«Es ist ein Überlebenskampf»
Das Kultkino hat sich noch nicht von der Pandemie erholt. Es fehlt an Arthouse-Publikum. Co-Leiterin Gini Bermond schlägt Alarm.
Dass das Kultkino leidet, ist nicht neu. Der Ton der Betreiber*innen klingt aber deutlich alarmierter als noch vor ein paar Monaten. «Es ist eine grosse Frage, wie lange die Kultkinos noch durchhalten», sagt Bermond heute. Sie räumt zwar ein, dass jetzt gerade Sommerloch sei und man das von vergangenen Jahren kenne.
Aber weder die Situation vor den Sommerferien noch die Aussicht auf den Herbst beruhigen die Kino-Chefin. Denn eine Chance, die Basler*innen zurück ins Kino zu holen, besteht nur, wenn auch Filme auf dem Programm stehen, die Publikum anziehen. Und davon seien zur Zeit wenige in Sicht. «Wir hatten in den letzten Wochen zum Teil einen Filmstart pro Woche», erklärt sie. «Das hat es in der Geschichte unserer Kinos, glaube ich, noch nie gegeben.»
Gini Bermond, Geschäftsführerin des Kultkinos, klingt besorgt. Sehr sogar. Ihre Branche – das heisst, die Arthouse-Kinos – hätte sich noch nicht von der Coronapandemie erholt. «Wir leiden massiv», erklärt sie am Telefon. «Das ist ein Überlebenskampf, ich kann es nicht anders sagen.» Der Grund: Ausbleibendes Publikum.
«Wir haben immer noch bis zu minus 50 Prozent Publikum», sagt Bermond in ernstem Ton. Die aktuelle Situation sei «wirklich sehr prekär». Der Publikumsausfall gehe jeden Monat an die Substanz.
Bist du ein Arthouse-Fan? Oder bevorzugst du Blockbuster im grossen Kino-Komplex? Erzähls uns in den Kommentaren.
Normalerweise würden die Besucherzahlen im September, spätestens Oktober wieder anziehen, so Bermond. Ob das dieses Jahr auch eintrifft, ist ungewiss. «Ich sehe jetzt im September noch viel zu wenig Filme.» Immerhin könnte das heute Mittwoch startende Filmfestival in Locarno Abhilfe schaffen, sie seien zuversichtlich, dass danach mehr Filme im Angebot stünden, erklärt Bermond. Was jedoch ab Oktober passiere und ob die Basler*innen auch dank grösserer Auswahl wieder ins Kino kommen werden, sei ein grosses Fragezeichen. Eine Entschärfung ist also nicht in Sicht.
Mit Umstrukturierung, Werbung und Kooperationen versucht der Betrieb mit der Situation klarzukommen. Bisher musste niemand entlassen werden, aber die oftmals kleinen Pensen der Kino-Angestellten seien eine zunehmende Herausforderung. «Einen Kinobetrieb kann man aber nicht einfach abschalten und wieder hochfahren. Ohne Personal funktionieren wir nicht», erklärt Bermond.
«Wir haben noch ein bitzli Schnuuf. Unsere Gastroangebote laufen zum Beispiel erfreulich gut.» Die Sessel in den Kinosälen hingegen sind aktuell zu wenig besetzt. Sie müssten die Leute wieder daran erinnern, dass es ein Mehrwert sei, von zuhause wegzukommen, schliesst Bermond. «Ohne Publikum schaffen wir es nicht.»
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