Corona: Nachbarländer im Notfallmodus und die Schweiz wartet zu
Während Österreich und Deutschland mit Lockdown und 2G ernst machen, spürt die Schweizer Regierung offenbar keinen Druck. Neue Massnahmen? Erst mal nicht. Eine Presseschau.
Der Bundesrat findet: «Es braucht derzeit keine neuen Massnahmen» – trotz steigender Fallzahlen macht man erst einmal so weiter wie bisher. Deutschland und Österreich sind an dem Punkt, an dem die Schweiz in wenigen Wochen stehen könnte – wenn sich nichts ändert. Gegenüber 20 Minuten warnt so zum Beispiel Basels Kantonsarzt Thomas Steffen vor zu hohen Erwartungen an den Effekt der Booster-Impfung in der Schweiz. Der Booster könne den jetzigen raschen Anstieg der Fallzahlen nicht ausreichend bremsen, sagt er dem Online-Medium. «Es wird wieder Anpassungen bei den Massnahmen brauchen», ist Steffen überzeugt.
In Österreich ist man schon jetzt an einem kritischen Punkt. Das Land hat heute beschlossen, ab Montag einen bundesweiten Lockdown angekündigt, der sowohl für Ungeimpfte als auch für Geimpfte gilt. Ausserdem soll es ab 2022 eine Impflicht geben. Auch viele Bundesländer in Deutschland, darunter das an Basel grenzende Baden-Württemberg, haben in vielen Bereichen auf 2G (geimpft oder genesen) umgeschaltet. Aus Basel und auch aus Bern heisst es: 2G? In der Schweiz noch kein Thema.
In Österreich und Bayern sind die Spitäler wegen der steigenden Corona-Fallzahlen bereits «am Limit», wie ORF und Tagesschau titeln. In einer Klinik in Österreich mussten wegen Überfüllung sogar Leichen im Gang abgestellt werden. Szenen, wie man sie aus der ersten Corona-Welle kannte und die man für überwunden glaubte.
Auch in der Schweiz steigen die Fallzahlen. Vom Bundesrat heisst es allerdings, die Lage in den Spitälern sei noch nicht beunruhigend. Und es stimmt, die Corona-Situation ist in Österreich und Deutschland angespannter als hierzulande. Betrachtet man jedoch die Länder mit den meisten Coronainfektionen in den letzten sieben Tagen in Europa, so steht Österreich mit 992 Infektionen pro 100'000 Einwohner*innen auf dem dritten Platz. Die Schweiz (347,9) liegt jedoch vor Deutschland (340,6). Zahlenmässig stehen wir also nicht gut da. Aber während in Deutschland momentan im Schnitt etwa 90 Prozent der Intensivbetten belegt sind, meldet die Schweiz eine 80-prozentige Auslastung der Intensivstationen (Stand 18. November 2021). Die Lage ist also tatsächlich weniger heikel, wenn auch nicht unbedenklich.
So beispielsweise bei den Kinder: Immer mehr Primarschüler*innen stecken sich an und werden in der Schule positiv getestet. Stand Mittwochabend wurden in der letzten Woche in Basel-Stadt 103 Kinder unter 12 Jahren positiv getestet. Der Kantonskinderarzt Markus Ledergerber sagte am 5.November der «bz»: «Eine Durchseuchung der Kinder ist nicht wünschenswert, aber kaum vermeidbar.» Die aktuellen Schutzmassnahmen würden ausreichen.
Gilt das immer noch? Auf die Frage, ob die jetzige Strategie noch zielführend sei und ob damit die Pandemie eingedämmt werden könne, antwortet Simon Thiriet, Kommunikationsleiter des Erziehungsdepartements: «Es ist ein dauerndes Abwägen zwischen pädagogischen und epidemiologischen Einschätzungen. In der Schweiz insgesamt, ebenso im Kanton Basel-Stadt, haben wir jeweils einen Weg mit möglichst wenigen, jedoch den jeweils nötigen und sinnvollen Einschränkungen gewählt.» Eine neue Strategie, etwa zur Maskenpflicht, gibt es noch nicht.
In Deutschland macht man sich ebenfalls Sorgen um eine «Durchseuchung» an den Schulen. Dort wird in den Medien bereits vor einem Kontrollverlust gewarnt, die Infektionsausbrüche an den Schulen drohen, aus dem Ruder zu laufen. Mancherorts wurden Schulen geschlossen.