rund um den Verein. Sie sind damit wichtige Zeitzeugen und historisch bedeutendes Kulturgut.

Fanalbum
Das Fanalbum von Esther und Susanne Zeller.

Das Fanalbum mit den Zeitungsartikeln gehörte Esther Zeller. «Mit Elefanten und viel Humor feierten über 25'000 Bebbies ihre Meisterelf», heisst es im ersten eingeklebten Artikel zur FCB-Meisterfeier im Juni 1969. Die 16-jährige Esther fütterte das Album regelmässig mit Artikeln hauptsächlich aus der «National-Zeitung» und dem «Sport». Ihre 9-jährige Schwester Susanne half beim Ausschneiden der Zeitungsartikel. Das Einkleben blieb aber der grossen Schwester vorbehalten.

Nach zwei Jahren war Schluss. Als Esther ihre Ausbildung begann, hatte sie nicht mehr genug Zeit für das Album. Der letzte eingeklebte Zeitungsartikel befasst sich mit einem verlorenen Spiel des FCB gegen GC im März 1971. Ein Jahr später fand allerdings eine Postkarte, die Esther von einer Freundin geschenkt bekommen hatte, den Weg ins Album.

Die Karte lässt das Fan-Herz höher schlagen. Die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft haben darauf unterschrieben und sie am 3. Oktober 1972 in Dänemark abgeschickt. Die Nati spielte am Tag darauf in Kopenhagen ein Testspiel gegen Dänemark. Schweizer Torschütze beim 1:1-Unentschieden war FCB-Spieler Walter Balmer. Mit Karli Odermatt, Walter Mundschin, Peter Ramseier, Otto Demarmels und René Hasler standen fünf weitere FCB-Spieler auf dem Platz und mit Trainer Bruno Michaud eine FCB-Legende an der Seitenlinie. Mehr FCB in einer Nati geht nicht.

Es war FCB-Legende Otto Demarmels, der Esthers Liebe zum Verein entfacht hatte.
Benedikt Pfister, Geschäftsführer Didi Offensiv

Trotz der Postkarte geriet das Album mit der Zeit etwas in Vergessenheit. Als Esther vor einem Umzug ihre Wohnung räumte, bewahrte ihre Schwester Susanne das Album vor der Entsorgung und nahm es in ihren Besitz. Beim nächsten Umzug von Susanne ging es wieder zurück an Esther. Vor Kurzem kehrte es – erneut nach einem Umzug von Esther – wieder zurück zu Susanne.

Zum Glück hat das Album die diversen Entrümpelungsaktionen überlebt. Es erzählt die wunderbare Geschichte, wie zwei Mädchen ihren Weg zum FCB fanden. Es war FCB-Legende Otto Demarmels, der Esthers Liebe zum Verein entfacht hatte. Sie hatte Demarmels während eines Praktikums bei der Azed AG kennengelernt. Danach war sie ein grosser Fan und besuchte regelmässig die Spiele im Joggeli. Im Herbst 1969 nahmen sie und Bruder Ruedi (1956) Susanne zum ersten Mal ins Stadion mit.

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An ihr erstes Spiel im Joggeli erinnert sich Susanne sehr gut. Es war der 13. September 1969. Der FC Basel spielte im Schweizer Cup im 1/16-Final gegen den FC Minerva Bern und gewann diskussionslos 10:0. Die Torschützen hiessen Helmut Hauser (vier Tore), Peter Ramseier (zwei Tore), Walter Balmer (zwei Tore), Peter Wenger und Bruno Michaud. Karli Odermatt spielte trotz Verletzung die ganzen 90 Minuten.

In jenen Jahren seien sehr viele Frauen im Stadion gewesen, erinnert sich Susanne. Auch an den Meisterfeiern in der Innerstadt habe man jeweils sehr viele Frauen antreffen können. An dumme Sprüche, Belästigungen oder andere negativen Erfahrungen wegen ihres Geschlechts kann sich Susanne nicht erinnern.

Die ganze Familie sass um den Radioapparat und fieberte mit.

Eine unangenehme Situation in Zürich ist ihr allerdings noch präsent. Am 30. Juni 1980 gewann der FCB beim FCZ 4:2 und holte den Titel. Die FCB-Fans stürmten im Letzigrund nach Schlusspfiff den Platz. Das konnten sich die Zürcher nicht gefallen lassen und bewarfen den Zug, der Susanne und die übrigen FCB-Fans zurück nach Basel brachte, im Hauptbahnhof mit Steinen.

Das Positive mit dem FCB überwiegt die Erinnerung aber bei Weitem. Dass alle drei Geschwister ihr Herz an den FCB verloren haben, ist nicht verwunderlich. Der Grossvater spielte in jungen Jahren beim FC Black Stars. Auch die Eltern interessierten sich sehr für Fussball und den FC Basel. Sie hörten die Direktübertragungen im Radio. Die ganze Familie sass um den Radioapparat und fieberte mit. Später schauten sie sich die Spiele im Fernsehen an. Noch heute sitzt die Mutter – 95 Jahre alt – bei jedem FCB-Spiel vor dem TV-Gerät.

Esther geht immer noch ins Stadion und sitzt im Sektor B. Susanne verlängerte ihre Saisonkarten vor einigen Jahren nach beinahe fünfzig Saisons nicht mehr. Ihr waren die Spiele im Joggeli zu nervenaufreibend. Das Herz bleibt aber rotblau: Susanne ist immer noch Mitglied und unterstützt Rotblau so oft es geht vor dem Fernseher.

Zurück zum Album: Kurz bevor Susanne es doch noch entsorgen wollte, zeigte sie es einem Arbeitskollegen, der wie sie ein grosser FCB-Fan ist. Über diesen Arbeitskollegen gelangte das Album ins Didi Offensiv.

Auch wenn das Sammeln von historischem Kulturgut grundsätzlich zwar nicht zur Kernkompetenz einer Fussballbar gehört, ist das Album bei uns an einem guten Ort. Wir sind überzeugt, dass solche spannenden Zeitdokumente unbedingt erhalten bleiben müssen. Denn dank den Erzählungen von Susanne Zeller erwacht es zu Leben und wird so zu einem Zeugen gelebter Fankultur.

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