Die Filmbranche als Standortfaktor

Während des Basler Kinoabends auf dem Münsterplatz ist die Wichtigkeit des Filmschaffens für die lokale Wirtschaft betont worden. Der Ball liegt nun bei der Regierung.

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Balimage-Präsident Philipp Cueni (links) und Regierungspräsident Conradin Cramer an der Notte Bianca di Basilea.

Es war eine kleine Notte Bianca di Basilea, die am Montagabend auf dem Münsterplatz stattgefunden hat. Philipp Cueni, Präsident von Balimage, dem Verein für Film und Medienkunst, betonte im weissen Zelt gegenüber der Leinwand, wo sich die Basler Film- und Kulturszene die Hände geschüttelt hat, gleich mehrmals, «was das Filmschaffen wirtschaftlich auslöst.» Cueni meint: «Der Faktor ist sehr hoch.» 

Gezeigt wurden an diesem frischen Sommerabend von der Allianz Cinema die Basler Filme «I’ll Remember You», der die frühe Pop-Musik in Basel und der Schweiz beleuchtet, sowie «Play With The Devil», der die Geschichte von Manuel Gagneux nachzeichnet, welcher mit Zeal & Ardor zu Weltruhm kam, bevor man ihn in Basel überhaupt wahrnahm. 

Cleverer wirtschaftlicher Approach

Dass Cueni in seiner Rede die Wirtschaftlichkeit des Filmschaffens, also die Wertschöpfung und den Standortfaktor betont sowie die neue Studie nennt, die aufzeigt, wie viel Geld durch das Filmschaffen zurück in das Gewerbe fliesst, ist mehr als clever. Denn: Durch den wirtschaftlichen Approach dürften auch politische Kreise beginnen, sich fürs Filmschaffen zu interessieren, die der Sache bis anhin wenig Aufmerksamkeit schenkten. 

Philipp Cueni
«Das Filmschaffen löst wirtschaftlich viel aus.»
Philipp Cueni, Präsident von Balimage

Gemeint sind Bürgerliche wie der aktuelle LDP-Regierungsrat Conradin Cramer einer ist. Als Vorsteher des Präsidialdepartements ist er neu für Kultur zuständig und hielt nach dem Meet and Greet – auch Kulturchefin Katrin Grögel oder SP-Erziehungsdirektor Mustafa Atici waren anwesend – ebenfalls eine kurze Rede. Zuerst musste er sich aber aus den Fängen einer Wespe befreien und sagen: «Den Kampf mit den Wespen gewinnen wir auch noch!» 

Danach lobte er das Filmschaffen und betonte, wie stark dieses zur Ausstrahlung von Basel beitragen kann. «Das macht mich stolz.» Cramer bedankte sich bei den Anwesenden dafür, «dass sie mit ihrer Arbeit unser Kulturleben, nein unser Leben bereichern». 

Ob er denn bereit wäre, die Rahmenbedingungen fürs Filmschaffen zu fördern, wie Cueni das in seiner Rede gefordert hat? Das möchte Bajour am Rande der Veranstaltung von Cramer wissen. Doch weil derzeit ein parlamentarischer Vorstoss von GLP-Grossrat Johannes Sieber und dem Grünen Kollegen Béla Bartha hängig ist, der die Filmförderung als Standortförderung zu positionieren versucht, kann Cramer kaum etwas dazu sagen. Nur so viel: «Mir liegt etwas am Film.» Und: «Es ist wichtig, die kulturelle Bedeutung kombiniert mit der wirtschaftlichen Bedeutung zu sehen. Basel hat von der Filmförderung stark profitiert.» Eine solche gibt es in Basel seit 2014.

RR Conradin Cramer
«Es ist wichtig, die kulturelle Bedeutung kombiniert mit der wirtschaftlichen Bedeutung zu sehen.» 
Conradin Cramer, LDP-Regierungspräsident

Sieber, der sich ebenfalls unter die Gäste gemischt hat, meint dazu: «Da das Filmförderungsgesetz 2022 angenommen wurde, muss sich Basel nun bemühen, dass die Beiträge auch nach Basel kommen.» Der Kanton Zürich rüstet bereits auf. Und auch im Wallis und im Tessin sind politische Massnahmen eingeleitet worden. Das neue Gesetz sieht vor, dass Streamingdienste sich mit vier Prozent ihres in der Schweiz erwirtschafteten Umsatzes an Schweizer Film- und Serienproduktionen beteiligen. 

Sieber und Barthas Anzug zur Stärkung der Rahmenbedingungen für die Film- und Kreativwirtschaft im Zusammenhang mit der «Lex Netflix», wie das Filmförderungsgesetz auch genannt wurde, wurde vergangenen Oktober 2023 vom Grossen Rat ohne Gegenstimme überwiesen. Der Ball liegt demnach bei der Regierung.

Ein Mitarbeiter der Filmcrew haelt eine Klappe bei Dreharbeiten fuer die zweite Staffel der Serie "Neumatt" produziert von Zodiac Pictures und SRF, am Mittwoch, 6. April 2022 bei der Europaallee in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)

Die «Lex Netflix» wurde vom Gewerbeverband und bürgerlichen Jungparteien erfolglos bekämpft. Argumentiert wurde mit einem «enormen Eingriff in den freien Markt, der mehr Bürokratie verursacht». Von den Vorzügen fürs lokale Gewerbe wollte der Verein nichts wissen. Damals sagte Philipp Cueni von Balimage gegenüber der bz in Bezug auf das Engagement des Gewerbeverbands diplomatisch: Das Basler Gewerbe zeige sich im Abstimmungskampf «etwas verschlafen». Heute meint Cueni: «Der Gewerbeverband foutiert sich um die Kreativwirtschaft.» So fragen sich manche in der Kulturbranche auch heute noch: Kann man den Gewerbeverband noch ernst nehmen, nachdem er gemeinsam mit bürgerlichen Jungparteien das Filmgesetz im Interesse der multinationalen Plattformen bekämpft hat? Oder braucht es eine Alternative?

Im Hintergrund setzt sich die Kreativgesellschaft Metropolitanregion Basel bereits seit ihrer Gründung im Jahr 2016 für die Akteur*innen der Kreativwirtschaft ein – auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zur Förderung ihres erwerbswirtschaftlichen Schaffens. Er ist keine Alternative zum Gewerbeverband, meint Co-Präsident Benjamin Kniel: «Wir sind von der Power her natürlich nicht auf Augenhöhe.» Aber: «Wir sehen uns als Ort, wo die Branche vernetzt wird über die verschiedenen Teilmärkte.»  Insgesamt gibt es 13 sogenannte Teilmärkte, also verschiedene Branchen wie Musik, Film, Architektur, aber auch Literatur oder Presse. Durch Studien, wie jene, die von Cueni erwähnt wurde, «erwacht das Thema gerade wieder», sagt Kniel. Insbesondere in grösseren Städten wie Hamburg oder Berlin gibt es vermehrt Bemühungen, die Kreativwirtschaft zu fördern. Der Verein erhält in Basel lediglich Geld von der Christoph Merian Stiftung, vom Kanton gibt es (bisher) noch keine substanzielle Förderung der Kreativwirtschaft.

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Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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