Was ist Ihnen vom Jahr 2021 in Erinnerung geblieben, liebe Kulturschaffende?

Von Delfinen und der neuen Zerbrechlichkeit: Wir haben Basler Persönlichkeiten gefragt, was sie im Jahr 2021 besonders beeindruckt hat. Und was ihnen bleibt.

Jahresrückblick Kultur

Jahresabschlüsse sind wie Lagerfeuer. Man rückt nochmal ein wenig zusammen und schaut versonnen in die Glut. Es werden Geschichten erzählt von früher und irgendwann spielt immer irgendjemand Gitarre. 

Dann wird es Zeit zu gehen.

Wir haben Politiker*innen und Künstler*innen gefragt, ob sie mit uns eine Erinnerung an das Jahr 2021 teilen. Wir fragten: 

Gibt es ein Ereignis, dass sie in diesem Jahr besonders beschäftigt hat? Etwas, das Sie dazu brachte, neu auf die Welt zu schauen und das Ihren Horizont erweiterte? Eine Erfahrung, die Ihre Haltung in einer bestimmten Sache vielleicht sogar grundlegend änderte?

Hier sind die Antworten.

Katrin Grögel
Katrin Grögel, 51, seit 2018 Co-Leiterin Abteilung Kultur Basel-Stadt gemeinsam mit Sonja Kuhn, seit August 2021 alleinige Gesamtleiterin dieser Abteilung

Während des Lockdowns hatte ich viel Zeit zum Lesen. Nachhaltig beeindruckt haben mich zwei Bücher: «Frausein» von Mely Kiyak erzählt ohne Moralkeule davon, wie man als Tochter einer kurdischen Einwandererfamilie den Mut fasst, literarisch zu schreiben und in Freiheit zu lieben.

«Die Fremden», ein Auszug aus einem Manuskript von William Shakespeare ist eine Mahnrede an die Londoner Bevölkerung, nicht gegen die Glaubensflüchtlinge aus Flandern und Frankreich zu hetzen. Dieser Appell an die Menschlichkeit aus dem Jahr 1604 hat nichts an Aktualität und Dringlichkeit verloren. 

Ana Brankovic
Ana Brankovic, 31, Kulturproduzentin und Herausgeberin von wiewaersmalmit.ch

Bämm, Pandemie: 2020 alles geschlossen, 2021 wieder fast alles geöffnet und das sehr fragil und schüchtern. Plötzlich ist alles irgendwie anders und das nicht allein visuell durch die ganzen Signaletik Massnahmen im Alltag. 

Dieser ruckartiger Clash und wie ich nun meine Arbeitsweise, meine Prioritäten sowie meine Lieblingsbäckerei, das Quartierlädeli ums Eck oder Kulturinstutionen neu wahrnehme und das innovative Neudenken von Sachverhalten, waren definitiv prägend. 

Ein kurzes Aufatmen, inne halten, wertschätzen von kleinen Momenten, und fühlen wie vergänglich doch alles ist, hat mich dazu gebracht einige Dinge zu überdenken und dafür bin ich in der ganzen Notlage sehr dankbar.

Zeki
Zeki, 30, Influencer und Comedian

Ich fand die Fussball EM-Zeit in diesem Jahr sehr eindrücklich. Einerseits, weil ich parallel dazu meine Haare blond gefärbt habe, um Xhaka in meinen Videos zu verkörpern und andererseits, weil die Menschen für einen kurzen Moment die Pandemie ausblenden konnten und stattdessen Emotionen zuliessen.

Das absolute Highlight war dann der Sieg der Schweiz gegen Frankreich.

Nicole Bernegger
Nicole Bernegger, 44, Sängerin, Musikerin, Labelchefin

Dieses 2. Jahr Pandemie war irgendwie geprägt von sich zurechtfinden, weitermachen, neuen Mut schöpfen in dieser veränderten Realität. Immer noch fehlen die Konzerte, das Publikum, die grossen gemeinsamen Momente. Aber es gab viele kleine schöne Augenblicke – mit meiner Familie, der Band und beim Songwriting. Denn wenigstens konnte man sich wieder begegnen, nachdem die Distanz zwischen uns Menschen schon fast erschreckend alltäglich geworden war.

Eindrücklich und richtiggehend befreiend war für mich dann die wenigen Augenblicke in denen Corona fast vergessen ging und man miteinander unbeschwert geniessen konnte, so wie «früher». Einen solchen Moment der «Leichtigkeit des Seins» habe ich am Konzert von Phenomden in der Kaschemme erlebt und die positiven Vibes, die Musik und die Nähe zueinander hat meine Batterien gleich für Wochen wieder aufgeladen – im Miteinander fühlte sich die Welt wieder einiges besser an und ich hoffe auf wieder viel mehr solche «moments to share» im 2022!

Steffi Klär
Steffi Klär, 46 Musikerin, Kulturschaffende und Netzwerkerin

Beinahe zwei Jahre Pandemie hinter uns und wenn ich einen Moment nennen soll, der mich in diesem letzten Jahr am meisten beeindruckt hat dann war es der kollektive Moment, die andauernde grosse Kreativität und das Durchhaltevermögen und das Zusammenstehen der Musik-, Kultur- und Gastronomieszene.

Jeder Song, der mitten in all den Verschiebungen und Konzertabsagen veröffentlicht wurde, jedes Projekt, jede Aktion, die in den Trümmern von abgesagten Veranstaltungen entstand und das x-fache sich neu erfinden und einstellen der Branche auf neue Massnahmen. Ja – zusammen mit den Ärzt*innen und Pflegenden, den engagierten Politiker*innen und Verwaltungsmenschen, sind die Musiker*innen, Kulturschaffenden, Gastro- und Nachtkulturbetriebe meine grossen Held*innen vom 2021.

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Bei Bajour als: Reporter und Redaktor

Hier weil: da habe ich die Freiheit, Neues anzupacken und unkonventionell zu arbeiten, ohne über sieben Hierarchiehürden zu springen. Das ist toll. Gleichzeitig macht diese Freiheit natürlich Angst, und das wiederum schweisst zusammen. Darum bin ich auch hier. Wegen des Teams.

Davor: Bei der TagesWoche und davor lange Jahre an der Uni mit Germanistik & Geschichte.

Kann: Ausschlafen.

Kann nicht: Kommas.

Liebt an Basel: Die Dreirosenbrücke. Das Schaufenster des Computer + Softwareshops an der Feldbergstrasse Ecke Klybeckstrasse. Das St. Johann. Dart spielen in der Nordtangente. Dass Deutschland und Frankreich nebenan sind.

Vermisst in Basel: Unfertigkeit. Alles muss hier immer sofort eingezäunt und befriedet und geputzt werden. Das nervt. Basel hat in vielem eine Fallschirmkultur aus der Hölle. Absichern bis der Gurt spannt. Ich bin schon oft aus Versehen eingeschlafen.

Interessensbindung: Vereinsmitglied beim SC Rauchlachs.

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