Wie ein Déjà-vu
Alex Frei wird als Cheftrainer beim FC Basel entlassen. Das sei absehbar gewesen, schreibt unser FCB-Briefer und Fan Salizämme. Trotzdem ist er traurig und enttäuscht. Er wünscht sich weniger Schnellschüsse und endlich Ruhe in der Chefetage.
Nun ist es also doch passiert. Der FC Basel hat sich heute von Cheftrainer Alex Frei getrennt.
Das mag nüchtern betrachtet Sinn ergeben. Der Totomat lügt nie, heisst es im Volksmund. Und trotzdem bin ich traurig und enttäuscht.
Das Ende der Zusammenarbeit mit Alex Frei nach acht Monaten war allerdings absehbar: Es sprach nicht mehr viel für den Verbleib von Frei an der Seitenlinie, wenn man auf die letzten Resultate schaut und einen Blick auf die Tabelle wirft. Die schlechteste Bilanz eines FCB-Trainers seit über 20 Jahren, ein Schnitt von 1,16 Punkten in der Liga: das ist definitiv zu wenig für die Ansprüche von David Degen und Co.
Die Umstände haben sich seit dem Rückzug von Bernhard Heusler und spätestens seit der Übernahme durch David Degen eben auch dramatisch geändert. Deswegen sind solche Vergleiche immer mit Vorsicht zu geniessen.
Der Club muss sparen und ist nicht mehr bereit, hohe Gehälter zu bezahlen. Statt das Kader mit Routiniers, Spielern im besten Fussballeralter und jungen Talenten zu durchmischen, setzt der FCB auf junge Talente, die oft nur leihweise bei Rotblau unter Vertrag stehen, und stellt ihnen einige wenige gestandene Spieler zur Seite. Das macht die Arbeit auf dem Rasen nicht einfach.
Alex Frei wusste, worauf er sich einlässt, als er letzten Sommer beim FCB seinen Vertrag unterschrieben hat. Viel Erfahrung als Trainer auf höchstem Niveau hatte er nicht, dafür könne er gut mit jungen Spielern arbeiten, hiess es. Womöglich hat er seine eigenen Trainerfähigkeiten und das Umfeld beim FC Basel unterschätzt. An den Pressekonferenzen machte er zuletzt einen müden und resignierten Eindruck.
Womöglich hat er seine eigenen Trainerfähigkeiten und das Umfeld beim FC Basel unterschätzt. An den Pressekonferenzen machte er zuletzt einen müden und resignierten Eindruck.
Und schon als Heiko Vogel im letzten November als neuer Sportdirektor verpflichtet worden war, hatten einige die Idee, dass da gerade auch der Nachfolger von Alex Frei unterschrieben habe. Vorerst übernimmt Vogel jetzt tatsächlich den Cheftrainerposten ad interim. War die Verpflichtung von Vogel also vielleicht auch ein Warnsignal in Richtung Alex Frei?
Ich bin traurig über die Entscheidung, weil ich Alex Frei den Erfolg als Trainer von Herzen gegönnt hätte. Er wird für mich immer eine FCB-Legende bleiben, viele schöne Stunden habe ich dank ihm verbracht und unzählige Tore bejubelt. Seinen speziellen Charakter und seine Art fand ich immer schon faszinierend. Ich mag Menschen, die irgendwie anders ticken.
Und wer weiss, vielleicht wird er ja auch einst in anderer Funktion zum FCB zurückkehren. Es wäre nicht seine erste Rückkehr.
Enttäuscht bin ich, weil ich ein Déjà-vu erlebe: Patrick Rahmen musste letzten Februar seinen Posten räumen, obwohl ihm zuvor vonseiten des Clubs der Rücken gestärkt worden war und erst wenige Spiele nach der Winterpause gespielt waren. Der Zeitpunkt war damals alles andere als optimal. Ob er heute besser ist, wage ich zu bezweifeln. Die ganze Vorbereitung auf die Rückrunde fand ohne den neuen Trainer statt, den der FCB bald präsentieren möchte.
Derzeit sind einige interessante Trainer ohne Verein – sie könnten für den Chefposten infrage kommen, findet Salizämme. Kürzlich wurde zum Beispiel André Breitenreiter, der Meistertrainer des FCZ aus der letzten Saison, bei der TSG Hoffenheim entlassen. Jesse Marsch musste bei Leeds United gehen, er kennt die von David Degen bewunderte Red Bull-Fussballschule aus seiner Zeit bei Leipzig und Salzburg bestens. Gerardo Seoane ist seit Oktober ohne Verein, zuvor führte er YB zu drei Meistertiteln in Serie.
Ich bin gespannt darauf, wen uns David Degen als Nachfolger von Alex Frei präsentieren wird.
Aber erst, wenn beim FC Basel als Gesamtkonstrukt wieder Demut, Geduld und Kontinuität herrscht, kann der FCB auch wieder sportlich erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt. Wir Fans sind zwar impulsiv und alles andere als objektiv, aber unsere Liebe zum Verein wird jede Krise überstehen. Vielleicht müssen wir alle unsere Ansprüche ein wenig herunterschrauben und einen Schritt zurück machen, bevor es wieder vorwärts geht.
Am besten mit einem Trainer, der vollste Unterstützung von uns allen hat und der länger als ein paar Monate Zeit bekommt, etwas aufzubauen. Schnellschüsse bringen nichts und kosten unnötig viel Geld.
Und natürlich muss auch in der Chefetage Ruhe einkehren. Ansonsten wird kein Trainer der Welt langfristigen Erfolg mit dem FCB haben. Hoffentlich haben die verantwortlichen Personen etwas dazugelernt. Ich wünsche es mir.
Danke Alex!
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