Hans-Peter reist im Herzen mit

Eigentlich hätte Angela mit ihrem krebskranken Hans-Peter noch eine letzte Reise machen wollen: mit dem Bernina Express. Gärngschee ermöglichte den Lebenstraum. Doch Hans-Peter starb. Jetzt ist Angela mit ihren Töchtern gefahren.

Angela mit Töchtern 2.0
Angela mit ihren beiden Töchtern auf der Alp Grüm. (Bild: Facebook)

«Ich habe diesen Mann geliebt», sagt Angela mit Tränen in den Augen. Darum war der Schock riesig, als Hans-Peter am 24. November 2021 seiner Krebserkrankung erlag. Ein Verlust, den man Angela immer noch ansieht und spürt. Das merkt man bei jedem Satz, den sie über ihn spricht. 

Eigentlich hätte Angela mit ihrem Mann noch eine Reise machen wollen, es war alles schon geplant: «Unser gemeinsamer Traum war es, eine Fahrt im Panoramawagen des Bernina Express zu erleben», erklärt Angela. Doch die finanziellen Gegebenheiten liessen ein so teures Vergnügen nicht zu. Darum platzierten sie den Weihnachtswunsch letztes Jahr auf Gärngschee.

Ein paar Wochen später kam der Anruf: Auf der Bajour-Redaktion liege ein Geschenk abholbereit. Der Gutschein in Kreditkartenformat war auf 200 Franken beziffert. «Wir sind beide völlig erschrocken, wie viel Geld wir von Gärngschee bekamen. Damit rechneten wir nicht», erinnert sich Angela. Sie seien so dankbar für dieses Geschenk gewesen. «Hauptsächlich freuten wir uns auf die Erfüllung unseres Traums. Es fühlte sich nach mehr als nur Freude an. Mehr überschwänglich und euphorisch.» Doch wenige Tage nach diesen Glücksgefühlen folgte der schlimmste Tag in Angelas Leben. Hans-Peters Körper verlor den Kampf gegen den Krebs.

Angela und Hanspeter 2.0
Hans-Peter war für Angela die Liebe ihres Lebens. (Bild: Facebook)

Angela schloss den Gutschein weg. «Im letzten Winter war ich nicht bereit, diesen Traum ohne meinen Mann zu erfüllen.» Für sie war klar, wenn sie dann doch irgendwann in den Bernina Express einsteigt, muss jemand dabei sein, den sie lieb hat. 

Im Herbst merkte Angela, dass sie parat ist. Und es war auch klar, wer mitkommt: Ihre beiden Töchter Cinthia und Nadine wollten mit ihr die Fahrt im Andenken an ihren Vater machen. Am 25. November 2022, also genau ein Jahr und einen Tag nach dem Todestag von Hans-Peter, stiegen die drei Frauen morgens um 10 Uhr in den Bernina Express in Chur ein. 

Die roten RHB-Wägeli haben Riesenfenster, damit man gut raussehen kann. Petrus meinte es gut mit Angela: «Das Wetter war traumhaft. Wolkenfrei. Perfekt», schwelgt Angela in den Erinnerungen. «Unten im Rheintal waren die Landschaften noch völlig schneefrei, auch die Temperatur war für einen Tag Ende November sehr warm». Doch je mehr sich das Bähnchen in Richtung Bergün den Berg hochschraubte, desto mehr verwandelte sich die Umgebung in eine weisse Märchenlandschaft. 

  • Angela im Zug

    Im Bernina Express konnten die drei Frauen auch ein Glas Wein geniessen.

  • Aus dem Zug

    Eine spektakuläre Aussicht auf den Lago Bianco.

Auf der Alp Grüm angekommen, gab es einen kleinen Zwischenhalt mit vollem Alpenpanorama. 20 Minuten die Füsse vertreten und ein kleines Fotoshooting später, ging es auf den Schienen des UNESCO Welterbe durch das Valposchiavo (Puschlav) nach Tirano. 

196 Brücken später hiess es: Zurück nach Basel. Angela und ihre Töchter hätten für den Rückweg auch die kürzere Strecke mit dem Postauto nach Lugano nehmen können, doch «wir kamen um Zug, nicht um Bus zu fahren», erklärt Angela lachend. «Die Fahrt zurück genossen wir ebenfalls in vollen Zügen.»

 Auf der ganzen Reise durch diese Traumwelt in weiss sei Hans-Peter immer dabei gewesen. Im Herzen und in den Gesprächen. Die drei Frauen erzählten sich gegenseitig Geschichten über Erlebnisse mit ihm. Angela denkt gerne an die Zugfahrt zurück: «Ich zehre immer noch von den Momenten an diesem wunderschönen Tag und möchte das auch unbedingt meinen drei Enkelkindern eines Tages zeigen», sagt sie. Und schickt einen Gruss an die vielen Freiwilligen, welche diese Reise ermöglicht haben: Ich bin Gärngschee so dankbar. All diesen Mitglieder*innen, die sich mit viel Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe um andere Menschen kümmern», sagt Angela.

Gärngschee
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