Spielwiese für kreative Ideen

Im ehemaligen Blumenhaus Mäglin an der Clarastrasse entsteht ein Ort, an dem kreative Menschen und Projekte aufeinandertreffen. Am Donnerstag öffnet «Soft Space» seine Türen.

Work in Progress: Vom Blumenladen zur Kreativ-Zwischennutzung.
Work in Progress: Vom Blumenladen zur Kreativ-Zwischennutzung.

«Soft Space» nennt Ada Fischer ihr Projekt. Eine Kollaboration, ein Safe Space für Menschen, die Ideen haben oder Projekte entwickeln: «Ich kenne so viele Leute, die mit ihren kreativen Gedanken und Ideen zuhause sitzen und nicht damit rausgehen», erzählt sie. Ihr sei es auch so ergangen.

Mit «Soft Space» soll nun ein Ort entstehen, wo das möglich ist: «Mich interessiert die Vernetzung, die Kollaboration zwischen verschiedenen Leuten mit ihren Ideen und das Neue, was daraus entstehen kann», sagt Fischer.

Angefragt wurde sie von den beiden Besitzern der Liegenschaft, Flavio und Livio Spaini. Diese wollten jemandem die Gelegenheit geben, das zweistöckige Haus für ein Projekt mietfrei zu nutzen. Auf Ada sind sie über Bekannte gestossen. Als die Anfrage kam, war sie in den Ferien: «Ich hatte gerade meinen ersten Pop up-Event mit meinem Secondhand-Label durchgeführt und hätte niemals gedacht, dass es so schnell weitergeht», erzählt sie.

«Es ist ein Wahnsinns-Projekt, das in extrem kurzer Zeit entsteht.»

von Ada Fischer

Gestartet ist Fischer mit dem Projekt «Soft Loft» im «Ballon Salon Peng» an der Schanzenstrasse bei der Johanniterbrücke: Für drei Tage hat sie dort ihre Secondhand-Kleider verkauft, ihre Freundin Rosanna Ferahkal hat mit ihrem Projekt «Reparario» Kleider geflickt und aufgewertet und das junge Basler Weinunternehmen «Brut Nature» hat Weine zum Degustieren angeboten. Das kam super an, erzählt sie. Die Leute waren interessiert an den verschiedenen Angeboten und wie gut diese miteinander funktionieren: «Es war eine sehr schöne Stimmung, einige haben sich neu eingekleidet und andere haben Kleider zum Flicken vorbeigebracht.»

«Die Idee war dann, dass Soft Loft immer wieder an verschiedenen Orten aufploppt und unterschiedliche Menschen mitwirken», sagt Ada. Im vergangenen Januar hat sie unter dem Namen «Soft Space – Discoreconnect» einen dreitägigen Bewegungsworkshop veranstaltet, gemeinsam mit der Choreografin und Performerin Nicole Berndt-Caccivio und der Yogalehrerin Gabrielle Dussy.

Vom Keramik-Atelier über Naturwein bis zum Tattoo-Studio

Und jetzt passiert alles auf einmal: «Vieles, was ich bisher gemacht habe, kommt nun hier zusammen. Es ist ein Wahnsinns-Projekt, das in extrem kurzer Zeit entsteht», sagt sie. Gemeinsam mit der Unterstützung ihrer Schwester Betty Achterberg und ihrem Team ist sie seit Ende Juli daran, «Soft Space» aufzugleisen, Mitwirkende zu finden und das Haus an der Clarastrasse aufzuräumen und zu putzen: «Da wir nur befristet hier weilen dürfen, wollen wir so rasch wie möglich öffnen.»

Mitwirkende sind bisher die «Schlickerei», ein Keramik-Workshop für Kinder, das durch «Soft Space» entstandene Tattoo-Kollektiv «Tattoarge» und das Pop-up-Yoga-Projekt «Kali Kali». Wieder mit dabei sind «Reparario», das Weinunternehmen «Brut Nature» und Ada Fischer selbst mit ihrem Secondhand-Laden «Soft Loft».

An der Eröffnung heute Donnerstag legt das DJ-Duo «Injolo» auf. Das Duo wird auch während der Nutzung an ausgewählten frühen Abenden für Sound sorgen, mit dem Ziel, diesen aus dem «Soft Space» direkt ins Radio zu übertragen. Dies sei aber nicht als Party gedacht, sondern gebe den DJs die Möglichkeit, ihr Sound- und Radioprojekt weiter zu entwickeln, sagt Fischer.

Ada hat gemeinsam mit ihrem Team innerhalb eines Monats das zweistöckige Haus im Kleinbasel geräumt, geputzt und neu eingerichtet.
Ada hat gemeinsam mit ihrem Team innerhalb eines Monats das zweistöckige Haus im Kleinbasel geräumt, geputzt und neu eingerichtet.

Ada Fischer hat Bewegungspädagogik studiert und an unterschiedlichen Orten gearbeitet, in der Pflege, in Bars und zuletzt für vier Jahre in der Chemiserie, dem Secondhand-Laden an der Klybeckstrasse. Dort hat sie viel über den Kreislauf von Kleidung und Secondhand gelernt. Seit bald sieben Jahren legt sie zudem Musik auf, hauptsächlich im Duo mit ihrer DJ-Partnerin als «Schwifi» oder alleine unter dem Namen «Donna Softa».

In ihren Projekten spielt Ada Fischer gern mit dem Wort «Soft». Sie sieht diesen Begriff als Revolution gegen das Harte, Schnelle, Perfekte: «Rauszugehen mit einem Projekt, das noch Ecken und Kanten hat, bedeutet immer auch, sich verletzlich zu machen.» Und mit «Soft Space» will sie Menschen die Möglichkeit bieten, sich in einem sicheren Raum auszuprobieren, weiterzuentwickeln und sich mit anderen zusammen zu schliessen.

«Es fehlt an niederschwelligen Zugang zu Räumen, an denen Projekte stattfinden können, die vielleicht noch nicht ganz zu Ende gedacht sind.»

von Ada Fischer

Ihre Leidenschaft für das Bespielen von Räumen begleite sie seit jeher, erzählt die 25-Jährige. Ihr Leben lang habe sie Räume umgestellt, neu dekoriert, einfach aus Interesse und Begeisterung für Objekte und deren Inszenierung. Eingerichtet wird der «Soft Space» mit Möbeln, Lampen und sonstigen Gegenständen, die sie auf der Strasse findet. 

Sie ist gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird. Einen genauen Plan haben sie nicht, aber das gehöre zur Idee. Ada bietet mit «Soft Space» den Raum und durch die unterschiedlichen Mitwirkenden die Möglichkeit zur Vernetzung: «Es fehlt an niederschwelligen Zugang zu Räumen, an denen Projekte stattfinden können, die vielleicht noch nicht ganz zu Ende gedacht sind. Das Fehlen eines Startkapitals soll Menschen nicht davon abhalten, erste Schritte in die Öffentlichkeit zu machen», sagt sie.

Täglich entsteht Neues im «Soft Space».
Täglich entsteht Neues im «Soft Space».

Ada Fischer kann das Haus ohne Mietkosten nutzen, was ihr zwar grosse Freiheit gibt, aber auch heisst, dass sie selbst damit nichts verdient: «Das ist natürlich mit Unsicherheiten verbunden und macht mich nervös. Aber es befreit auch, einfach mal den Mut zu haben und etwas durchzuziehen, was anfänglich unmöglich erscheint.»

Am 31. August öffnet «Soft Space» seine Türen. Bespielt wird der ehemalige Blumenladen bis voraussichtlich Mitte Oktober, dann wird das Haus abgerissen. «Wir hoffen natürlich, dass wir länger bleiben können», sagt Ada.

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