Mehr Sichtbarkeit für das soziale Basel
Im Rahmen der neuen Veranstaltung Einblick Basel stellen sich kommende Woche 75 soziale Institutionen dem Publikum vor – mit offenen Türen, Ausstellungen, Stadtführungen und Möglichkeiten zum Austausch.
Auf den Punkt
|
Das «soziale Basel» ist so gross, dass man gar nicht genau sagen kann, wie viele Institutionen es eigentlich gibt, die Menschen in prekären oder herausfordernden Lebenssituationen unterstützen. Die Veranstaltung Einblick Basel setzt hier an.
Ähnlich wie die Industrienacht für Unternehmen will Einblick Basel sozialen Einrichtungen und Angeboten in Basel eine Plattform bieten. Es sind vielfältige Themen, die bei der ersten Ausgabe am 13. Juni so ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden sollen: Alter, Armut, Arbeitslosigkeit, Beeinträchtigung oder Migration.
Die Initiative kommt aus dem sozialen Basel selbst: Christian Keller von der Stiftung Sucht sagt, er habe sich nach dem Besuch der Industrienacht überlegt, wie man eine Sozialnacht aufbauen und anbieten könnte. Mit der Idee sei er vor zwei Jahren an die Projektleitung der Industrienacht herangetreten: die Agentur «das mgmt» um Kulturmanager Frederick Dürr.
Einblick Basel trägt denn in gewisser Weise auch die Handschrift des mgmts: Vom eigens organisierten Programm der teilnehmenden Institutionen über die Überblicks-Website bis zum Pressespaziergang mit Kopfhörern, an dem an diesem Mittwochmorgen ungefähr so viele Vertreter*innen von Institutionen und Projektleitung teilnehmen wie Journalist*innen.
Am Pressespaziergang erklärt Projektleiterin Sophia Schwager, dass zu Beginn die Idee gewesen sei, 15 bis 20 Institutionen zu finden, die an einer solchen Veranstaltung mitmachen würden. Angemeldet haben sich nun 75. Dazu gehören Organisationen wie CO13, das Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der beruflichen Eingliederung begleitet oder die Stiftung Wohnwerk, die sich für berufliche und soziale Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzt.
«Wir wollen zeigen, wer wir sind, was wir machen und wieso unsere Arbeit wichtig ist. Und mit wir meine ich auch die Menschen, die unser Angebot nutzen», sagt zum Beispiel Nelca Parlak. Parlak ist Geschäftsleiterin von Insieme Basel, einem Verein, der zum Beispiel barrierefreie Ferien organisiert und in verschiedenen Quartieren Wohngruppen führt, in denen Personen im Alltag Unterstützung erhalten.
Ebenfalls Teil des Programms ist die Frauenoase im Kleinbasel. Die Anlauf- und Beratungsstelle richtet sich an Frauen «mit Lebensmittelpunkt auf der Gasse», erklärt Geschäftsleiterin Saskia Leu-Hausmann. Sie sieht den Tag als Gelegenheit, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. «Wir wollen an diesem Tag aufzeigen, was die besonderen Bedürfnisse, aber auch die besonderen Überlebensstrategien dieser Frauen oder weiblich gelesenen Personen sind», erklärt sie.
Dazu gibt’s eine Ausstellung, die Gedanken und Erlebnisse der Frauen aufzeigen soll. Die Frauenoase will Einblick in einen Tagesablauf einer obdachlosen Person geben und Besuchenden die Möglichkeit bieten, sich mit den eigenen Stereotypen und Vorurteilen zu Themen wie psychische Erkrankungen, Abhängigkeitserkrankungen, Sexarbeit oder Obdachlosigkeit auseinandersetzen können.
Das Interesse der Institutionen scheint also da. Jetzt muss nur noch das Publikum kommen.
Ansprechen will die Veranstaltung nicht nur die breite Bevölkerung, sondern auch Betroffene und Angehörige, die sich über Angebote informieren möchten, Personen, die einen Beruf im sozialen Bereich anstreben oder Auftraggeber*innen aus der Wirtschaft, die Interesse an Produkten und Dienstleistungen aus geschützten Werkstätten haben. Für die Besucher*innen ist das Programm kostenlos – wer will kann allerdings für 10 bis 50 Franken ein «Unterstützungsticket» kaufen.