Caritas ist nicht gleich Caritas
In der Schweiz gibt es 16 regionale, unabhängige Caritas-Organisationen. Sie agieren unabhängig von Caritas Schweiz und haben auch getrennte Kassen. Dies ist nicht allen Spender*innen klar.
Zu Jahresende flattern zahlreiche Spendenbriefe in die Briefkästen und Mailboxen. Da fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Es kann sogar vorkommen, dass Basler*innen innerhalb weniger Tage zwei unterschiedliche Spendenbriefe des katholischen Hilfswerks Caritas in ihrem Briefkasten finden.
Was viele nicht wissen: Dabei handelt es sich um zwei verschiedene Organisationen. Denn Caritas ist dezentral organisiert und es gibt neben Caritas Schweiz mit Sitz in Luzern 16 weitere regionale Caritas-Organisationen, die rechtlich und finanziell unabhängig voneinander existieren.
So kann es durchaus passieren, dass Basler*innen, die für Caritas beider Basel spenden möchten, unwissentlich ein Projekt von Caritas Schweiz unterstützen. Von dem Geld sieht das Regionalbüro in Basel dann keinen Rappen.
«Unsere Spendenbriefe sind immer klar deklariert, damit es keine Missverständnisse gibt.»Niels Jost, Mediensprecher Caritas Schweiz
Dass das nicht optimal ist, gesteht auch Niels Jost, Mediensprecher der Caritas Schweiz, ein. «Wir versuchen uns abzusprechen, damit wir unsere Briefe nicht gleichzeitig versenden, aber das klappt nicht immer.» Jost sieht jedoch keine Probleme in der verwirrenden Namensgebung, er sagt: «Unsere Spendenbriefe sind immer klar deklariert, damit es keine Missverständnisse gibt.» So sei bei jedem Spendenaufruf deutlich, für wen und für was der gespendete Betrag eingesetzt werde. Wenn Caritas Schweiz und Caritas beider Basel gemeinsame Projekte haben, werden die Einnahmen aufgeteilt, aber sonst seien die Kassen komplett getrennt. Nur, ist das allen Spender*innen klar?
Die Kulturlegi wird beispielsweise von den meisten Caritas-Organisationen in der Schweiz unterstützt. Da muss man schon genau hinschauen, an welches der verschiedenen Caritas-Projekte in welcher Stadt das Geld fliesst – oder es explizit erwähnen.
Das sagt auch Bernhard Schafferer von Caritas beider Basel: «Wer an Caritas Schweiz spendet, müsste klar im Betreff vermerken, dass er an das Regionalbüro in Basel spenden möchte.» Sonst hat die Basler Organisation nichts davon. Im Idealfall aber solle man direkt an die Caritas beider Basel spenden, wenn man die Aktivitäten hier vor Ort unterstützen möchte, sagt er.
In den Spendenbriefen, die Caritas beider Basel versendet und auf Aktionen wie zum Beispiel «eine Million Sterne» hinweist, wird der Basler QR-Code oder Einzahlungsschein versendet.
Dass das Regionalbüro Basel mit Caritas Schweiz konkurrieren muss, ist nicht immer einfach. Basel ist im Vergleich sehr klein und für die Organisation kommt erschwerend hinzu, dass die Menschen hier eher reformiert und nicht katholisch sind.
«Ich gehe davon aus, dass es immer Menschen gibt, die an Caritas Schweiz spenden und denken, dass das Geld bei uns in Basel landet.»Domenico Sposato, Geschäftsführer Caritas beider Basel
Es ist also keine einfache Ausgangslage für Caritas beider Basel. Geschäftsführer Domenico Sposato sagt zu Bajour: «Die dezentrale Organisation, die typisch für den Schweizer Föderalismus ist, hat für uns Vor- und Nachteile. Einerseits ist unsere Organisation in Basel sehr überschaubar, die bürokratischen Wege sind kurz. Andererseits gehe ich davon aus, dass es immer Menschen gibt, die an Caritas Schweiz spenden und denken, dass das Geld bei uns in Basel landet. So können wertvolle Einnahmen verloren gehen.»
Caritas beider Basel steht mit diesem Problem nicht alleine da. Auch Terre des Hommes Schweiz mit Sitz in Basel ist unabhängig von den beiden grösseren gleichnamigen Organisationen in Lausanne und Genf, die mehr Mittel haben, um Fundraising zu betreiben. Anders ist es beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz Heks, das in der Schweiz zentral mit Sitz in Zürich organisiert ist.
Potenzielle Spender*innen sind also gut beraten, wenn Sie die jeweiligen Spendenbriefe genau unter die Lupe nehmen, damit ihr Geld auch wirklich an die Organisation und in die Projekte fliesst, die sie unterstützen möchten.