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Soldat arbeitet weiter im Testzentrum und muss nicht in den WK

Ein Mitarbeiter im Corona-Testzentrum des Unispital sollte ins Militär. Dabei schiessen die Fallzahlen durch die Decke und jede helfende Hand wird gebraucht. Was steckt dahinter?

01/17/22, 04:00 AM

Aktualisiert 01/19/22, 07:35 AM

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Statt ins Testzentrum geht's Richtung WK.

Statt ins Testzentrum geht's Richtung WK. (Foto: Keystone SDA/Collage)

Das Corona-Testzentrum des Unispital Basel ist mitunter einer der Orte, der seit der Pandemie an vorderster Front agiert. Gerade jetzt, wo die Infektionszahlen durch die Decke gehen, wird viel getestet. So auch im Testzentrum. Mit einem Rekordhoch von 661 Tests am vergangenen Montag ist klar: Man ist auf jede*n Mitarbeiter*in angewiesen, sonst geht’s ans Zahnfleisch. 

Doch nun hat ein Mitarbeiter ein Aufgebot für den WK der Armee erhalten. Ergibt es Sinn, einen Mann aus dem Testzentrum abzuziehen, um ihn an einem anderen Ort einzusetzen?

Testzentrum möchte Mitarbeiter nicht verlieren

Alle Armeeangehörigen (ausser Durchdienende), werden jährlich in einen dreiwöchigen Wiederholungskurs einberufen. Das ist die Regel. Doch es ist unter Umständen möglich, den WK zu verschieben.

Das Testzentrum möchte den Mitarbeiter auf jeden Fall behalten. Nicolas Drechsler, Mediensprecher des Unispital Basel, sagt Bajour auf Anfrage: «Wir würden ihn gerne von seinem WK dispensieren lassen und haben dementsprechend Antrag gestellt.» (Update vom 18. Januar 2022) Inzwischen hat das USB mitgeteilt: «Das Gesuch um Dienstverschiebung wurde angenommen, der junge Mann arbeitet wieder im Test- und Triagezentrum.»

Wahrscheinlich handelte es sich um ein Versehen: Die Armee wusste wohl nicht über den Job des Soldaten Bescheid. Denn es ist laut Drechsler nicht üblich, dass die Armee Soldaten aus «Akutspitälern» einzieht. Normalerweise funktioniert der Prozess gut. 

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Laut Armeesprecherin Delphine Schwab liegt es im Ermessen der militärischen Prüfer*innen, über die Verschiebung des WKs zu entscheiden. Es wird dabei besonders auf die Umstände geschaut wie beispielsweise: «In welcher Funktion wird der Antragsteller bei seinem Arbeitgeber eingesetzt?», «Gibt es Alternativen diesen Job vorübergehend zu besetzen?» und «Wie wichtig ist er im militärischen Rahmen für den WK?».

Im Kantonsspital Baselland hätte letzten Dezember ein Pflegefachmann, der auf einer Covid-Station arbeitet, ebenfalls in den WK einziehen sollen. Dem Antrag des Kantonsspitals, den Dienst zu verschieben, wurde damals stattgegeben, wie die Baselbieter Pressesprecherin Anita Kuoni bestätigt

Mit «Augenmass»

Die Armee spielt aktuell wieder eine Rolle in der Pandemiebekämpfung des Bundes. So mobilisierte das Militär im Dezember zusätzliche Truppen zur Unterstützung des Gesundheitswesens – dies nebst den üblichen Wiederholungskursen. 

Auch da gab es anfänglich offenbar organisatorische Schwierigkeiten. So kritisierte der Chef eines Rettungsdienstes gegenüber «20 Minuten», dass seine Sanitäter*innen aus ihrem Job gerissen würden, um stattdessen banale Aufgaben zu erledigen, die auch jemand ohne medizinische Ausbildung übernehmen könnte. Daraufhin kommunizierte die Armee, man gehe mit «Augenmass» vor, insbesondere bei Soldaten aus dem Gesundheitssektor. 

Der Mann im Basler Testzentrum, der zum WK soll, ist übrigens kein Pflegefachmann und demnach nicht «systemrelevant», sondern arbeitet in «koordinativer Funktion» im Testzentrum.

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Update: Wir haben diesen Artikel am 18. Januar 2022 aktualisiert. Wie das USB mitteilt, wurde das Gesuch um Dienstverschiebung inzwischen angenommen, und der Betroffene arbeitet wieder im Test- und Triagezentrum.

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