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Die Maassloose

Die Luschtige vom Zyschtig

Die will man gesehen haben: Seit 15 Jahren ist das Frauen-Schyssdräggziigli die Maassloose am Fasnachtszyschtig unterwegs – und zieht alle Augen auf sich.

02/28/23, 07:34 PM

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Sujet zu Beginn des Nachmittags: "126 Jahre Roche"

Sujet zu Beginn des Nachmittags: "126 Jahre Roche" (Foto: Charles Habib)

Das erste Mal alle im Kostüm sehen sie sich beim Yystoo auf der Lyss. Da werden sie heute auch schon erwartet. Und zwar nicht nur von Familien und Freund*innen, sondern auch von Fans. “Ihr seid doch die Lustigen vom Zyschtig”, sagt eine Zuschauerin am Strassenrand. Sie ist extra heute hierher gekommen, weil sie damit gerechnet hat, dass die Maassloosen wieder von hier aus ihre Route starten. 

Zuvor hat sich das Frauen-Schyssdräggziiygli in einem Grossbasler Hinterhof zu den letzten Vorbereitungen getroffen. Am Boden liegen überall Rochenförmige Kostüme aus Schaumstoff. Es wird geleimt, an- und ausprobiert. Eine von ihnen ist Sujet-Obfrau Laura. Vor 15 Jahren hat sie gemeinsam mit ein paar anderen Frauen die Maassloosen ins Leben gerufen. Seither ist die Gruppe von 8 auf 22 angewachsen. Viele von ihnen sind am Fasnachtsmontag und -mittwoch mit einer Clique unterwegs. Aber der Dienstag gehört den Maassloosen.

Auf dem Weg zum Treffpunkt.

Auf dem Weg zum Treffpunkt. (Foto: Michelle Isler)

Wie entscheidend das Kostüm für den Auftritt der Maassloosen ist, kündigt sich schon an, bevor die Frauen überhaupt reinschlüpfen. Mit den Schaumstoff-Rochen über die Schultern gespannt oder zusammengerollt unter dem Arm ziehen sie vom Hinterhof Richtung Treffpunkt bei der Lyss. Ein Kind zeigt aufgeregt und “Rocheeen” rufend in ihre Richtung. 

Und spätestens nachdem alle in ihre Kostüme geschlüpft sind, ist ihnen die Aufmerksamkeit sicher:

(Foto: Michelle Isler)


Dann heissts: Yystoo und los gehts, Piccolo ansetzen und den Spalenberg runter. Beobachter*innen am Strassenrand sind entzückt bis begeistert, mehrere Daumen gehen hoch. Erster Halt bei der Hasenburg. Ihre Kostüme sind immer auffällig und zeigen ausnahmslos Tiere oder etwas zu Essen. In der Vergangenheit waren es zum Beispiel Kuchenstücke, Pommes, Flamingos oder Schwäne. Das sei einfach irgendwie so passiert. Dabei machen es sich die Frauen nicht einfach: Einige Kostüme hatten so ihre Tücken, hört man. Das ist auch dieses Jahr so: Bei der Hasenburg fragen wir nach einem ersten Zwischenfazit.

Kostüm aus der Vergangenheit: Nach dem Platzen der Ballons warens dann nur noch Weinbeeren.

Kostüm aus der Vergangenheit: Nach dem Platzen der Ballons warens dann nur noch Weinbeeren. (Foto: zVg)

Der Schaumgummi und die Form des Kostüms ohne Larve hat zur Folge, dass man die anderen sehr schlecht höre. Die Stimmung trübt das aber nicht. “Grossartig”, sei es gewesen den Spalenberg runter, sagt ein Roche und schickt Küssli Richtung Bajour-Leser*innen.

Ein paar Rochen finden, wir könnten hier schreiben, dass die Massloosen immer nur kurze Pausen machen, sie sehr wenig Alkohol trinken und wunderbare intelligente Frauen sind. Das geben wir hiermit gerne zu Protokoll. Weshalb sind sie eigentlich ein reines Frauen-Schyssdräggziigli?

Das habe sich, wie die Sache mit den Tier- oder Essenskostümen, einfach so ergeben, erklärt Laura. Gäbe es denn Männer, die bei ihnen mitmachen würden? “Nein, das will glaub keiner”, lacht sie.

Gibt es weitere Regeln? “Dass wir mit dem Kostüm durch keine Beizentür passen”, lacht Laura. Andere sehen das nicht so eng. Eigentlich gebe es bei ihnen keine Regeln, hört man aus der Gruppe. Oder vielleicht doch: “An der Fasnacht sind wir in allem masslos.” Herzliches Lachen und beipflichtendes Nicken: “Jo, das stimmt.” 

Bei anderen Dingen sind die Maassloosen weniger konsequent: Das zeigt sich zum Beispiel beim heutigen Sujet, das am Mittag noch “126 Jahre Roche” lautet. Später, als nach der Hasenburg der nächste Halt bei der Leu-Fähri eingelegt wird, macht plötzlich “La vie en Roche” die Runde. 

Bis die Rochengruppe dann endlich die Fähre boarden kann, sind sie bei “C’est la Roche qui rit” angelangt.

Sujet-Obfrau Laura hat es sich beim Warten auf die Fähri bequem gemacht.

Sujet-Obfrau Laura hat es sich beim Warten auf die Fähri bequem gemacht. (Foto: Michelle Isler)


Was kommt als nächstes? Das wird “mehr oder weniger demokratisch entschieden”, sagt Laura. Aber die Reihenfolge ist klar: Zuerst kommt das Tier oder das Essen, dann das Sujet. Das hat sich auch heute gezeigt.

Bajour mittendrin.

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