Blue Sport bringt FCB-Fans auf die Palme

Sportfans verzichten womöglich bald häufiger aufs Schauen von Fussballspielen im eigenen Wohnzimmer. Denn wer den verschwitzten Männern und Frauen von zu Hause aus beim beliebten Ballspiel zuschauen möchte, zahlt bei Blue Sport künftig mehr. Das treibt auch Basler Fans um.

Basel's Andi Zeqiri, right, cheers after scoring during the UEFA Conference League round of 16 first leg match between Switzerland's FC Basel 1893 and Slovakia's SK Slovan Bratislava at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, on Thursday, March 9, 2023. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Den FCB im Fernsehen verfolgen? Das geht künftig nur noch mit einem teuren Abo. (Bild: © KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS)

Eigentlich könnte alles so gemütlich sein: Vom Sofa aus Fussball schauen, neben sich ein paar Chips. Eigentlich. Für einige Fussballfans wird das Verfolgen ihrer Lieblingsmannschaft schon bald etwas ungemütlicher, weil teurer. Zumindest für diejenigen, die zum Beispiel den FC Basel in der Super League und dafür auf das Streaming-Abo von Sender Blue Sport angewiesen sind. Und das sind in der Schweiz: alle.

Kein anderer Sender oder Streamingdienst bietet die Spiele an. Blue Sport, der zu Swisscom TV gehört, besitzt in der Schweiz die Exklusivrechte für Spiele der höchsten Schweizerischen und Spanischen Fussball Liga sowie für Champions League-Spiele ab der K.O.-Phase, also dann, wenn's spannend wird.

Jetzt hat Blue Sport, selbsternanntes «home of football», am Dienstag sein neues, teureres Abo-Modell vorgestellt. Neukund*innen müssen künftig mehr zahlen, ausserdem sind einzelne Spiele nicht mehr buchbar.

«Absoluter Skandal», kommentiert FCB-Fan und Telebasel-Journalistin Lea Meister auf Twitter. Sie sei zwar bereits Abonnentin und ist deshalb nicht von der Preiserhöhung betroffen, trotzdem findet sie das Vorgehen des Senders daneben. «Fakt ist: jedes Spiel seines Vereins im günstigsten Sektor im Stadion zu besuchen, ist langsam günstiger…», schreibt sie.

Ab dem 21. Juni 2023 kostet ein Jahresabo 34.90 Franken im Monat. Damit wird das Fussballschauen um 17 Prozent teurer und unflexibler. Unentschlossene oder «Flexible», wie Swisscom sie nennt,  bestraft der Sender ab Sommer noch härter: Das Monatsabo mit Option auf monatliche Kündigung (heute gibt es nur ein Halbjahresabo) wird 49.90 kosten und damit 20 Franken mehr, als ein Abo heute (29.90).

Der Gipfel der «produktstrategischen» Anpassungen: Konnte man früher Einzelspiele für (auch schon teure) 9.90 pro Super League oder Champions League-Spiel buchen, ist das künftig nicht mehr möglich. Das Angebot sei in den letzten Jahren weniger genutzt worden, begründet blue Sport-CPO Claudia Lässer die Entscheidung.. 

Oder sind 10 Franken für 90 Minuten Fussball, egal wie fest das Fussballherz schlägt, einfach zu viel? Das hinterfragte auch CH-Media-Journalist Simon Häring:

Bajour FCB-Briefer David Sieber bewertet das Einstellen der Einzelspiel-Kaufoption als «Eigengoal». Sie sind sich einig: In Zukunft lohnt es sich noch mehr, Fussballspiele in der Kneipe nebenan oder wenn möglich am Spielfeldrand zu schauen. «Der Stadionbesuch inklusive Bier und Wurst und Anreise sind im Vergleich geradezu ein Schnäppchen», meint Sieber. Das war mal anders. Ralf Beyeler, Telekom-Experte bei moneyland.ch, hat recherchiert und stellte fest: Ein Spiel bei Swisscom kostete 2006 nur 1 Franken. Das ist eine Teuerung von +890 Prozent innerhalb von 17 Jahren.

Marktbeherrschende Stellung ist unklar

Ist das rechtens? Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass Blue Sport der einzige Anbieter in der Schweiz ist, um die Champions League zu verfolgen, und damit quasi eine Monopolstellung geniesst.

Es sei komplex, sagt Anwalt für Kartell- und Wettbewerbsrecht Dr. Michael A. Meer. Er veranschaulicht es mit einem Beispiel: Nehmen wir an, deine Lieblingsserie wechselt plötzlich zu einem Streaming-Anbieter. Als Konsument*in wirst du vor die Wahl gestellt: Nie wieder die Serie schauen oder zu Anbieter-Konditionen ein Abo lösen. So verhält es sich rechtlich in etwa auch mit Fussballspielen. «Die Schwierigkeit bei Fussballveranstaltungen im Fernsehen liegt bei der subjektiven Wahrnehmung des Events als Allgemeingut im fussballbegeisterten Europa», sagt Meer.

Damit die Abopreiserhöhung als missbräuchlich gelten könnte, müsste der Anbieter marktbeherrschend sein – und das sei in Bezug auf die Übertragungen von regulären Fussballspielen alles andere als klar, sagt Meer. Dass schlussendlich aber beide Parteien – Clubs und Publikum – aufeinander angewiesen seien, stimmt Meer zuversichtlich, ein konsument*innenfreundliches Mittel zu finden, bei dem auch «die legitimen wirtschaftlichen Interessen der Anbieter und der Clubs» gewahrt werden.

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Wer bis dahin bei den 400 Franken Blue Sport-Gebühren im Jahr zögert, kann diese mal mit den Preisen für Saisonkartenplätze im Joggeli vergleichen und überlegen, ob sich der Wechsel in den Lokalfussball lohnt.

Und wie beeinflusst die Abo-Umstellung einen Fussballabend in der Kneipe mit deinen Friends?

Beni Pfister von Didi Offensiv sagt, das Sportsbar-Abo bei Blue Sport sei nicht von der Preisanpassung betroffen. Das Bar-Abo liege heute schon deutlich über dem Preis für Private. Ob jetzt mehr Leute ins Didi Offensiv kommen, um sich das Abo zu sparen? «Ich kann mir vorstellen, dass Personen das Abo nicht mehr lösen. Ob dies zu einem Zuwachs bei uns führt, kann ich noch nicht sagen.»

Im Vergleich zu den Anfangsjahren würden zumindest mehr Personen in die Beiz kommen, um Champions League und vor allem FC-Basel-Auswärtsspiele zu schauen. Pfister glaubt, das habe damit zu tun, dass weniger Fussballspiele im öffentlichen Fernsehen übertragen werden.

Falls Fussballbeizen nichts für dich sind, hier ein kleiner Trost: Auch weiterhin werden hin und wieder Spitzenspiele auf SRF im Free-TV gezeigt, weil der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass bei besonders wichtigen gesellschaftlichen Sportveranstaltungen das öffentliche Interesse die Exklusivrechte aushebeln würde. Das gilt auch für der Schweiz.

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Lisa Gallo

Bei Bajour als: Member & Sales Verantwortliche, FCB-Brieferin

Hier weil: ich Bajour als tolle Arbeitgeberin mit grossartigem Team kennenlernen durfte und davon mehr will.

Davor: Texterin bei Werbeagentur, Fundraising & Kommunikation bei Basler Stiftung.

Kann: Reflektieren.

Kann nicht: Fussballspiel schauen ohne zu kommentieren.

Liebt an Basel: Den Sommer im St. Johann und am Rhein.

Vermisst in Basel: sichere Velowege.

Interessenbindung: keine.

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