Erste Väärs zur Sperrung der Margarethenbrücke
«Wie sauer macht dich die gesperrte Margarethenbrücke?», wollten wir bei der Frage des Tages wissen. Darauf reagiert die BVB mit einer «Noochricht an d Bängg» – und die wird sogleich gekontert.
Der Tenor bei den Bajour-Leser*innen ist deutlich: Die Sperrung der Margarethenbrücke ist Schnitzelbangg-Material. Seit Anfang Juli ist sie für den Tram- und Schwerverkehr aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Linie 16 wird umgeleitet, auf der Linie 2 sind Ersatzbusse im Einsatz, die aber einen Umweg fahren müssen.
In der Frage des Tages wollten wir von unseren Leser*innen wissen, wie sauer sie das macht. Und knapp die Hälfte aller Abstimmenden befand: «Ich freue mich auf die Schnitzelbangg-Värs».
Vorgelegt haben die BVB gleich selbst mit einer «Noochricht an d Bängg»:
Dem Spitzbueb mussten wir das nicht zweimal sagen. Er schreibt uns dazu:
d BVB, die sait zu miir:
«Miir kenne wirggligg nyt drfiir.»
Syt Joore scho saag yych zu miir:
Die kenne wirggligg nyt drfiir!
Ernster ist der Ton aber in den anderen Kommentaren: Mitte-Politikerin Beatrice Isler-Schmid frustriert die Situation. Sie glaubt nicht, dass die Brücke wie von der SBB prognostiziert bis Ende März 2024 wieder bereit für den ÖV- und Lastwagenverkehr ist. «Heutzutage geht wegen der Bürokratie immer alles länger. Bevor ich die sanierte Brücke sehe, glaube ich diesem Zeitplan nicht», schreibt sie.
Als provisorische Lösung wird nun in der Politik über einen Tramgleisbogen in die Güterstrasse diskutiert. Das fände Isler-Schmid «sehr gut». Allerdings: «Diesen sollte man aber liegen lassen. Eine Million auszugeben und den Gleisbogen dann wieder abzubauen, macht keinen Sinn. Irgendwann muss die Margarethenbrücke sowieso weg und dann bräuchte man auch wieder eine Lösung.»
Auch andere Kommentierende fragen sich, wieso man den Gleisbogen nicht gleich als Dauerlösung andenkt. So einfach ist das nicht. BVB-Sprecher Benjamin Schmid sagt, den provisorischen Gleisbogen könnten die BVB so kurzfristig einbauen, «gerade weil er provisorisch ist. Das heisst aber auch, dass er wieder zurückgebaut werden müsste». Bei einer definitiven Massnahme wären die Bewilligungsprozesse länger. Schmid ergänzt: «Kosten würde dieser Ein- und Rückbau rund 1 Million Franken. Dementsprechend würde er sich – für die SBB – bei einer Liegezeit von rund 100 Tagen rechnen, da der Tramersatz-Betrieb mit Bussen täglich rund 10‘000 Franken kostet.»
Für eine Totalsanierung – und die wird kommen – gebe es «selbstverständlich Planungen für eine alternative Linienführung», so Schmid. «Die Totalsanierung der Brücke inkl. BehiG-Umbau der Haltestelle IWB war erst für in einigen Jahren vorgesehen und ist mit anderen Bauprojekten abgestimmt. Diese Planung und Umsetzung kann man jetzt nicht einfach in einer Hau-Ruck-Aktion vorziehen.»
«Immerhin kann man jetzt mit dem Velo weniger gefährlich die Brücke queren», schreibt Leserin Susanne Ramsauer. Und da hat sie recht. Bei der Brücke treffen wir Marianne. Als Velofahrerin ist sie unbekümmert:
Thomas Flückiger vom Fisher Shop Basel an der Güterstrasse weist noch auf einen anderen Aspekt hin: Für Geschäfte hier sei es blöd, dass die Trams 2 und 16 nicht fahren. «Das ist wirklich ein Mist, auch für Kunden», sagt er. «Die wissen im Moment nicht recht, wie man hierher kommt. Wenn das noch sieben Monate weitergeht, dann ist das keine gute Entwicklung.» Umsatzmässig merke man es aber noch nicht, so Flückiger.
SP-Nationalrätin Sarah Wyss zeigt sich auch ein bisschen erleichtert: «Die Dauer der Reparatur zeigt, dass es nicht ganz harmlos ist. Ich bin froh, ist nichts passiert.» Es sei aber klar, dass es für die Bevölkerung «extrem mühsam» sei. «Deshalb schlage ich vor, dass die SBB nach Abschluss ein Brückenfest für die Bevölkerung als Wiedergutmachung für die Einschränkungen macht.»
Darauf antwortet ihr Leser Amadis Brugnoni: «Liebe Sarah, ich habe das Gefühl du nimmst die Lage nicht besonders ernst.» Der westliche Teil des Gundeli sei mindestens ein halbes Jahr vom Basler ÖV-Netz abgeschnitten, eine wichtige Verbindung nach Binningen sei unterbrochen «und die einzige Lösung, die dir einfällt ist ein Wiedergutmachungs-Fest?» Brugnoni wünscht sich von ihr konstruktive Lösungen.
Sie habe «postwendend interveniert, um die Arbeiten zu beschleunigen», antwortet sie ihm, als vor zwei Tagen bekannt wurde, dass die Reparatur länger geht, als zuerst gedacht. Ursprünglich rechnete die SBB mit dem Ende der Reparaturarbeiten im Herbst. In einer Interpellation will die Nationalrätin vom Bundesrat wissen, wie der Prozess beschleunigt werden kann und wie die BVB entschädigt wird. Die Kostenfrage ist nämlich noch nicht geklärt. Kanton und BVB sind sich einig: Die SBB sind schuld und müssen zahlen. Man sei im Gespräch, sagen die SBB, und zeigen sich zuversichtlich, eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Es wird also noch einiges zu diskutieren geben, bis die Brücke voraussichtlich Ende März wieder befahrbar ist. Unabhängig davon, was bis dann passiert: Zumindest an der Fasnacht wird spätestens im kommenden Februar abgerechnet.
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