«Es gibt noch viel Luft nach oben»

Das Konzept von Velospot geht nicht auf: Die roten Drahtesel werden bisher nur selten gemietet. In anderen Kantonen wie Bern oder Zürich läuft es besser. Der Kanton Basel-Stadt setzt deshalb auf Expansion und plant 25 neue Standorte, um das Geschäft – oder besser die Velos – ins Rollen zu bringen.

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Noch sind nicht viele rote Velos in Basel auf den Strassen zu sehen. (Bild: Basel unterwegs)

«Die Zahl der Fahrten muss markant zunehmen», sagt Nicole Ryf-Stocker, Co-Leiterin Kommunikation des Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt. Aktuell werde nur jedes achte Velospot-Velo einmal täglich genutzt. «Ziel ist es ja unter anderem, dass durch das Teilen der Leihvelos weniger private Velos ungenutzt auf Allmend stehen. Dieses Ziel haben wir noch nicht erreicht.»

Es klingt so, als sei die Schonphase bald vorbei, denn das Projekt befindet sich laut Ryf-Stocker «in der Schlussphase des Ausbaus». Geplant ist, 25 neue Standorte einzurichten, um Lücken im Netz der Stationen zu schliessen. Die Leihvelos sollen möglichst überall dort zur Verfügung stehen, wo die Nutzer*innen sie benötigen. Aktuell gibt es 287 Velospot-Stationen in Basel.

«Ziel ist es, das Angebot künftig über die Kantonsgrenzen hinaus weiter auszubauen», so Ryf-Stocker. Erste Stationen gibt es bereits in Allschwil, Birsfelden und Muttenz. Der Kanton setzt sich auch deshalb so stark für einen möglichen Erfolg von Velospot ein, da er das Projekt mit 2,1 Millionen Franken über den Pendlerfonds finanziert hat. 

«Es ist die Gretchenfrage, aus welchem Grund unser Angebot in Basel-Stadt noch nicht so angekommen ist wie zum Beispiel in Bern oder Zürich.»
Markus Bracher, CEO Publibike AG

Die Bemühungen laufen. Was ist aber los in Basel, warum kommt das Konzept von Velospot, das von Intermobility und Publibike betrieben wird, schlechter an als in anderen Städten? Markus Bracher, CEO der Publibike AG sagt: «Es ist die Gretchenfrage, aus welchem Grund unser Angebot in Basel-Stadt noch nicht so angekommen ist wie zum Beispiel in Bern oder Zürich.»

Der Hauptunterschied zu Bern liege darin, dass die Stadt viel mehr Pendler*innen hat, die das Angebot nutzten. «Zudem ist die Motivation von Firmen in der Hauptstadt viel höher, sich an unseren Abos für ihre Mitarbeiter*innen zu beteiligen oder diese zu übernehmen.» Diese Art der Mitarbeitermobilität sei in Basel noch nicht so angekommen, so Bacher. «Aber wir arbeiten daran und sind in Kontakt mit Basler Firmen.» 

Projekt Velospot

Gestartet hat das Projekt Velospot der Firma Intermobility SA im September 2021 mit 40 Stationen, an denen man die 100 Velos ausleihen und wieder abstellen konnte. Betrieben wird Velospot von der Publibike AG. Aktuell stehen rund 800 Velos zur Verfügung – 450 E-Bikes und 350 Velos ohne Elektroantrieb. Geplant waren ursprünglich 2'000 Velos.

Eine Nachfrage bei Roche und Novartis zeigt, dass Roche-Mitarbeiter*innen, die keinen Parkplatz beanspruchen, einen Mobilitätsbonus erhalten, den sie auch für öffentliche E-Bike-Angebote verwenden können. Was noch nicht heisst, dass sie dann auf Velospot zurückgreifen, denn in Basel gibt es mit Pick-e-Bike und Rent a Bike starke Konkurrenz. Novartis-Angestellte erhalten bisher keine Vergünstigungen bei der Nutzung von E-Bike-Angeboten wie Pick-e-Bike oder Velospot. 

Aber nicht nur die Firmen müssen in Basel teils noch vom Velospot-Angebot überzeugt werden. Auch der Bereich der Bildungsmobilität sei in Basel nicht so entwickelt wie beispielsweise in Zürich, sagt Bacher. «Dort nutzen sehr viele Student*innen unser Angebot. Um dies auch in Basel zu erreichen, planen wir Aktionen an Unis und Hochschulen, um mehr Leute zu erreichen.»

Insgesamt würden die roten Velos in allen Städten vor allem von Pendler*innen und Einheimischen genutzt. «Wir sind aber im Gespräch mit Tourismus Basel, da wir uns hier eine engere Zusammenarbeit vorstellen könnten», sagt der Publibike-Chef. 

«Das Entdecken von Städten mit dem Velo liegt im Trend. Dies gilt auch für Basel.»
Denise Dietler, Basel Tourismus

Kommen die Mietvelos in Basel denn bei den Tourist*innen gut an?

«Das Entdecken von Städten mit dem Velo liegt im Trend. Dies gilt auch für Basel», bestätigt Denise Dietler von Basel Tourismus. Aber: Aktuell bestehe eine Kooperation mit der Rent a Bike. Der Privatanbieter verleiht E-Bikes am Bahnhof SBB bis zu einer Dauer von drei Tagen. «Unsere Übernachtungsgäste haben dank der BaselCard eine Vergünstigung von 50 Prozent auf die Rent a Bikes, daher buchen sie vor allem dort, wenn Sie ein Velo für Tagesausflüge nutzen möchten», sagt Dietler. Sie verweist darauf, dass Basel Tourismus mit Velospot in Kontakt sei und sich einen zukünftige Kooperation gut vorstellen könne. 

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Noch werden zu wenige der roten Mietvelos in Basel genutzt. (Bild: Jeanne Wenger)

Anders läuft oder rollt es in Bern: Valeria Graber von Bern Welcome sagt: «Wir haben keine direkte Kooperation mit Velospot, empfehlen das Angebot aber auf unserer Website. Auch in unseren Printmedien empfehlen wir das Velo-Verleihsystem unseren Gästen gerne.» Das Team in der Tourist-Information im Bahnhof Bern werde ebenfalls regelmässig nach Mietvelos gefragt und empfehle den Tourist*innen die Velos. Neben den Standorten ist also auch die Vernetzung in der Stadt mit dem Tourismus, den Firmen und den Bildungseinrichtungen wichtig. 

Auf die Anlaufschwierigkeiten angesprochen sagt Nicole Ryf-Stocker: «Ein neues Angebot benötigt immer eine gewisse Zeit, bis es Fahrt aufnimmt. Die stark zunehmenden Nutzerzahlen stimmen uns zuversichtlich. Klar ist aber auch: Es gibt noch viel Luft nach oben. Der Kanton als Auftraggeber erwartet, dass die Nutzerzahlen weiter steigen.» Die noch bessere Verfügbarkeit der Velos sei mitentscheidend. Sie spricht aber auch die App von Velospot an, die weiter verbessert werden müsse. Sie wird von Nutzer*innen zurzeit nur mit 1.5 von 5 Sternen bewertet.

«Der Kanton als Auftraggeber erwartet, dass die Nutzerzahlen weiter steigen.»
Nicole Ryf-Stocker, Bau- und Verkehrsdepartement Kanton Basel-Stadt

Ein Nachteil könnte zudem sein, dass es sich bei Velospot um ein stationsbasiertes Leihsystem handelt. Nutzer*innen mieten das Leihvelo an einer Station und müssen es an einer anderen Station wieder abstellen. Anders als bei Pick-e-Bike, wo die Velos unabhängig von Stationen im Strassenraum stehen gelassen werden können. 

Nach den Anlaufschwierigkeiten hat Velospot in Basel bereits eine zweite Chance bekommen: Vor rund einem Jahr wollten drei Grossräte das Veloverleihsystem stoppen. Sie forderten, dass der Kanton die Zusammenarbeit vorzeitig beenden sollte. Ihr Vorstoss wurde im Grossen Rat abgelehnt. 

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Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazins tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Senior-Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

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