Auf einen Tee im Märchenwald
Wie das duftet! In den Merian Gärten tauchst du in faszinierende Blumenuniversen ein.
Machen Orte glücklich? Ja, manche schon. Besonders, wenn sie so liebevoll beschrieben werden wie hier: Die Basler Journalistin Yaël Debelle hat zusammen mit Co-Autor Stephan Petersen 80 Glücksorte in Basel ausfindig gemacht und diese in einem einzigartigen Stadtführer versammelt. Das Buch erschien im September 2020 und landete auf der Bestseller-Liste.
Yaël Debelle starb vier Monate nach Erscheinen des Buches. Sie hatte einen besonderen Blick für das Schöne und Spezielle. Ihre Texte waren Bijous, die Basel zum Leuchten brachten. Zu Ehren einer der «talentiertesten Journalistinnen der Schweiz» («Tachles») schalten schalten wir Yaëls 10 Lieblingsorte in Basel noch einmal auf. Und lassen uns von Yaël ein bisschen lichtes Sommerglück ins Herz tragen.
Die Wucht der Farben ist gewaltig. Knallpink, Kitschrosa, Korallenrot. Die Rhododendren kleckern nicht, sie klotzen – mit Farben und Düften. «Du betrittst das Tal und riechst diesen Duft. Und dann ist alles gut.»
Gärtnerin Sabine Roth atmet tief ein. «Riechst du das?» Es ist der wilde chinesische Rhododendron fortunei, übersetzt «der Rosenbaum des Glücks». Er verströmt einen betörenden Duft, taucht das Rhododendron-Tal in einen aromatischen Nebel. Der Ort ist ein Gesamtkunstwerk für alle Sinne: der erdige Geruch, die Parfümdüfte der Rhododendren, Vogelgezwitscher, das leise Summen der Bienen, die leuchtenden Farben. «Und mittendrin schwebt eine glückliche Gärtnerin», sagt Roth lachend.
In ihrem Reich riecht es nach feuchter Erde und Torf. Alte Bäume schirmen das Licht ab, kühlen das Tal. Hier im hintersten Winkel der Merian Gärten leben die Schattenpflanzen. Und in ihre Pflege steckt Roth ihr ganzes Herzblut. Auf den ersten Blick sind die filigranen Pflanzen Mauerblümchen, klein und unauffällig wachsen sie unter den ausladenden Rhododendren. Aber nur auf den ersten Blick. «Wahnsinn, diese Blüte, einfach Wahnsinn», sagt Roth und zeigt auf eine schwarze kelchförmige Blüte. «Farbenfroh kann jeder, aber das hier ...».
Besonders angetan haben es ihr die Farne, die sich auf eigentümliche Art zu Spiralen kringeln, bevor sie ihr Blattwerk entpuppen. Die Schattenwesen bilden einen romantischen Märchenwald – man würde sich nicht wundern über eine Elfe, die zwischen den Farnen tänzelt.
Die Merian Gärten beherbergen viele Blumenuniversen. Auf einem Feld floriert die grösste öffentliche Irissammlung Europas, weltbekannt unter Liebhaber*innen. 1500 historische Sorten zeigen im Mai ihre Pracht. Im Juni blüht der Pfingstrosengarten, bis im Oktober sind es die Clematis-Raritäten. Ganzjährig blüht in der weissen Villa Merian die Tee- und Kaffeekultur – mit Ausblick auf den Englischen Garten.
Wie kommst du da hin?
Merian Gärten, Vorder Brüglingen 5, 4052 Basel, Tel. +41 61/3 19 97 80
ÖV: Tram 14 und Bus 36, Haltestelle St. Jakob
Das Buch
Der Bestseller «Glücksorte in Basel. Fahr hin und werd glücklich» von Yaël Debelle und Stephan Petersen, Droste Verlag, Düsseldorf. Hier bestellen.