đđđŠ
Ist der Orgasmus dasselbe wie sexuelle Befriedigung? Und wie war dein erstes Mal? Die SchĂŒler*innenzeitung Quint hat unter Jugendlichen nachgefragt und wir finden: đ„đ„đ„!
Daniel Faulhaber
11/05/20, 04:30 AM
Aktualisiert 11/05/20, 08:27 AM
Dieses Tafelbild ist symbolisch und hat so wahrscheinlich nie stattgefunden, leider.
Die Basler SchĂŒlerzeitung Quint hat im August eine Sex-Studie unter Gymnasiast*innen veröffentlicht. 2300 SchĂŒler*innen zwischen 15 und 19 Jahren wurden gefragt, ob sie sich beim Sex unter Leistungsdruck fĂŒhlen, wann sie gemerkt haben, welche SexualitĂ€t sie haben. Ob sie sich wegen ihrer sexuellen Orientierung schon einmal diskriminiert gefĂŒhlt haben.Â
Wir sind per Zufall ĂŒber diese Studie gestossen und fanden: Nicht nur ist dieses Heft, Quint, toll gemacht. Auch die Aussagen und Zitate der befragten SchĂŒler*innen sind bemerkenswert. Bemerkenswert darum, weil sie bedacht daherkommen, weil sie klug sind, weil sie so rumpelig unperfekt sind wie Sex auf dem GepĂ€cktrĂ€ger eines Mofas. Weil sie lustig und geil sind.Â
Und weil sie, wenn wir an unsere eigene Jugend zurĂŒckdenken, insgesamt verflixt fachkundig daherkommen.
Diese Studie ist kein ranziger Porno-Report fĂŒr pubertĂ€re Flachwitzereisser. Sie stellt Sex auch nicht auf den Altar und stellt Weihrauch daneben. Diese Sammlung von Zitaten und Zahlen schafft das, woran «erwachsene» Publikationen oft genug scheitern. Sie bringt Sex zur Sprache auf eine Art, die Lust macht. Lust, auf eine offene Art darĂŒber zu reden. Lust, ihn zu haben.Â
Quint besteht aus der der Arbeit von SchĂŒler*innen aus allen fĂŒnf Basler Gymnasien, darum heisst das Magazin auch Quint. Die fĂŒnf sind das Leonhard, BĂ€umlihof, Kirschgarten, MĂŒnster und das Wirtschaftsgymnasium. Sie erscheint dreimal im Jahr gedruckt in einer Auflage von 1500 Heften. Jede Ausgabe hat ein Titelthema, alle BeitrĂ€ge haben auf die eine oder andere Art damit zu tun. Alle Arbeiten, vom Layout zur Textproduktion bis zum Marketing werden von SchĂŒler*innen im Alter zwischen 15 und 20 Jahren gemacht. Zur Zeit wird die Webseite umgebaut, hier kann man Quint auf Insta und Twitter folgen.Â
Die Quint sucht Mitarbeiter*innen! Du bist jung und willst schreiben? Melde dich! Du musst nicht an einem Gymnasium sein, du kannst an irgendeiner Schule oder in der Lehre sein.
Vielleicht tauchen hie und da Begriffe auf, die du nicht kennst? Ganz am Ende des Textes findest du eine Einordnung der Autor*innen, plus ein Glossar mit ErklÀrungen.
So, jetzt aber ran an den Juice. VoilĂ : Le Sex-Reporte.Â
Trotz des umfangreichen Datensatzes ist diese Umfrage nicht reprĂ€sentativ. Dies zeigt sich schon in der Teilnahme nach Geschlecht: Fast zwei Drittel der Proband*innen waren weiblich, mit 33% Anteil nahmen gerade mal halb so viele MĂ€nner teil, gefolgt von 2% NonbinĂ€ren.Â
Trotzdem lassen sich interessante Tendenzen feststellen. So kann beispielsweise das Klischee der ungekĂŒssten Mathe-Nerds bestĂ€tigt werden: Statistisch gesehen haben die musisch Begabten in den Schwerpunkten BG und Musik eher ein aktives Sexleben als die Phamler*innen. WĂ€hrend knapp die HĂ€lfte der BG/Musiker*innen eine Beziehung fĂŒhren, ist nicht mal jede*r 10. Phamler*in liiert.
Auch beim Pornokonsum bestĂ€tigt die Umfrage unter Basler Gymnasias*innen die Regel: MĂ€nner schauen grundsĂ€tzlich hĂ€ufiger und lieber Pornos als Frauen. Jedoch zeigt sich ĂŒberraschenderweise, dass die Gymnasiastinnen frĂŒher in Kontakt mit pornographischen Inhalten kommen als die Gymnasiasten, nĂ€mlich im Schnitt mit 12,1 respektive 12,7 Jahren. Ăber die HĂ€lfte der jungen MĂ€nner geben an, dass Pornos ihre Vorstellung von Sex geprĂ€gt haben, wĂ€hrend dies lediglich auf gut einen Drittel der Frauen zutrifft.
Bei der Frage, was denn alles unter den Begriff âSexâ fĂ€llt, gingen die Meinungen weit auseinander: âPenetrationâ, waren sich 41% der MĂ€nner und 35% der Frauen sehr sicher, wĂ€hrend andere die Penetration allein fĂŒr ĂŒberbewertet halten. FĂŒr viele zĂ€hlt zu Sex jede zum Orgasmus fĂŒhrende BerĂŒhrung, wĂ€hrend fĂŒr gewisse die emotionale Verbindung entscheidend ist.
Interessanterweise gaben fast die HĂ€lfte aller Befragten an, sich beim Sex nicht unter Leistungsdruck zu fĂŒhlen. Von jenen, die sich unter Druck fĂŒhlten, bauten sich die meisten den Druck selber auf, in der Angst, eventuellen Anforderungen nicht zu genĂŒgen oder den Partner nicht ausreichend befriedigen zu können.
Rund ein Viertel der Frauen gehört der LGBTQ+-Community an, im Gegensatz dazu sind es ânurâ ein FĂŒnftel der MĂ€nner. Auffallend ist, dass sich davon die grosse Mehrheit der Frauen als bisexuell bezeichnet. Bei den MĂ€nnern hingegen ist der Anteil der Schwulen und Bisexuellen fast ausgeglichen.
In Zusammenhang dazu ist es spannend zu sehen, wie hĂ€ufig die Angehörigen der jeweiligen Gruppen schon Opfer von Diskriminierung wurden. Gut jede*r achte Homosexuelle*r hat sich schon aufgrund der SexualitĂ€t diskriminiert gefĂŒhlt, wĂ€hrend dies auf ânurâ knapp jede*n dritte*n Bisexuelle*n zutraf. Vielleicht fĂŒhrt die grössere gesellschaftliche Akzeptanz von BisexualitĂ€t (gemessen an der statistisch geringeren Diskriminierung) dazu, dass sich Jugendliche schon frĂŒher outen, wĂ€hrenddem das Outing als homosexuell eine grössere HĂŒrde darstellt.Â
Spannender Text, aber du hast nicht alle Wörter verstanden? Hier ein kleines Glossar mit einigen Begriffen zur sexuellen IdenditÀt, die Definitionen stammen aus dem digitalen Queer Lexikon.
- Ein Text darĂŒber, ob man ohne Leidenschaft Erfolg haben kann?
- Ein Text ĂŒber die Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Lust.
Wird geladen