Die Kultur-Highlights der Bajour-Redaktion
Neben BajourBeat, Kulturpodcast FRIDA trifft und ernsthafte Gespräche lief über unsere Kopfhörer auch anderer Sound. Ende Jahr schauen wir nochmal zurück auf unsere kulturellen Highlights – vom Stimmen Festival bis zum Minecraft-Gamen.
🎵Beste Musik
Ina Bullwinkel: Wenn unter den meistgespielten Künstler*innen des Jahres auf Platz 3 «Schwiizergoofe» erscheinen, sagt das viel über meinen vom Kind infiltrierten Musikkonsum aus. Ich komme kaum dazu, meine Musik zu hören – alleine. Umso intensiver sind deshalb für mich zwei kleine Neuentdeckungen gewesen. Von Bon Iver und Birdy habe ich endlich mehr als einen Song gehört. Am besten abends, entspannt auf dem Sofa. Perfekte Musik, zum Gedanken Schweifenlassen, bisschen melancholisch Werden und dann wieder froh, weil das Leben ganz gut auszuhalten ist mit schöner Musik.
Samuel Hufschmid: Ich habe den Fehler gemacht, meiner jüngeren Tochter auf ihrem Tablet meinen Bezahl-Account einzurichten, statt ein Familienabo zu lösen und freizugeben. Entsprechend verwirrt ist mein Algorithmus, der mir seltsame Sachen in die Playlist spielt. Aber auch ein paar Entdeckungen, die ich sehr gerne höre, zum Beispiel «Komet» von Apache 207 und Altmeister Udo Lindenberg.
Valerie Zaslawski: Im Moment höre ich Moe auf und ab – und ab und auf. Ich wechsle einzig die Seite der Platte.
Ernst Field: vanitas - Moony & Josha Hewitt, Weisse Rosen - Roy Bianco & die Abbrunzati Boys (die auch ein krasses Konzert ablieferten), und Europapa - Joost.
Lisa Gallo: Mein Apple Music Replay sagt RAYE. Die britische Sängerin hat mich seit ihrem neusten Album «My 21st Century Blues» in den Bann gezogen und seither höre ich das Album und alle ihre Liveauftritte rauf und runter.
Helena Krauser: Minimum von Charlie Cunningham. Bisschen melancholisch, aber doch hoffnungsvoll. Geht immer.
David Rutschmann: Popmusik. Ich mein’s ernst. Die beste neue Musik haben wir dieses Jahr im Radio gehört: Wer Beyonce, Taylor, Billie, Charli, Chappell und Nemo mit so starken, eingängigen, emotionalen, empowerenden, tanzbaren Releases hat, muss nicht weiter nach guter Musik suchen. Es lohnt sich trotzdem: Die Imaginal Disk von Magdalena Bay ist mein absolutes musikalisches Highlight, weil die allerbeste Popmusik (jene, die retro und futuristisch zugleich klingt) dann doch nicht im Radio läuft. Meine Jahreshighlights sind wieder gebündelt in einer Playlist (psst, es ist nicht nur Popmusik).
Jelena Schnüriger: Ich habe dieses Jahr Milky Chance wiederentdeckt. Neben dem offensichtlichen Banger «Stolen Dance» gehören auch «Down by the River», «Synchronize» und «Save your Tears» zu meinen Favoriten. Ach ja, die Serie Monsters auf Netflix hat mich mit Milli Vanilli angefixt, besonders «Blame it on the Rain» und «Girl I’m Gonna Miss You». Die beiden habe ich etwa zwei Wochen lang rauf und runter gehört, bis mein Freund eine Intervention mit mir machen musste.
Vali Wendenburg: Ich höre leider viel zu wenig Musik. Und wenn, dann bleibe ich meiner Lieblingsmusik treu und höre gerne Tom Waits, Lou Reed oder Amy McDonald und zwischendurch aktuellen Pop im Radio.
Franziska Zambach: Amistat. Ich hatte das Privileg, die beiden Musiker von Amistat an einem privaten Konzert kennenzulernen und seither bin ich verliebt in ihre Musik. Die Stimmen der Zwillingsbrüder sind so wunderbar aufeinander abgestimmt, dass sie mit ihren Harmonien einem direkt ins Herz singen. Klingt bisschen cheesy, tut aber wahnsinnig gut.
Michelle Isler: Meistgeliebt und meistgehört mit grossem Abstand: The War on Drugs. Ich schwärme gleich noch in der nächsten Kategorie, drum hier stattdessen eine der grossen Neuentdeckungen dieses Jahres: Zaho de Sagazan mit ihrem Cover von Modern love. Eine grossartige Interpretation: Mitsingen und Tanzbeine schwingen!
🎸Bestes Konzert
Michelle: The war on drugs in der Royal Albert Hall in London wird mir noch lange bleiben, alleine schon aufgrund der Kulisse. Auf der Lokalen Ebene schliesse ich mich Fränzi an: Das Dino-Brandão-Konzert war fein und hat mir einen Zugang zu seiner neuen Musik verschafft, den ich vorher nicht hatte.
Ernst: Roy Bianco & die Abbrunzati Boys in Züri. Kompletter Abriss, wohlfühl Stimmung, einfach krass.
Ina: Ich durfte Faber im August am Stimmen-Festival erleben – ihn und seine Band live spielen zu sehen, ist immer eine Freude. Die Energie auf der Bühne überträgt sich ab der ersten Sekunde auf das Publikum und wenn dann alle laut brüllen: «Ich habe dich geliebt – 1000 Franken lang!», dann fühlen sich alle auf seltsame Art wohl, weil – so meine Interpretation – sie Faber bzw. seinem lyrischen Ich die Exzesse verzeihen und sich an seiner Dichtkunst erfreuen.
Franziska: Das Konzert von Dino Brandão in der Kaserne hat mich umgehauen. Er schafft es, dass nicht nur seine Stimme, sondern sein ganzes Wesen zum Instrument wird. Das live zu erleben, ist sehr beeindruckend. Und dann war da noch Mel D, die vor dem Hauptact schon mal den ganzen Saal in ihren Bann zog. Das war sympathisch, berührend und – wenn alle im Raum zusammen immer und immer wieder «bring the witches back» singen – absolut verzaubernd.
Lisa: Symba und Trettmann teilen sich Platz eins, obwohl mir Shirin Davids Openairauftritt auch sehr sehr gut gefallen hat.
Samuel: Paul McCartney in der La Défense Arena in Paris, gewaltig, was dieses Genie auch mit 82 Jahren auf der Bühne bietet.
David: Von der Alternative-Band Cage The Elephant habe ich hauptsächlich ihren Hit Cigarette Daydreams gekannt. Aber ich wollte den Montréal-Urlaub noch mit einem Konzerterlebnis verknüpfen – und Cage The Elephant spielten in jener Zeit eben zufällig im Bell Centre, der Eishockeyarena (und keine Show in Europa). Es gab drei (!!!) Vorbands und jede einzelne hat Spass gemacht. Die Hauptshow hat mich umgehauen. Der Sänger Matt Shultz ist, wie ich erst am Konzert erfuhr, wirklich der Inbegriff einer Rampensau – er hatte sich bei einer vorherigen Show den Fuss gebrochen. Also ist er mit einem Scooter über die Bühne gerollt und ist trotzdem mit dem gesunden Fuss wild rumgehüpft.
Helena: Auf Konzerte zu gehen, schaffe ich in letzter Zeit selten. Das letzte Konzert, auf dem ich war, war wohl ein klassisches Konzert vom Götti meines Sohns, der im «Steiner Trio» spielt. Das war sehr schön.
Valerie: Ebenfalls Moe. In Frauenfeld. Bei seiner Plattentaufe. Wobei ich sagen muss, dass ich es auch einfach viel zu selten an Konzerte schaffe.
Vali: «The Journey» mit Gwendolyn Masin und Lukas Bärfuss im Gare du Nord mit einer unvergessenen Tanzeinlage des Autors.
🤩Beste kulturelle Neuentdeckung
Vali: Die Website 54books – ein Feuilleton im Internet mit interessanten Rezensionen, Debattenbeiträgen und Interviews, die man sonst leider nur noch selten in Zeitungen findet.
Michelle: Minecraft. Bizli plaudern mit Lieblings-Game-Gspänli und währenddessen pixelige Häusli bauen, pixelige Katzen füttern und ab und zu pixelige Zombies killen. Spass.
Ina: Weiss nicht, wie gross der kulturelle Mehrwert ist, aber: Bluesky.
Samuel: Schach. Ich habe ein Schachbrett, das sich mit dem Internet verbinden lässt und mir jederzeit eine*n gleich starke*n Gegner*in zuordnet. Meistens sind es 10-jährige Inder, die mir den Meister zeigen, aber manchmal gelingen auch mir ein paar geniale Züge und der KI-Trainer spendiert ein paar Komplimente, wenn er die Partie analysiert.
Helena: Die Künstlerin Isabelle Krieg und vor allem ihr Werk «Der laufende Blumenstrauss», aber auch «Antikriegstisch» und die «Hair Cocktails». Politische Kunst mit Wums UND Ästhetik!
Ernst: Hear me out: Konzerte. Ja, klar, alle wissen, dass die cool sind. Aber man geht doch lowkey einfach immer auf zu wenig. Dem habe ich dieses Jahr gegengesteuert und auch schlechte Konzerte sind einfach nice. Deswegen: Geht an mehr Konzerte gehen, um Künstler*innen zu unterstützen (vor allem kleine und lokale).
David: It Takes Two ist das klassische Game für «Gamer-Boyfriend-und-Videospiel-Noob-Girlfriend»-Couples (nicht, das C und ich dieses Klischee erfüllen würden, unsere Mario-Kart-Skills sind ausgeglichen): Das Spiel erfordert Teamarbeit, hat eine wilde Story und besticht mit einer süssen Optik. Man spielt im Split-Screen das entfremdete Ehepaar May und Cody, das sich in zwei Handpuppen verwandelt hat und in den verschiedenen Mikrouniversen seines Hauses mit jeweils unterschiedlichen Werkzeugen und Fähigkeiten durchwursteln muss. Das Game ist abwechslungsreich und knifflig, aber nicht zu schwer.
Valerie: Bummelkasten mit Kommt ihr bitte! Eine Band, die für Kinder singt und dabei die nervigen Erwachsenen im Hinterkopf hat. Zum Beispiel sowas: «Emil, mir ist kalt, zieh dir bitte deine Jacke an!» Naja, am besten du hörst selber rein. Aber Obacht, den Ohrwurm bekommst du so schnell nicht wieder los.
Franziska: Lach mich nicht aus, aber meine kulturelle «Neuentdeckung» ist Laura Pausini. Ich war 2024 an zwei ihrer Konzerte und beide waren grossartig. Die Songs machen Spass, berühren und vor allem schafft es Laura Pausini wahnsinnig sympathisch rüberzukommen. Sie engagiert sich sozial, ist menschlich und dadurch sehr relatable. Das hat mich positiv überrascht.
Lisa: (Wiederentdeckung) Pannelle! Der frittierte Kichererbsenteig aus Sizilien an Limettensaft musst du probiert haben.
Jelena: Kimchi! Ich liebe es auf und mit allem. Am liebsten mag ich das Traditional Spicy Kimchi von der Karma-Reihe von Coop. Und dann wäre da noch Uno, welches eigentlich eher eine Wiederentdeckung ist. Als Karten- und Brettspielhaterin (Hot Take, I know) kann ich mich darauf immer einlassen. Aber wehe, jemand hat andere Spielregeln als ich …