Der FC Basel und die Investor*innen
Nach Informationen von Bajour hat die Dream & Vision AG ein Angebot für die FCB-Aktien abgegeben. Was sind die Motive?
Dass sich die Basler Regierung mit Bernhard Burgener beschäftigen muss, hat ihr Grossrat Beat Leuthardt eingebrockt. Der will wissen, ob man besorgt sei um das Image des Stadtkantons und des Labels Basel durch «eine gelinde gesagt schillernde Person aus dem Umfeld der Finanzjongleure und Unternehmenskonstrukte».
Die Interpellation von Grossrat Leuthardt (BastA!) trägt das Datum 15. März 2017, also noch vor der Inthronisierung Burgeners als Mehrheitsaktionär der FC Basel Holding AG sowie als Präsident des FC Basel 1893. Es gibt Leute, die halten Leuthardts Einwände von damals für geradezu prophetisch.
Ziemlich genau vier Jahre später schlittert der FC Basel von Krise zu Krise. Die finanziellen Reserven sind so aufgebraucht wie das Vertrauen in die Clubführung und deren Glaubwürdigkeit. Inzwischen ist Burgener schon nicht mehr Vereinspräsident, und sein Nachfolger Reto Baumgartner sass am Montagabend im Studio von Telebasel und tat da unverhohlen seinen Missmut kund, wie die Suspendierung von Captain Valentin Stocker an ihm vorbei kommuniziert wurde. Draussen auf der Strasse machten derweil rund 1000 FCB-Fans ihrem Zorn Luft. Covid hin oder her.
Seit vergangener Woche wird immer deutlicher, dass etwas im Busch ist.
Es hat sich viel angestaut in der Ära Burgener, und die komplizierten Zeiten der Corona-Krise haben das Übrige zur Situation des einstigen Serienmeisters getan. Es ist erst ein paar Monate her, dass sich eine breite Front von FCB-Sympathisanten in der Bewegung Yystoo für e FCB gesammelt hat, alle beseelt von der Sorge um die Zukunft des FCB. Und die hängt an Bernhard Burgener und seinen Plänen mit dem Aktienpaket. Er sucht Investoren, die frisches Geld einbringen.
Seit vergangener Woche geistern Informationen und Spekulationen herum, wird immer deutlicher, dass etwas im Busch ist. Zunächst einmal ist da der Machtkampf, der zwischen Burgener und David Degen abläuft. Den machte die Handelszeitung bereits im Juli vergangenen Jahres publik. Nur zehn Monate war es damals her, dass Burgener die «strategische Partnerschaft» mit dem ehemaligen FCB-Profi bekanntgab. Burgener verkaufte Degen zehn Prozent seiner Anteile und versprach sich davon nicht zuletzt fussballerische Expertise im Verwaltungsrat der FC Basel Holding AG.
Gestern an der spontanen Demo: «Es ist offenbar so, dass dieser ganze Centricus-Scheissdreck kurz vor einem Abschluss steht hier in Basel. (...) Das ist nicht mehr rotblau.»
Längst aber ist «Eiszeit» (Handelszeitung) angebrochen zwischen Burgener und Degen; warum das so kam, dazu äussert man sich nicht. Und nun wird es vertrackt.
Mehrere voneinander unabhängige Quellen bestätigen Bajour, dass es ein Übernahmeangebot für das Aktienpaket Burgeners an der FC Basel Holding AG gibt. Die bz Basel und die Basler Zeitung haben am Montagabend darüber berichtet. Dadurch wird offenbar ein Vorkaufsrecht ausgelöst, dass sich Degen bei seinem Einkauf in den FCB zusichern liess.
Die Übernahmeofferte, so hat Bajour erfahren, stammt von der Basel Dream & Vision AG, einer Firma mit Sitz in der Steinenvorstadt, die am 3. September 2020 gegründet wurde und von Jurgen Borgt, einem in der Schweiz ansässigen Niederländer präsidiert wird. Während einer 30-Tage-Frist hat David Degen nun die Gelegenheit, von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Die Rede ist von 16 Millionen Franken und es ist nicht zu beurteilen, ob Degen, der zusammen mit seinem Bruder Philipp eine Spielerberatungsagentur betreibt, in der Lage ist, diesen Betrag aufzutreiben.
Die Centricus taucht wieder auf
Degen will sich nicht äussern zu den Informationen und Spekulationen und sieht sich streng an Verschwiegenheitsklauseln gebunden.
Das Motiv der Basel Dream & Vision AG, deren Gründerin die Intertrust Suisse Trustee GmbH mit Sitz in Zug ist und deren Chef derselbe Jurgen Borgt wie oben ist, ist unklar. Ist es eine Konstruktion, um im ersten Schritt den in Ungnade gefallenen David Degen kaltzustellen, um im nächsten Schritt den Weg freimachen zu können für Investoren nach dem Gusto von Bernhard Burgener?
Jedenfalls taucht auch jetzt wieder die Centricus Ltd. auf. Die Londoner Assetmanager – also Leute, die aus viel Geld noch mehr Geld machen – sind im Sport noch nicht gross in Erscheinung getreten, sollen aber mit im Boot gewesen sein, als der Weltverband Fifa, mit Gianni Infantino an der Spitze, eine globale Clubmeisterschaft auf die Beine stellen wollte. Pläne, die zunächst einmal nicht umgesetzt wurden.
Die Handelszeitung brachte Centricus im Zusammenhang mit dem FCB vor einem dreiviertel Jahr erstmals ins Spiel; Burgener nahm damals nicht Stellung zu den Mutmassungen, räumte aber später ein, dass die Londoner zu mehreren Interessenten gehören, die sich bei ihm gemeldet haben. Worin für die milliardenschwere Centricus Ltd. das Motiv besteht, gerade jetzt beim FC Basel einzusteigen, ist jedoch schleierhaft.
Droht ein Ausverkauf nach London?
Und was passiert mit Bernhard Burgener? Es heisst, Centricus sei interessiert daran, dass Burgener auch in künftigen Konstellationen an führender Position in der FC Basel Holding AG bleibt.
Wird das die nächste Volte? Man hat gelernt, beim FCB vor keiner Überraschung sicher zu sein. Und der Showdown kommt erst noch.
Ein Ausverkauf des Fussballclubs an London – das wäre nicht mal neu für Basel. Vor der Ära Gigi Oeri war der Brite Joe Lewis – bis heute Besitzer des Tottenham Hotspur FC – mit seiner Investmentfirma Enic Group am FC Basel beteiligt. Was damals, als der FCB finanziell am Krückstock ging, grossmehrheitlich als segensreich empfunden wurde, wird heute ganz anders betrachtet.
Burgeners Versprechen, den FCB in Basler Hand zu halten, steht auf dem Spiel, und ein spannender Punkt wird sein, ob er bei einem Weiterverkauf seiner Aktien oder eines Teils davon, die Zustimmung der Mitglieder einholen wird. So wie es seine Vorgänger getan haben. Am 7. April 2017 wurde Burgener aus der Mitgliederversammlung heraus diese Frage gestellt. «Sollte der Fall kommen», so Burgener damals, «kann ich mir durchaus vorstellen, dass man das wieder so macht.»
«Ich bitte um Verständnis, das ich mich zu Spekulationen und Gerüchten nicht äussere.»Bernhard Burgener, Präsident FC Basel
Bajour hat diese und andere Fragen zu den aktuellen Vorgängen Bernhard Burgener vorgelegt, der per Mail antwortete : «Ich bitte um Verständnis, dass ich mich zu Spekulationen und Gerüchten nicht äussere.»
Nicht viel konkreter hat die Regierung damals auf die Interpellation von Beat Leuthardt geantwortet. Am 15. März 2017 hat der damalige Parlamentspräsident Joël Thüring (SVP) die Grossrät*innen daran erinnert, bei ihren Formulierungen darauf zu achten, Personen nicht persönlich anzugreifen. LDP-Regierungsrat Conradin Cramer erklärte, die Regierung äussere sich nicht zu privatrechtlich organisierten Körperschaften. Der Interpellant zeigte sich von der Antwort «nicht befriedigt», und wollte festgehalten wissen: «Wenn es dem FCB gut geht, geht es auch dem Label Basel mehr als gut, ist er angeschlagen, ist es auch die Stadt.»