Viel Glück, Frau Mück

Heidi Mück tritt nach sieben Jahren als Co-Präsidentin der BastA! zurück. Unter ihrer Leitung hat die Partei die linke Basler Politik stark geprägt, besonders in der Wohnschutzdebatte. Eine Kurzanalyse.

Heidi Mück
Hier posiert Heidi Mück für den Regierungswahlkampf 2020.

Heidi Mück war für die linke Basler Politik häufig ein Segen. Insbesondere im Mieter*innenschutz hat die Linksaussenpartei die Politik stark geprägt und die Regierung vor sich her getrieben. Die vielen Abstimmungserfolge beim Wohnschutz sind wesentlich der BastA! zu verdanken. Die – im Vergleich zur BastA! – verbürgerlichte SP hätte es nicht geschafft, die vielen linken, auch ausserparlamentarischen Bewegungen an einen Tisch zu bringen und so viel politischen Druck aufzubauen. Das ist wesentlich Mück und ihrer ehemaligen Co-Präsidentin Tonja Zürcher zu verdanken, die bereits im 2019 aus der Parteileitung zurückgetreten ist.

Unter dem erfahrenen Team Mück-Zürcher wurde auch Sibel Arslan 2015 (statt Mirjam Ballmer) zur Nationalrätin und im Jahr 2018 aller Unkenrufe des Basler Establishments, die wohl mehr Wunschvorstellungen waren, wiedergewählt. Es war den Politikerinnen gelungen, das feministische und klimapolitische Momentum für sich zu nutzen.

Das Herz auf der Zunge

Zudem schaffte Mück fast die Wahl in den Regierungsrat. 2016 unterlag sie im zweiten Wahlgang Baschi Dürr (FDP) nur knapp. Keine Chance hatte sie dann allerdings vier Jahre später, als sie für die auch von ihrer Partei schmählich im Stich gelassene grüne Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann den zweiten Wahlgang bestritt.

 Vielen SP-Wähler*innen galt Mück als zu links und zu wenig magistral.

Gegenüber Bajour etwa sagte Mück damals spontan, sie habe ein «schwieriges Verhältnis zur Polizei» in Bezug auf Demonstrationen und Racial Profiling (zeigte auf Nachfrage später aber grossen Respekt für die Arbeit der Beamten).

Zum Verhängnis wurde ihr dabei wohl ein Charakterzug, der für ein Regierungsamt suboptimal ist: Mück ist zuerst ein Mensch mit ausgesprochen sozialem Gewissen und dem Herz auf der Zunge und erst in zweiter Linie Politstrategin – trotz ihrer Jahre langen Erfahrung als BastA!-Mitgründerin und Grossrätin.

Gerade diese Offenheit ist aber auch eine Stärke Mücks, etwa in ihrer parlamentarischen Arbeit oder in ihren Engagements in den Quartieren oder im Frauenhaus. In der Medienmitteilung heisst es treffend: «Heidi Mück ist als Politikerin und Quartierbewohnerin stets am Puls der Menschen – mit klaren Positionen und zugleich radikaler Offenheit.»

Mück bleibt allerdings Grossrätin und Teil des Vorstands und wird sich weiterhin für die engagieren, «die nicht mitgedacht» sind. Für Menschen mit kleinem Portemonnaie und wenig Privilegien.

Die BastA! muss jetzt eine zweite Person fürs Co-Präsidium suchen. Bislang ist noch offen, wer das sein könnte. Nun, da beide Aushängeschilder der BastA! – Zürcher und Mück – aus der Parteileitung weg sind, fehlt der BastA! ein prominentes Gesicht. Co-Präsidentin Sina Deiss bleibt im Amt. Sie war bisher eher im Hintergrund tätig und dementsprechend wenig profiliert.

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