Braucht es ein Smartphone-Verbot an Schulen?

Die Basler Schulen handhaben die Nutzung von Smartphones unterschiedlich: Bei manchen bleibt es während des Unterrichts ausgeschaltet im Rucksack. Manche kennen ein Handyverbot in Schulzimmern, Gängen und Pausenhöfen. Bei anderen werden die Geräte bei Schulbeginn in einer Box deponiert und nach Schulschluss wieder abgeholt (Details bei Baseljetzt). Aktuell befassen sich mehrere Kantone  mit dem Umgang von Smartphones an Volksschulen, schreibt die NZZ. Auch in Basel-Stadt wollte GLP-Grossrätin Sandra Bothe-Wenk vom Regierungsrat wissen, ob er bereit sei, eine «smartphonefreie Volksschule» einzuführen. Er erachtet ein generelles Verbot allerdings nicht als zielführend. Bothe-Wenk will nicht locker lassen und hat mit der Riehener Einwohnerrätin Katrin Amstutz ein Komitee gegründet und eine Petition lanciert, berichtet Primenews. Sie fordert die Entwicklung einer kantonalen Richtlinie, die eine «smartphonefreie Schulkultur» ermöglicht. 

1914 Stimmen
Franziska Zambach
Franziska Zambach
Moderation
Top antworten
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David Friedmann
04. September 2024 um 05:55

Es ist wie eine Sucht - nur klare Ansagen helfen

Wer selbst Kinder hat und wie ich in einem Elternrat sitzt, weiss, wie wichtig und wunderbar dieser "geschützte Raum" Schule ist. Es ist so schön, wenn die Kinder dort Selbständigkeit und sozialen und nicht sozialmedialen Umgang erleben und erlernen dürfen. Ich finde Verbote auch nicht gut, aber ich sage es ungern, das Handy ist ein Suchtmittel und gerade Kinder sind sehr schnell, sehr abhängig. Nein, gönnen wir den Kindern doch ein schönes Schulerlebnis, ab der 5. Klasse erhalten sie sowieso das Schul Ipad Sandra Bothe hat eigene Kinder und arbeitet in einer Schule, sie ist die letzte, welche so etwas fordert, wenn es einen anderen Weg gäbe. Wir tun unseren Kindern und den Lehrerinnen und Lehrer einen riesigen Gefallen. Es braucht klare Regeln für die Eltern, sonst dürfen die einen und die anderen nicht und jede Elternperson kennt dann die Folgediskussionen.

Sasha Mazzotti
Lehrerin/Theaterschaffende

Umgang lernen???

Neulich hat mir eine jüngere Frau gesagt, dass sie gegen ein Verbot sei, denn die Kinder und Jugendliche müssen den Umgang damit lernen. Ich gebe ihr Recht, dass der Umgang mit Medien (social media, tiktok,etc.) und gamen (Altersfreigabe!) auch in der Schule thematisiert und gelernt werden sollte. Dafür könnten die Schüler:innen ihre Handys ja mitbringen, auch, wenn sie produktiv eingesetzt werden für ein Projekt. Aber wir reden hier vom Alltag, davon, dass in der Pause, gegamet wird oder Videos reingezogen werden, statt sich zu unterhalten, zu spielen, zu tagträumen oder sich zu langweilen! Im Schulalltag geht es also nicht um den Umgang mit dem Handy. Was ist der Mehrwert, wenn man auch während der Schulzeit am Handy hängt? Hinzu kommen noch die Laptops, die man ab der 5. Klasse erhält. Auf denen wird in der Mittagspause gegamet oder bei den Älteren in der Sek II mit ihren eigenen Laptops, wird während des Unterrichts geshoppt, Fussball geschaut etc.Sinnvoll? Klare Regeln braucht es!

Sandra pure
Sandra Bothe
Grossrätin GLP Basel-Stadt

Gebote statt Verbote

Smartphonefreie Schulen lassen sich auf verschiedene Weise umsetzen. Es geht dabei um Gebote statt strikte Verbote. Entscheidend ist eine gemeinsame kantonale Haltung zum Umgang mit Smartphones, die von den Schulen miteinander entwickelt wird. Gleichzeitig sollen die Schulstandorte die Flexibilität haben, Regeln standortspezifisch anzupassen, dabei soll die gesunde und förderliche Lernumgebung zum Wohl der Schülerinnen und Schüler im Zentrum stehen. Genau das fordert die Petition.

Christine Staehelin
03. September 2024 um 18:28

Wir brauchen eine einheitliche kantonale Regelung. Nur so können wir an allen Schulen die gleichen Lernbedingungen schaffen und uns dem Ideal der Chancengleichheit annähern. Die negativen Folgen der ständigen Erreichbarkeit sowie des uneingeschränkten Zugangs zum Internet auf das Lernen und auf die sozialen Interaktionen sind hinlänglich bekannt. Davor müssen wir die Kinder und Jugendlichen schützen.

Daniel Vicentini
04. September 2024 um 06:00

Auch ohne Schule viel am Handy

Ich sehe es ganz einfach. Die Jugendlichen sind heutzutage sowie sehr oft und lange mit dem Handy beschäftigt. Wenn sie nun eine handyfreie Zeit an der Schule erhalten, schadet das sicher nicht!

Sandra pure
Sandra Bothe
Grossrätin GLP Basel-Stadt

Einheitliche Haltung, flexible Umsetzung, gesunde Lernumgebung

Cybermobbing ist präsenter denn je. Statt Bewegung und Entspannung dominieren Onlinespiele den Pausenplatz, und Social Media lenkt die Schülerinnen und Schüler ab, wenn sie eigentlich dem Unterricht folgen sollten.

Während der obligatorischen Präsenzzeit stehen die Kinder und Jugendlichen unter der Obhut der Volksschule. Deshalb ist es entscheidend, eine gesunde Lernumgebung zu schaffen, die sowohl die Konzentration fördert als auch Sicherheit bietet. Direkte Kommunikation und Interaktion ohne den ständigen Einfluss von Social Media sowie eine konsistente Lernatmosphäre an allen Schulstandorten in Basel-Stadt tragen wesentlich zu gerechteren Bildungschancen bei. Regeln sind wichtig für ein respektvolles Miteinander und die persönliche Entfaltung. Daher halte ich es für sinnvoll, eine kantonale Richtlinie für eine smartphonefreie Schulkultur in Zusammenarbeit mit den Schulen zu entwickeln und die Schulstandorte die Freiheit haben, die Umsetzung vor Ort individuell zu gestalten.

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Homosmartphone

Wie alle ü70 sage ich: ja, sofort, je früher je besser, ich habe die Hälfte meines Lebens handyfrei gelebt, was sich junge Generationen gar nicht vorstellen können. Die u40 werden dagegenhalten, sie kennen nur das Handyleben, es ihnen zu entziehen gilt als Freiheitsentzug. Freiheitsentzug mit noch nie dagewesenen Zahlen an Depressionen und Einsamkeitsleiden. Wir Alten hatten noch... nein, in diese Leier werde ich nicht einstimmen, auch wenn alles stimmt. Schweden machte den Anfang und hat Tablets und Handys verbannt. Frankreich fängt mit den ersten Tests an und schon spielen sie wieder Fussball in den Pausen und reden sogar miteinander. Meine Französischkenntnisse stammen aus der Primarschule im Welschen. Mich erschrecken die Grammatikfehler erwachsener Franzosen, sie schreiben nur noch abgekürzt in ihre Smartphones. Über 90% der Jugendlichen lesen keine Bücher mehr. Nach dem Homoerectus kam der Homosapiens, dann der Homosmartphone. Dann übernahm KI. Bravo Sandra Bothe-Wenk, bleib dran!

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Benjamin von Falkenstein
04. September 2024 um 05:39

Rückständige Politik

Ein Verbot von Smartphones ist nicht zielführend sondern rückständig. Die Forderung stammt von einer Generation, die nicht mit Handy aufgewachsen ist und von einem falschen Bild an den Schulen ausgeht. Vielmehr müssten die Kinder den Umgang mit Smartphones lernen. Es ist naiv zu glauben, die Probleme mit einem Verbot lösen zu können, zumal die älteren Schülerinnen und Schüler ohnehin einen Laptop haben. Darauf kann praktisch alles gemacht werden was auf dem Smartphone ebenfalls gemacht wird. Der Regierungsrat hält eine solches Verbot ebenfalls für verfehlt. Hören wir auf ihn.

Christian
04. September 2024 um 07:49

Sucht Kinder/Erwachsene

Das Handy und auch der Laptop sind leider ein Riesenproblem an der Schule. Ich habe das 2. Kind im Basler Schulsystem mit Abstand von 11 Jahren. Ich bin selbt in der IT. Das zum Hintergrund. Das Suchtverhalten ist mittlerweile dokumentiert. Es gibt genug Entwickler, die die Software mitentwickelt haben, und klar sagen, dass alles Know-How aus dem Suchtverhalten in Las Vegas, alles psychologische Wissen über Reize beim Menschen usw. von Anfang an, in die Entwicklung eingeflossen sind. Das ist genau wie bei den Zigaretten (man suche nach "Impact Boosting"). Die Kinder gehen zum Gamen aufs Klo. Das Erziehungsepartment hat im letzten Jahr reihenweise Webseiten zum Gamen auf den Laptops gesperrt. Der sogenannte IT-Unterrricht besteht darin, dass die Kinder ein bisschen PowerPoint machen und ein bisschen Googeln im Internet. Das ist ein Scherz. Und das grösste Problem sind nicht die Kids, sondern die Erwachsenen, die in jeder Sekunde am Handy hängen. Wir sind alle süchtig.

Mütze Kopie 2
Mathis Reichel
Pensioniert, Musiker, Tänzer

Homosmartphone

Wie alle ü70 sage ich: ja, sofort, je früher je besser, ich habe die Hälfte meines Lebens handyfrei gelebt, was sich junge Generationen gar nicht vorstellen können. Die u40 werden dagegenhalten, sie kennen nur das Handyleben, es ihnen zu entziehen gilt als Freiheitsentzug. Freiheitsentzug mit noch nie dagewesenen Zahlen an Depressionen und Einsamkeitsleiden. Wir Alten hatten noch... nein, in diese Leier werde ich nicht einstimmen, auch wenn alles stimmt. Schweden machte den Anfang und hat Tablets und Handys verbannt. Frankreich fängt mit den ersten Tests an und schon spielen sie wieder Fussball in den Pausen und reden sogar miteinander. Meine Französischkenntnisse stammen aus der Primarschule im Welschen. Mich erschrecken die Grammatikfehler erwachsener Franzosen, sie schreiben nur noch abgekürzt in ihre Smartphones. Über 90% der Jugendlichen lesen keine Bücher mehr. Nach dem Homoerectus kam der Homosapiens, dann der Homosmartphone.Dann übernahm KI. Bravo Sandra Bothe-Wenk, bleib dran!

PK-hoch heller Hinterg
Philip Karger
Grossrat Basel-Stadt (LDP)

Warum immer alles Verbieten?

Handys sind eine Tatsache, auch im Leben von Schülerinnen und Schülern. Der Umgang mit dem Gerät ist sicher nicht einfach, gerade für Jugendliche. Das heisst aber nicht, dass die Schulen das Handy einfach verbieten sollen. Viel besser wäre es den Umgang Altersgemäss zu thematisieren. Ich erinnere mich an ähnliche Diskussionen beim Erscheinen des Taschenrechners und noch nicht so lange her von Laptop und Co. Die Lernpersonen haben inzwischen einen guten Umgang mit dem Handy. Gut wäre eine einheitliche Handhabung für die Schulen im Umgang mit Handy, Uhren, digitalen Brillen usw.

Valerie Wendenburg
Valerie Wendenburg
Journalistin

Buchtipp zum Thema

Für alle, die Thema beschäftigt, ist das Buch von Jonathan Haidt «Generation Angst» interessant. Besprochen im SRF-Literaturclub am 3. September 2024.

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Patrick Vögelin
Vorstand BastA

Ambivalent

Einerseits kann ich ein Verbot verstehen aber die andere Seite ist doch kann man das 1;1 umsetzten denn der Widerspruch folgt dann wenn ein Kind im Auftrag der Lehrer was recherchieren muss

Ueli Keller
04. September 2024 um 04:57

Das Leben bildet

Traurig aber wahrscheinlich wahr: Das Leben, das Schülerinnen und Schülern in der Schule nicht finden, suchen sie im Smartphone. Anstatt es zu verbieten, organisieren wir die Bildung aus dem Leben für das Leben. Mehr dazu vom Bildungsforum Schweiz auf dem Bundesplatz (siehe Vollaufdie12: Sendungen)

Rebecca Franco
Lehrperson

Mit der Zeit mitgehen

Der Bildungsauftrag liegt in der Vermittlung von Inhalten, Normen und Regelungen der Gesellschaft. Der stetige Wandel hat im 2007 zum HarmoS-Konkordat und im Laufe der Zeit zur Einbindung der neuen Technologien (IPads etc.) in den Unterricht geführt. Nun soll man das IPad kennen und nutzen können, das Handy aber verbieten? Als Lehrperson sehe ich es als Aufgabe, die Kinder auch in die Welt der Technologien mit ihren Vor- und Nachteilen abtauchen zu lassen. Der Lebensweltbezug der Kinder soll priorisiert und die Sicht der „alten“ Generation ein wenig zurückgestellt werden. So können harmonische Kompromisse entstehen und nicht nur neue Lernmethoden sondern auch neue Erfahrungen gesammelt und in der Gesellschaft angewandt werden. Das Medien Zeiten benötigen, Strukturen aufgebaut und das Reglement überarbeitet werden muss ist eine logische Konsequenz für alle Beteiligten. Manchmal sind mehr Vorteile zu sehen, wenn man ohne Wertung über die Nachteile nachdenkt.

Sacha Lüthi
04. September 2024 um 11:04

Ich mag mich erinnern...

Als ich in der Schule war, war Kiffen für viele meiner Mitschüler das Ding, da verboten. Warst Du in der Pause dabei, gehörtest Du zur Cremè de la Cremè. Snif snif, ich gehörte nicht dazu ;-) Mit dem Smartphone wird es das selbe sein, diejenigen welche sich nicht an die Regeln halten, werden zu Superstars auf dem Pausenplatz. Wie wäre es wenn die Eltern sich wieder mal die Mühe machen und sich mit ihren Kindern und dessen Umgang mit den Smartphone auseinandersetzen, dies ist Arbeit, ich weiss, aber es lohnt sich. Meine beiden Söhne haben damals "o'Schreck" Games gespielt, welche für das Alter nicht angemessen waren. Verhindern hätte man es nicht können. Ich habe mit Ihnen die Spiele gespielt, war Teil des Ganzen. Fazit: Heute 19 und 20 haben sie keine Lust zu spielen, sie haben es "gesehen" und machen eine tolle Ausbildung. Dies weil sie zwar konsumieren duften, aber dafür meine "Moralpredigungen" über das Erlebte, die Realität sowie Anstand und Respekt zu ertragen.

Gabriele
13. September 2024 um 09:11

Handy verbot

Man sollte die Handys im Unterricht nicht benutzen, denn es könnte störend sein, und Handys sollte man in den Rucksäcken oder im Spind lassen, denn wenn man es im Unterricht benutzen würde sich die Kinder nicht mehr konzentrieren.

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