Frust im Kreisverkehr
Nach dem Aeschenplatz oder dem Kannenfeldplatz kann man sich seit Neuem über zwei weitere Verkehrskreuzungen aufregen. Bajour hat sich die Lage am Viertelkreis und dem Luzernerring angeschaut.
Am Aeschenplatz, Kannenfeldplatz oder vor der Markthalle beissen sich Verkehrsteilnehmer*innen schon seit Jahren die Zähne aus (Bajour berichtete) – sei es auf dem Velo, im Auto oder zu Fuss. Nun gibt es zwei neue Verkehrskreuzungen, die die Nerven strapazieren: Der Viertelkreis und die Kreuzung Luzernerring/Burgfelderstrasse. Ein Besuch.
Um 8 Uhr am Viertelkreis zwischen Gundeldingerstrasse, Leimgrubenweg und Reinacherstrasse ist viel los. Auf unterschiedlichsten Verkehrsmitteln fahren Menschen zur Arbeit – und man merkt schnell, wie bei manchen die Nerven blank liegen. Auch wenn sich hier keine ellenlangen Autokolonnen stauen, es gibt sie, die glutheissen Reibungspunkte.
Da wäre zum Beispiel die Einfahrt der Reinacherstrasse von Münchenstein her kommend. Hier endet der Velostreifen und die Strasse wird schmaler, sodass eine Tramhaltestelle in die Mitte der Strasse passt. Lastwagenfahrer*innen müssen sich konzentrieren, denn ihre Fahrzeuge füllen die volle Breite aus. So kommt es an diesem Morgen zu einem Wortgefecht, als eine Velofahrer*in versucht, rechts am Lastwagen vorbeizufahren. Die beiden sind sich uneinig, wer zuerst war und als erstes in den Kreisel darf.
Da wäre überdies das Zusammenspiel zwischen öffentlichem und privatem Verkehr, das immer mal wieder für ein Aufhorchen sorgt. So werden diejenigen, die auf ihr 16er-Tram warten, mit einem Klingeln der Trams begrüsst. Denn für die Trams, die durch den Kreisel fahren, gibt es keine Ampeln, wie sie beispielsweise beim Kunstmuseum stehen. Also müssen die Autofahrer*innen selbst und mit Augenmass entscheiden, ob sie vor den Schienen warten oder eben nicht. An diesem Morgen hat das Nebeneinander zwar funktioniert, doch leise war es nicht.
Auf der Insel des Kreisels wurde ein Fussgängerweg eingerichtet, so muss man nicht aussen herum laufen. Klingt schlau, ist es aber nicht. Denn: Ohne Fussgängerstreifen als Zugang traut sich kaum jemand über die Strasse.
Die Ausfahrt aus dem Viertelkreisel Richtung M-Park ist leicht gemacht. Doch sobald man draussen ist, kommt eine andere Hürde auf einen zu. Dort haben die Strasse und der Fahrradweg eine kleine Schwelle. Diese lässt sich zwar problemlos überwinden, doch man muss bremsen, sonst spickt es einen auf dem Velo kurz in die Luft – und ohne gute Federung tut das ein bisschen weh. «Ich zucke mittlerweile sogar zusammen, wenn ich mit dem Auto darüber fahre», sagt Bajour-Kollegin Andrea. Klein aber oho, vor allem an einem stressigen Morgen.
Immerhin: Das Problem mit der Schwelle wird sich wohl noch verbessern, denn der oberste Belag beim Kreisel muss laut Bau- und Verkehrsdepartement noch verlegt werden. So wäre die Höhe wieder angeglichen. Das habe in der Bauphase wegen der Witterung noch nicht erledigt werden können, erklärt Daniel Hofer, Co-Leiter Kommunikation. «Da ein Teil des Kreisels gesperrt werden muss, koordinieren wir die Belagsarbeiten mit den Verkehrseinschränkungen der aktuellen Baustelle am Dreispitzknoten.» Die verbleibenden Belagsarbeiten sind an zwei Sonntagen in den Schulsommerferien vorgesehen.
Szenewechsel. Wir schauen uns ein paar Quartiere weiter um und treffen auf einen anderen Kreisel, den man am liebsten umfahren würde. Neuerdings wurde eine Autospur des Luzernerrings bis zur Burgfelderstrasse zu einer Bus- und Velospur umfunktioniert. Das führt zu Staus bis hin zum Kreisel. Denn alle Autos, die Richtung Dreirosenbrücke fahren, können sich nun nicht mehr auf zwei Spuren verteilen. Im Umkehrschluss leidet auch die Achse der Hegenheimerstrasse. Den Autos, die den Luzernerring schneiden müssen, steht nun die Reihe der stehenden Fahrzeuge im Weg.
Als Velofahrer*in ist es deutlich angenehmer. Auf der grossen Spur lässt es sich, zumindest den Luzernerring hinab, gut am Stau vorbeifahren. Vorausgesetzt natürlich, sie wird nicht als Parkplatz benutzt. Aber dieses Problem hat man auch bei kleinen Velospuren.
Es besteht aber auch für Autofahrer*innen noch Hoffnung, denn diese Velospur ist nur ein Versuch. Dieser gehe ein Jahr, erklärt Daniel Hofer: «Wir gehen davon aus, dass erste Erkenntnisse in rund zwei Wochen vorliegen werden. Wir werden den Versuch abbrechen, wenn Rückstaus andernorts zu gefährlichen Situationen führen oder die neue Spuraufteilung mit starken Verspätungen für den ÖV verbunden ist.»
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