Swisslosgelder für «Die Beschatter»: Richtig oder falsch?

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Franziska Zambach
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Johannes Sieber
Grossrat GLP

Richtig – aber auch rechtens?

Filmförderung ist immer richtig und besonders wichtig, wenn daraus Aufträge für die Film- und Kreativwirtschaft der Region Basel resultieren. Für die Entwicklung des Filmstandortes ist das zentrral. Dass bei der Vergabe der Mittel offenbar das Reglement nicht eingehalten wurde, ist ungeschickt und wirft Fragen auf. Zeigt aber, dass die Förderinstrumente für den Film offenbar ungenügend sind.

Philipp Cueni
Philipp Cueni
Präsident Balimage, angefragt durch Bajour

Die Frage ist zu verkürzt

Die Frage ist etwas zu verkürzt gestellt: Die Gelder für die Produktion des Beschatters kommen nicht aus dem normalen Swisslos-Topf, sondern aus der regulären Filmförderung. Diese wird in den beiden Basel gespeist aus dem Kulturbudget der beiden Kantone BS und BL einerseits und andererseits je aus zwei speziellen (kleinen) Töpfen, welche bei Swisslos BS und Swisslos BL je extra für die Filmförderung bereit gestellt sind. Gesuche gehen über die Filmförderung an zwei Expertenjurys. Das hat das Gesetz zur Filmförderung so definiert.

Die Gelder an den Beschatter gehen nicht an SRF, sondern an die Produktionsfirma Turnus, welche von SRF den Auftrag erhalten hat. SRF (SRG) ist zwar neben dem Bund der grösste Filmförderer der Schweiz und muss auch Eigenproduktionen an unabhängige Produktionsfirmen vergeben. Das ist wichtig für die Existenz einer eigenständige Filmbranche in der Schweiz. Auch wenn SRF den allergrössten Teil des Beschatters finanziert, muss die Produktionsfirma (hier Turnus) einen Teil der Ko-Finanzierung selbst generieren, entsprechend mit Gesuchen z.B. an die Filmförderung (auch z.B. Zürcher Förderung hat entsprechend mitfinanziert).

Dass die Filmförderung beider Basel den Beschatter aus dem Filmfördertopf von Swisslos mitfinanziert hat (entspricht etwa 5 Prozent der Gesamtkosten) bewirkt, dass diese Produktion in Basel realisiert wird. Und das bringt der Basler Filmbranche Aufträge, also Arbeit und Gewicht. Das ist für die Entwicklung des Filmstandortes Basel enorm wichtig.

Im Prinzip gut - Ich bezweifle aber, ob sich jemand aus dem Präsidialdept im Vorfeld mit dem Drehbuch befasst hat. Weil das dunggt mi rächt dünn; e weeneli FCB, e weeneli Haafe, e weeneli Zolli und Pharma und gut ist. Ha Ha Ha. Dass bei der Zuteilung des Geldes auch nicht alles ganz sauber gelaufen sein soll, ist eine andere Sache. Aber irgendwie passend…..

Georg von Schnurbein
Georg von Schnurbein
Professor für Stiftungsmanagment an der Universität Basel, angefragt durch Bajour

Swisslos-Fonds soll in eigene Stiftung ausgegliedert werden

Die Frage, ob die Swisslos-Gelder auch für Fernsehproduktionen eingesetzt werden sollen oder nicht, überlasse ich gerne den Kulturexpert:innen. Was mich an dem aktuellen Fall stört, ist die Art und Weise, wie die Förderung begründet wurde. Weil ein Fördertopf leer ist, wird das Geld einfach aus einem anderen genommen. Die Tatsache, dass dessen Reglement die Förderung nicht zulässt, wird mit einem Verweis auf eine (geplante) zukünftige Zulässigkeit übergangen. Selbst im Nachhinein wird dies nicht als Fehler gesehen.

Solch ein Gebahren ist nur möglich, weil es keine ausreichenden und zeitgemässen Kontrollmechanismen gibt. Bei den kantonalen Swisslos-Fonds ist die Regierung letztlich Antragstellerin, Entscheiderin und Kontrolleurin in einem. Deshalb nutzen die kantonalen Regierungen die Swisslos-Gelder immer wieder für Projekte, die im Parlament einen schweren Stand haben könnten und lieber nicht ins kantonale Budget aufgenommen werden.

Mein Vorschlag ist daher, den Swisslos-Fonds in eine eigenständige Stiftung auszugliedern, die einen vom Regierungsrat unabhängigen Stiftungsrat hat und unter Aufsicht der kantonalen Stiftungsaufsichtsbehörde steht. Im Stiftungsrat darf kein Staatspersonal sitzen, sondern Bürgerinnen und Bürger, von denen die Gelder letztlich stammen und die Stiftungsaufsicht würde für eine unabhängige Kontrolle sorgen. Immerhin, im Kanton Basel-Stadt wären die Beiträge der «Stiftung Swisslos» mit ca. 10 Mio. CHF etwa ähnlich hoch wie die Ausschüttungen der Christoph Merian Stiftung.

Luca Mazotti
Sasha Mazzotti
SP-Grossrätin & Theaterschaffende, angefragt durch Bajour

Ausnahmeregelung im Interesse der Öffentlichkeit

Ich finde es in Ordnung, dass Swisslos Gelder für eine Fernsehserie, die in Basel spielt, gesprochen wurden.

Wenn ich dann erfahre, dass die Gelder an die Bedingung geknüfpt wurden, dass die Filmproduzentin, 120 Prozent des zugesprochenen Betrags in die Film- und Kreativbranche der Region reinvestiert und auch hier Leistungen für das Projekt eingekauft werden, dann muss ich sagen: Es wurde für unsere Region entschieden. Der Regierungsrat hat die Ausnahmeregelung im Interesse der Öffentlichkeit und der Steuerzahlenden genutzt.

Dass dies in der Vergangenheit nicht immer so war, sehe ich und daher ist die Frage nach den Richtlinien sicherlich berechtigt. Aber die Forderung, aus dem Swisslosfonds eine unabhängige Stiftung zu machen, teile ich nicht.

Für die Zukunft: Kriterien müssen für alle klar und transparent festlegt werden, damit es nicht den Anschein macht, hier wird Vetternwirtschaft betrieben oder Produktion nach Gutdünken gefördert. Zudem finde ich es wichtig, dass Vorgaben regelmässig den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Auch die Frage der Kommerzialität muss geklärt werden.

Catherine Alioth
Catherine Alioth
LDP-Grossrätin, angefragt durch Bajour

Klare Regeln - wenig Ausnahmen

Es geht um mehr als die SRF-Serie ‚Die Beschatter‘. Die Verordnung über die Verwendung von Swisslos-Geldern regelt die Kriterien zur Verteilung der Mittel. Es kann Ausnahmen geben. Doch im Sinne der Gleichbehandlung der Antragsteller sollten diese keine Regel bilden, auch um keinen Präzedenzfall zu bilden, ansonsten ist die Verordnung zu anzupassen.

Swisslos Fonds soll ist kein Bancomat

Fernsehsendungen von SRF MUSS ich und jeder Einwohner per Gesetz mit meinen SERAFE Gebühren bezahlen. Der „Beschatter“ ist komplett langweilig und hat mit meinem Basel absolut nichts zu tun. Der Swisslos Fonds sollte nur rein soziale Projekte in der Stadt unterstützen und dies unter strikter Kontrolle der Finanzkommission des Grossen Rates und nicht wie jetzt als Bancomat mit Bezug ohne Limit und Kontrolle des Parlaments.

christian mueller
15. November 2022 um 16:12

film statt oper

jedes jahr verlochen wir 20 millionen in der oper. wie viele menschen schauen oper? in der oper geschieht auch kaum innovatives, da wird einfach fast immer das gleiche gleich reproduziert. mit 20 mio filmförderung jährlich wäre basel innert weniger jahre filmhauptstadt europas. filmstudios m hafen und in den leeren messehallen oder im sommer auf den leeren theaterbühnen. und filme spielen manchmal das geld wieder ein. opern nie.

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