Soldat arbeitet weiter im Testzentrum und muss nicht in den WK

Ein Mitarbeiter im Corona-Testzentrum des Unispital sollte ins Militär. Dabei schiessen die Fallzahlen durch die Decke und jede helfende Hand wird gebraucht. Was steckt dahinter?

Militär Titelbild
Statt ins Testzentrum geht's Richtung WK.

Das Corona-Testzentrum des Unispital Basel ist mitunter einer der Orte, der seit der Pandemie an vorderster Front agiert. Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen durch die Decke gehen, wird viel getestet. So auch im Testzentrum. Mit einem Rekordhoch von 661 Tests am vergangenen Montag ist klar: Man ist auf jede*n Mitarbeiter*in angewiesen, sonst geht’s ans Zahnfleisch. 

Doch nun hat ein Mitarbeiter ein Aufgebot für den WK der Armee erhalten. Ergibt es Sinn, einen Mann aus dem Testzentrum abzuziehen, um ihn an einem anderen Ort einzusetzen?

Testzentrum möchte Mitarbeiter nicht verlieren

Alle Armeeangehörigen (ausser Durchdienende), werden jährlich in einen dreiwöchigen Wiederholungskurs einberufen. Das ist die Regel. Doch es ist unter Umständen möglich, den WK zu verschieben.

Das Testzentrum möchte den Mitarbeiter auf jeden Fall behalten. Nicolas Drechsler, Mediensprecher des Unispital Basel, sagt Bajour auf Anfrage: «Wir würden ihn gerne von seinem WK dispensieren lassen und haben dementsprechend Antrag gestellt.» (Update vom 18. Januar 2022) Inzwischen hat das USB mitgeteilt: «Das Gesuch um Dienstverschiebung wurde angenommen, der junge Mann arbeitet wieder im Test- und Triagezentrum.»

Wahrscheinlich handelte es sich um ein Versehen: Die Armee wusste wohl nicht über den Job des Soldaten Bescheid. Denn es ist laut Drechsler nicht üblich, dass die Armee Soldaten aus «Akutspitälern» einzieht. Normalerweise funktioniert der Prozess gut. 

Herzen
Wir brauchen dich!

Jetzt Bajour-Member werden.

Laut Armeesprecherin Delphine Schwab liegt es im Ermessen der militärischen Prüfer*innen, über die Verschiebung des WKs zu entscheiden. Es wird dabei besonders auf die Umstände geschaut wie beispielsweise: «In welcher Funktion wird der Antragsteller bei seinem Arbeitgeber eingesetzt?», «Gibt es Alternativen diesen Job vorübergehend zu besetzen?» und «Wie wichtig ist er im militärischen Rahmen für den WK?».

Im Kantonsspital Baselland hätte letzten Dezember ein Pflegefachmann, der auf einer Covid-Station arbeitet, ebenfalls in den WK einziehen sollen. Dem Antrag des Kantonsspitals, den Dienst zu verschieben, wurde damals stattgegeben, wie die Baselbieter Pressesprecherin Anita Kuoni bestätigt

Mit «Augenmass»

Die Armee spielt aktuell wieder eine Rolle in der Pandemiebekämpfung des Bundes. So mobilisierte das Militär im Dezember zusätzliche Truppen zur Unterstützung des Gesundheitswesens – dies nebst den üblichen Wiederholungskursen. 

Auch da gab es anfänglich offenbar organisatorische Schwierigkeiten. So kritisierte der Chef eines Rettungsdienstes gegenüber «20 Minuten», dass seine Sanitäter*innen aus ihrem Job gerissen würden, um stattdessen banale Aufgaben zu erledigen, die auch jemand ohne medizinische Ausbildung übernehmen könnte. Daraufhin kommunizierte die Armee, man gehe mit «Augenmass» vor, insbesondere bei Soldaten aus dem Gesundheitssektor. 

Der Mann im Basler Testzentrum, der zum WK soll, ist übrigens kein Pflegefachmann und demnach nicht «systemrelevant», sondern arbeitet in «koordinativer Funktion» im Testzentrum.

__________

Update: Wir haben diesen Artikel am 18. Januar 2022 aktualisiert. Wie das USB mitteilt, wurde das Gesuch um Dienstverschiebung inzwischen angenommen, und der Betroffene arbeitet wieder im Test- und Triagezentrum.

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Nicola_Sitzend

am 26. Juli 2023

«Mit meiner Geschichte kann ich anderen Mut machen»

Schon seit ihrer Jugend leidet Nicola Renfer unter Migräneanfällen. Durch die Corona-Infektion im Januar 2022 wurden die Schmerzen so stark, dass sich ihr Leben um 180 Grad verändert hat. In der Poesie hat sie eine neue Leidenschaft gefunden.

Weiterlesen
Long Covid Symbolfoto

David Rutschmann am 04. Januar 2023

Die Vergessenen

Das Krankentaggeld vieler Long-Covid-Patient*innen läuft dieser Tage aus – und es ist noch unklar, ob die IV zahlt. Für Betroffene wie Jeanny Fischer geht es um nicht weniger als die Existenz. Ein Fachanwalt denkt deshalb darüber nach, Long Covid als Berufskrankheit bei Pflegeberufen einzustufen.

Weiterlesen
Maske Corona FFP2

David Rutschmann am 02. Dezember 2022

Das Immunsystem ist aus der Übung

Zu viel Maske wäre schlecht fürs Immunsystem, hiess es bei der Diskussion zur «Frage des Tages». Die stellvertretende Kantonsärztin und ein Infektionsimmunologe bestätigen, dass wir unsere körpereigene Abwehr wieder stärken müssen. Doch: Die Maske kann sinnvoll bleiben.

Weiterlesen
Corona Maske

David Rutschmann am 05. Oktober 2022

War da was?

Kaum jemand denkt noch an Covid, wenn man wieder mal erkältet ist. Aber müssen wir uns auf einen weiteren Corona-Herbst einstellen? Wir fragen nach.

Weiterlesen

Kommentare