Die Friends Bar schliesst

Das Lokal an der Feldbergstrasse macht kommendes Jahr zu. Der Stress mit den Hausbesitzer*innen wegen des Lärms ist zu gross geworden. Die Räumlichkeiten werden nun umgenutzt.

Hidir Yesilibas Friends Bar
Zwei grosse Abschiedspartys plant der Betreiber Hidir Yesilibas. (Bild: Valerie Zaslawski)

Was haben wir in der Friends Bar an der Feldbergstrasse 45 gelacht und getanzt; was sind wir bis in die frühen Morgenstunden feuchtfröhlich durch das Lokal gestürchelt. Doch damit ist nun Schluss: Im April des kommenden Jahres muss das Kultlokal im Kleinbasel seine Türen schliessen. Der Grund: Stress mit den Hausbesitzer*innen und Nachbar*innen wegen des Lärms sowie wegen Graffitis und Tagereien im Hausflur und auf dem Klo. 

Der Vertrag mit dem Betreiber Hidir Yesilibas wird nicht verlängert. Die Räumlichkeiten werden künftig nicht weiter als Bar genutzt.

«Es tut mir weh», sagt Yesilibas bei einem Heissgetränk im nahegelegenen Café Flore zu Bajour, während seine Hündin Lucie brav unter dem Tisch liegt. Die Friends Bar sei ein cooles Lokal gewesen mit guter Atmosphäre, in dem man sitzen, trinken und sich unterhalten konnte. In dem man aber auch zu Musik aus der Jukebox die Hüften schwingen oder sich im Karaoke-Singen beweisen durfte. Und das sieben Abende die Woche, jeweils bis 5 Uhr morgens. 

So manch ein*e Basler*in dürfte die Friends Bar als letzte Station vor der verdienten Bettruhe in (schwammiger) Erinnerung behalten.

Weniger Kundschaft

Seit Corona hat Yesilibas, der das Lokal 2019 also Mitten in der Pandemie, von seinem mittlerweile verstorbenen Freund Musti übernommen hatte, mit der sinkenden Besucher*innenzahl zu kämpfen: «Es kommen wenig Leute», sagt er. «Die Kunden fehlen.» Und er bekräftigt damit, was man in der Gastroszene in letzter Zeit immer wieder hört: Die heutige Jugend ist weniger trinkfreudig.

Hidir Yesilibas
«Es tut mir weh.»
Hidir Yesilibas, Betreiber der Friends Bar

Yesilibas, der auf den Spitznamen Ali hört, möchte keine Bar mehr aufmachen – auch nicht an einem anderen Ort. «Es ist zu viel Stress», sagt er, «der verdrehte Schlafrhythmus ausserdem ungesund.» Sollte er die Wahl haben, will er keinen Nachtdienst mehr leisten. Und er zeigt auf seine dunklen Augenringe. 

Vorstellen kann er sich hingegen ein Café mit Tagbetrieb und neuem Konzept, das vielleicht auch künftig den Namen Friends Bar trägt. Ein Café zum Beispiel, das jenem neu eröffneten und von der Serie «Friends» inspirierten Café Central Perk in New York City ähnelt. Doch es sei schwierig, einen geeigneten Standort zu finden.

Das Kleinbasel ist heute gentrifiziert, das war damals, als Yesilibas 2005 aus der Türkei nach Basel kam, anders. Im Quartier ist er zuhause: «Ich habe Zick Zack gemacht», sagt er, und meint damit, dass er an der Feldberg- sowie an der Klybeckstrasse bereits zwei Kebab-Läden geführt hat, bis er in den Barbetrieb wechselte. 

Zwei grosse Abschiedspartys

Der damalige Betreiber Musti war zu dieser Zeit «ein sehr guter Freund», der wusste, dass Yesilibas Interesse an der Friends Bar hatte. Musti habe ihn, nachdem er selbst erkrankt war, angefragt, ob er den Laden übernehmen wolle. «Ich habe einfach Ja gesagt.» Seither stand (und steht) Yesilibas in der Friends Bar jeden Tag hinter dem Tresen: «Ich habe immer alleine gearbeitet. Wenn viel los war, haben mir Freunde geholfen und die leeren Gläser zurückgebracht.»

Toilete
Die Hausbesitzer*innen haben keine Freude an den Graffitis auf dem Klo.

Anzutreffen am Zapfhahn ist der 52-Jährige nun noch bis im April, die Friends Bar bleibt bis zum bitteren Ende wie gewohnt sieben Nächte die Woche geöffnet. Zwei grosse (Abschieds-)Partys mit Grill und Musik will Yesilibas noch schmeissen, bevor er den Schlüssel mit schwerem Herzen zurückgibt. Dann soll ein letztes Mal gelacht, getanzt und feuchtfröhlich durchs Lokal gestürchelt werden. 

So viel kann man heute schon sagen: «Friends Bar, wir werden dich vermissen!»

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Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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