Das Q&A zur Basler Fasnacht 2022

Schon Februar und immer noch gibt es so viele offene Fragen zur Basler Fasnacht. Wir haben die wichtigsten gesammelt und Antworten gesucht.

Der andere Morgestraich der abgesagten Basler Fasnacht 2020.
Vor zwei Jahren trauerte die Fasnachtsszene – jetzt sieht aber alles anders aus. Ist eine Fasnacht doch noch möglich? (Bild: Samuel Hufschmid)

Wenns am Mäntig vieri schloot… Dieses Jahr würde der Morgestraich auf den 7. März fallen und die nächsten 72 Stunden würden ganz den Basler Fasnächtler*innen gehören. Würde… wenn… Was ist denn jetzt mit der Fasnacht 2022?

Die Zeichen stehen gut, dass eine Art Fasnacht stattfinden kann. Wie die bz berichtete haben diese Woche Mitglieder des Fasnachts-Comités auf Social Media mit den Hashtags #sbasst und #wennsamviereidunkelwird darauf angespielt, dass ihre Kostüme und Larven noch passen würden. 

Doch, die letzte Instanz ist an der diesjährigen (vielleicht) Fasnacht nicht das Comité, sondern der Basler Regierungsrat. Dieser entscheidet nächste Woche, ob und wenn ja, in welcher Form die Fasnacht 2022 Tatsache wird. Einiges ist aber schon heute klar. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten aufgeschrieben:

1

Was ist mit dem Morgestraich?

Ob das Licht am 7. März um 4 Uhr in der Innerstadt gelöscht wird und aus allen Ecken und Gassen «Morgestraich, vorwärts, Marsch» ertönt, ist noch unklar. Auf Anfrage von Bajour möchte sich Comité-Obfrau Pia Inderbitzin nicht konkret zum ob oder vielleicht eines Morgestraichs äussern. Man müsse jetzt abwarten, bis die Regierung kommuniziere, sagt sie.

Unabhängig davon, zähle der Morgestraich sowieso nicht zur Zuständigkeit des Comités. «Wir organisieren primär den Cortège, alles andere ist der Fasnachtsnatur überlassen – darauf haben wir keinen Einfluss», so Inderbitzin.

2

Aber es gibt definitiv keinen Cortège?

Nein, leider nicht. Trotz Aussichten auf eine bundesrätliche Lockerung im Bereich von Grossveranstaltung ab 16. Februar wird es definitiv keinen Cortège geben. Dies bestätigt Comité-Obfrau Pia Inderbitzin gegenüber der bz. Die Lockerungen seien zu kurzfristig, um doch noch einen Cortège auf die Beine zu stellen.

3

Kein Cortège – was dann?

Momentan ist davon auszugehen, dass die Fasnacht mehrheitlich Charivari stattfindet. Mit Charivari ist nicht die französische Variante des Kartoffelsalats gemeint, sondern der Dresscode für Fasnächtler*innen. Das heisst, jede*r Teilnehmer*in wählt das eigene Kostüm selber. Da es keinen Cortège gibt, wird wohl die Mehrheit der Cliquen kein konkretes Sujet ausspielen und deshalb auf das wilde Durcheinander setzen. Wobei man weiss ja nie, die Fasnächtler*innen sind dafür bekannt, immer mal wieder den Rahmen zu sprengen.

Und auch sonst muss gerade ein Traum vieler Fasnächtler*innen in Erfüllung gehen: DREI TAGE GÄSSLE steht in Aussicht, wenn man dem Vorsteher des Gesundheitsdepartements Lukas Engelberger Glaube schenken will.

Schade ist das aber zum einen für das Publikum, aber noch viel mehr für die Wagencliquen, für die eine Absage des Cortège gleichbedeutend ist mit einer Absage der Fasnacht.

4

Ich will ans Guggenkonzert!

Das ist dieses Jahr nicht möglich. Gemäss gemeinsamer Medienmitteilung der beiden Guggen Dachorganisationen «Freyi Guggemusige» (FG) und «Interessengemeinschaft fasnächtlicher Guggen-Musiken» (IG) müssen sie «nach reiflicher Überlegung» ihre jeweils am Fasnachtsdienstag traditionell stattfindenden Guggenkonzerte absagen. 

Der organisatorische und finanzielle Aufwand, die logistischen Herausforderungen und die zu erfüllenden Auflagen der Vorgaben von Bund und Kanton seien zu gross und in der vorgegebenen Zeit schlicht nicht umsetzbar, so die Organisatoren.

Zu hoffen bleibe, dass die Guggen immerhin Platzkonzerte veranstalten dürfen.

5

Und die Laternenausstellung?

Auf Anfrage von Bajour bestätigt Bruno Kern vom Fasnachts-Comité, dass eine Laternenausstellung angedacht sei. «Momentan befinden wir uns in der Planungsphase und stellen bei den zuständigen Behörden demnächst einen Antrag zur Veranstaltung», so Kern. Die Ausstellung soll in einem ähnlichen Rahmen stattfinden wie der Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz. Dabei spricht Kern von einem abgesperrten Perimeter und Zugang nur mit 3G. 

Aber haben die Cliquen überhaupt etwas zum Ausstellen? Sind die Laternen gemalt? «Das haben wir abgeklärt», sagt Kern. «Wir haben die Cliquen angefragt und gebeten, uns Bescheid zu geben, ob sie eine Laterne ausstellen würden.» Die bisherigen Rückmeldungen stimmen ihn «sehr positiv».

6

Was ist mit den Schnitzelbängg?

«Zewei!» Die Schnitzelbänke planen mit einer normalen Beizenfasnacht, so titelt es die bz am  1. Februar. Darin kommen verschiedene Bangg-Vereinigungen zu Wort und berichten über ihre Pläne und Umstände zur diesjährigen Fasnacht – und es sieht so aus, als würden wir die ganze Wucht der scharfsinnigen und humorvollen Värsli, die sich die letzten zwei Jahre angestaut hat, um die Ohren kriegen.

Aber nicht nur in den Lokalen soll gesungen werden. Das Schnitzelbank-Comité informiert, dass am Mittwuch, 9. Februar der Vorverkauf zu den Schnitzelbank-Abenden im Theater Basel startet.

7

Woher kriege ich jetzt meine Orangen und Mimösli?

Dieses Jahr bedauerlicherweise aus dem Consi und dem Blumenladen deines Vertrauens. Denn mit der Absage des Cortèges wurden die Wagen-Cliquen um Ihre Fasnacht gebracht. Ihren Unmut tun sie in einer Medienmitteilung kund. Darin schreibt die IG Wagencliquen Basel: «Unsere grosse und unbändige Freude am Hobby ‹Basler Fasnacht› wird dadurch bereits zum dritten Mal brutal zerschmettert.» 

Die Entscheidung, dass definitiv kein Cortège stattfinden könne, treffe die Wagen-Cliquen einmal mehr am härtesten, so die IG. Gemäss Mitteilung gehen einige Formationen noch weiter und würden sich die Frage stellen: «Sollen wir überhaupt noch weiter machen?».

Mit diesem «Paukenschlag» sehe sich die Wage-IG IG gezwungen, von einer

Fasnacht 2022 abzusehen – allerdings fände sie eine allfällige «Verschiebung fasnächtlicher Aktivitäten», zu Gunsten des Nachwuchses, durchaus auch vorstellbar.

fasnacht
Bajour, vorwärts, Marsch

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Bei Bajour als: Praktikant vom Dienst

Davor: Studium in Politikwissenschaften an der Uni Freiburg im Brsg.

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