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Naturhistorisches Museum

Eine Million mehr? Kein Problem

Kaum ist der Grundstein für den Neubau gelegt, kriegt das Naturhistorische Museum schon wieder mehr Geld. Grossrät*innen sind sich uneinig, ob die Finanzspritze gerechtfertigt ist.

09/16/22, 03:20 PM

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Maniküre für das Mammut? Die Betreuung der Sammlung kostet ab kommendem Jahr mehr.

Maniküre für das Mammut? Die Betreuung der Sammlung kostet ab kommendem Jahr mehr. (Foto: Naturhistorisches Museum Basel/Gregor Brändli)

Um 1,16 Millionen Franken wird das Budget des Naturhistorischen Museums Basel im kommenden Jahr aufgestockt. 2024 sollen es nochmal 320'000 Franken mehr sein, wie das Präsidialdepartement in einer Medienmitteilung schreibt.

Mit dem Geld soll das Museum dem Wachstum der vergangenen Jahre gerecht werden: Von 2015 bis 2019 sind die Besucher*innenzahlen um die Hälfte gewachsen. Daher soll also personell aufgestockt werden: Knapp acht Vollzeitstellen werden in den nächsten zwei Jahren hinzukommen, insbesondere für die Betreuung der rund 12 Millionen Objekte umfassenden Sammlung. 273'000 Franken fliessen in Sachmittel wie Mikroskope, schreibt das Präsidialdepartement auf Anfrage.

Mehrkosten waren absehbar

Dass das Budget steigt, ist die (mehr oder weniger in Kauf genommene) Folge eines politischen Entscheids. Die Museumsstrategie hielt 2017 fest, dass Basel seine fünf Museen nicht auslagern, sondern an ihnen festhalten will. Gestaffelt wurden an allen Museen Betriebsanalysen durchgeführt, zuletzt eben 2020 bis 2021 beim Naturhistorischen Museum.

Der Bericht der österreichischen Beratungsfirma ICG sah ursprünglich noch höhere Mehrausgaben vor. Da die Herangehensweise von ICG bei der zuständigen Arbeitsgruppe kritisch diskutiert wurde, wurde mit Polynomics eine zweite Beratungsagentur mit der Prüfung des ICG-Berichts beauftragt. Die Prüfung führte dazu, dass der Mehrbedarf um zwei Vollzeitstellen runterkorrigiert wurde. So kam die jetzige Budgeterhöhung zustande.

All das lässt sich nachlesen, das Präsidialdepartement hat die Analyse, deren Prüfung und die Stellungnahme der ICG veröffentlicht. Eine Transparenz, die auch Grossrat Joël Thüring positiv anmerkt. Dennoch ist der SVPler, Neo-Finanzchefkommissionär und bisher in der Kulturkommission tätig, unzufrieden mit der Budgeterhöhung.

Joël Thüring

Vermisst den kulturpolitischen Schwerpunkt: Joël Thüring (SVP). (Foto: Grosser Rat des Kantons Basel-Stadt)

Allerdings nicht, weil er grundsätzlich mehr Geld für das Museum ablehnt. Ihm fehlt vielmehr ein kulturpolitischer Schwerpunkt: «Der Regierungsrat spricht nach jeder Betriebsanalyse automatisch neue Mittel, ohne anderswo im Kulturbereich zu sparen.»

Seine Kollegin in der Kulturkommission, Sandra Bothe-Wenk von der GLP, findet die Erhöhung in Ordnung. «Mein Eindruck ist, dass hier durchaus bedacht und transparent vorgegangen und nicht einfach wahllos Geld gesprochen wurde», sagt sie, gerade im Hinblick auf die umfassende Betriebsanalyse und deren externe Prüfung.

Sie findet die Ausgaben sinnvoll; gibt zu Bedenken, wie die Museen die Lebensqualität der Bevölkerung und damit die Standortattraktivität beeinflussen. «Wir reinvestieren die Ausgaben in den Kulturplatz Basel, der wiederum Menschen über die Grenzen hinweg anzieht und begeistert.»

Sandra Bothe

Die Museen sind wertvoll für die Lebensqualität der Bevölkerung, findet Sandra Bothe-Wenk (glp). (Foto: Grosser Rat Basel-Stadt)

Dass eine solche Institution mehr Geld braucht, war absehbar, findet auch Elias Schäfer, FDP-Vizepräsident und Mitglied von Kulturstadt. Deshalb ist für ihn nicht ersichtlich, warum die Betriebsanalyse nicht früher gemacht wurde.

Ein guter Zeitpunkt wäre seiner Meinung nach gewesen, bevor Basel 2019 über den Neubau des Naturhistorischen Museums abgestimmt hat. Dass der laufende Betrieb ebenfalls mehr Geld benötigt, hätte im Rahmen einer Gesamtbetrachtung schon damals klar gemacht werden müssen. 

Der Grundstein für den neuen Museumsbau wurde erst vor wenigen Wochen gelegt, spätestens 2028 soll das Gebäude eröffnet werden. Die Betriebsanalyse hat auch für den Neubau Mehrbedarf ergeben. Eine Erhöhung des 214-Millionen-Baukredits sei allerdings nicht nötig, schreibt das Präsidialdepartement.

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