Lüftchen of change in Liestal

Wegen niedriger Strompreise wurde 2018 ein Windkraft-Projekt auf dem Schleifenberg in Liestal abgebrochen. Nun wird geprüft, ob es für die drei Turbinien doch weitergehen könnte.

Windrad
Nebel im Ergolztal, Wind in den Jurahöhen – und Energie für Liestal? (Bild: Unsplash/Sander Weeteling)

Könnte auf dem Schleifenberg in Liestal doch noch ein Windpark entstehen? Das 2018 eingestellte Projekt könnte wieder auf den Tisch kommen. Das erklärt die damals federführende Energieversorgerin Elektra Baselland (EBL) auf Anfrage.

«Aktuell sind wir dabei, das Projekt nochmals neu zu bewerten, um einen Entscheid bezüglich Neulancierung fällen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir hierzu keine weiteren Angaben machen.» 
Tobias Andrist, Geschäftsführer EBL

Das Projekt scheiterte hauptsächlich, weil das damalige Strompreisniveau zu niedrig war, teilte die EBL damals mit. Das, obwohl die einjährigen Windmessungen auf dem Schleifenberg sogar die Erwartungen übertrafen. Drei Windräder hätten Strom für 4500 Haushalte liefern können. Dennoch hätte der viele Wind zu wenig Geld gebracht. Die EBL hätte 30 Millionen Franken für die Anlage investieren müssen, wie CEO Andrist damals der bz sagte.

Derzeit sind die Strompreise exorbitant hoch, wodurch die Situation noch einmal anders aussieht. Andererseits: Die Fördermittel für erneuerbare Energie aus dem Einspeisevergütungsprogramm KEV werden für neue Projekte nur noch bis Ende des Jahres gewährt. Auch die Unsicherheit, ob man von diesen Geldern profitieren kann, liess das Schleifenberg-Projekt 2018 scheitern. 

Die Hintertür blieb trotzdem immer offen, damit man bei Bedarf das Projekt reaktivieren kann. Die EBL kündigte deshalb die abgeschlossenen Pachtverträge mit der Bürgergemeinde Liestal nie auf. Die Bürgergemeinde erfüllt in Liestal die Aufgabe der Verwaltung des Walds, weshalb sie und eben nicht die Einwohnergemeinde Ansprechpartnerin bezüglich des infragekommenden Geländes ist. 

Windkraft hat Unterstützer*innen in Liestal

Franz Kaufmann, als Präsident des Bürgerrats quasi das Äquivalent zum Stadtpräsidenten, erfährt durch die Anfrage von Bajour von einer möglichen Neuaufnahme des Windparkprojekts auf dem Schleifenberg. Der Bürgerrat will das Thema nun kommende Woche in seiner Sitzung besprechen, doch Kaufmann zeigt sich bereits sehr interessiert: «Nachhaltige Energie ist ja das Thema der Stunde.» Er erinnert sich, dass das Projekt damals bei Informationsanlässen wohlwollend in der Gemeinde aufgenommen wurde. Gerade in der Bürgergemeinde mit ihrem Engagement in der Waldwirtschaft ist man sehr auf Nachhaltigkeit bedacht.

Wenn der Wind von einer möglichen Neulancierung des Projekts allerdings weiter bis nach Füllinsdorf weht, wäre die Opposition sicher. Dort wohnt nämlich Christoph Keigel, Vorstandsmitglied beim Verein «Wind-Still». Die Initiative bekämpft im gesamten Kanton Windenergie. Das bisweilen so erfolgreich, dass Windkraft hier als chancenlos gilt. Auch auf den Schleifenberg hat der Verein mit klobigen Google-Earth-Visualisierungen Windräder gephotoshopped

Ob sich diese Stimmung bald dreht, wird auch die Abstimmung in Muttenz zeigen. Denn auch dort wurde ein Windradprojekt vergangenes Jahr eigentlich von der Gemeinde beerdigt. Nach einer erfolgreichen Petition von Schüler*innen des örtlichen Gymnasiums und einem Antrag an den Gemeinderat werden die Muttenzer*innen noch einmal über das Windrad abstimmen können. Das Ergebnis wird wohl auch die EBL interessieren.

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Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitk. Way too many Anglizismen.

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